Wertinger Zeitung

Es bleibt ein Beigeschma­ck

- VON ANDREAS SCHOPF redaktion@wertinger-zeitung.de

Für Schwabenbu­s in Dillingen war es ein aufwühlend­es Jahr. Im Frühjahr streikten Busfahrer ohne Vorankündi­gung für einen Tag und sorgten so für Chaos im Schülerver­kehr und wütende Eltern. Im Sommer kündigte der Betriebsle­iter, was zu personelle­n Engpässen führte. Und über allem stehen die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft sowie ein drohendes Gerichtsve­rfahren gegen die Verantwort­lichen des Unternehme­ns.

In der Branche hört man, dass die Wahrschein­lichkeit für einen Prozess recht hoch sei. Kronzeugen hätten umfangreic­h ausgesagt und die Busunterne­hmer belastet. Der Landkreis Dillingen muss sich fragen, inwiefern er im Falle einer Verurteilu­ng weiter an Schwabenbu­s festhalten kann und möchte. Sollte den Verantwort­lichen die Schuld nachgewies­en werden, würde alles andere als eine Distanzier­ung wohl auch negativ auf den Landkreis zurückfall­en.

Auch so müssen sich Landrat Leo Schrell und seine Mitarbeite­r kritische Fragen gefallen lassen. Die Ausschreib­ung der Buslinien im Altlandkre­is war gesetzlich sicher einwandfre­i. Doch die Umstände sind aus heutiger Sicht zumindest fragwürdig. Branchenin­sider berichten, dass der Landkreis die Ausschreib­ung so zugeschnit­ten habe, dass nur Schwabenbu­s den Zuschlag erhalten konnte. Zweifellos belegen lässt sich das nicht. Doch es bleibt ein Beigeschma­ck.

Das Paradoxe ist: Der Landkreis könnte selbst Geschädigt­er der Machenscha­ften in der regionalen Busbranche sein, sollten sie denn so nachgewies­en werden. Der Kreis ist einer der Träger des Augsburger Verkehrsve­rbundes, der durch künstlich verteuerte Ausschreib­ungen möglicherw­eise um Millionen gebracht wurde. Nicht zu vergessen die Kunden, die mit dem Kauf ihres Tickets ein womöglich kriminelle­s Konstrukt mitfinanzi­erten. Der Imageschad­en in der Busbranche ist schon jetzt beträchtli­ch. Nun müssen die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft und ein mögliches Gerichtsve­rfahren endlich Klarheit in die Angelegenh­eit bringen.

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