Wertinger Napoleonstanne: Das Ende einer Ära
Stadtrat Lechwerke rüsten Straßenlampen um. Das spart nicht nur Energie und Kosten, sondern schützt auch Insekten. Ab April 2019 geht es los
Der Wertinger Stadtrat hat in nichtöffentlicher Sitzung entschieden, dass die alte Napoleonstanne endgültig gefällt wird.
Wertingen Der Stadtrat befürwortete einstimmig den Abschluss eines neuen Vertrags mit den Augsburger Lechwerken. Dieser sieht vor, die Straßenbeleuchtung in Wertingen und den Ortsteilen im nächsten Jahr auf den neuesten technologischen Stand zu bringen. Ulrich Endraß von der LEW stellte das Konzept am Mittwochabend vor. Dieses sieht vor, bestehende Laternen künftig auf neue LED-Leuchten umzubauen oder gegebenenfalls ganz auszutauschen. „Für uns ist das eine fortschrittliche Entwicklung“, sagte Endraß. Die Umrüstung bringe enormes Einsparpotenzial bezüglich Energieverbrauch und CO2-Ausstoß. Außerdem sei Handlungsbedarf vorhanden gewesen. Viele der alten Leuchten waren 2016 durch die EU verboten worden. Vor allem für bisher eingesetzte Quecksilberund Natriumdampflampen – sogenannte HQL- und HQI-Lampen – drohten jetzt Geldstrafen von 5000 Euro. Innerhalb der EU werden bislang 35 Millionen Quecksilberdampflampen genutzt, drei Millionen Leuchten fallen allein auf Deutschland.
Auf Wertingen heruntergerechnet können durch die Umrüstung jährlich rund 115 000 Kilowattstunden eingespart und 64 000 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) vermieden werden. Der aktuelle Verbrauch liegt bei rund 290000 Kilowattstunden (kWh), nach der Modernisierung durch LED-Technik sinkt er auf etwa 175 000 kWh.
Die LEW will vor allem dort austauschen, wo es sich wirtschaftlich rechnet. Zum Teil seien die Leuchten über 35 Jahre alt. Im Wertinger Zentrum wird sich demnach am meisten tun: Hier konzentriert sich der Austausch von Retrolampen auf LED-Basis. Genauso wie in den Ortsteilen Hirschbach, Hohenreichen und Roggden. Mehr als doppelt so viele Lampen wie bisher sollen am Ende auf LED-Technik umgerüstet sein – von jetzt 32 auf 70 Prozent.
Die Lechwerke investierten in die neue Beleuchtung 200 000 Euro. Die Auswechslungskosten sollen auf acht Jahresraten aufgeteilt werden. Durch die hohe Energieersparnis hat die Stadt künftig eine geringere Belastung zu erwarten. Lag sie vorher bei rund 15000 Euro, soll sie nach Berechnung des LEW-Fachmanns auf 7000 Euro jährlich fallen.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei die Umrüstung zu begrüßen. „Doch wie sieht es mit der Lichtverschmutzung aus und wird sich der Artenschutz verbessern?“, wollte Grünen-Stadtrat Ludwig Klingler wissen. Endraß dazu: „Es handelt sich bei den LED-Lampen um ein sehr zielgerichtetes Licht, das nicht mehr in Höfe und Schlafzimmer fällt.“Außerdem ziehe es nicht mehr so viele Insekten an. Dadurch gebe es weniger verschmutzte Lampen, die nicht mehr so oft gereinigt werden müssten.
Die Lampen ähnelten sich insgesamt in ihrer Bauform, antwortete Endraß auf die Frage von CSUStadtrat Franz Bürger, wie viele Arten es künftig geben werde. Es habe sich gezeigt, dass flache Leuchtkörper eine besonders hohe Effektivität zeigen. Lediglich die dekorativen Leuchten, wie sie im Stadtzentrum zu finden sind, bleiben erhalten. Dort soll „Retrofit“auf LED-Basis eingebaut werden.
Johann Bröll, Zweiter Bürgermeister und CSU-Stadtrat, wollte wissen, ob eine Beleuchtung der Radwege mit Sensor möglich wäre. Ein derartiges „bewegtes Licht“sei im Prinzip einfach, so Endraß. Der Weg bleibt gedimmt, solange ihn niemand nutzt. Nähert sich ein Radfahrer oder Fußgänger, erfasst ihn der Bewegungssensor, und die Leuchte fährt zum programmierten Beleuchtungsniveau hoch. Dabei gibt sie das Signal an die nächste Leuchte weiter, die dann ebenfalls hochfährt. In Kissing habe die LEW einen Radweg damit ausgestattet. Königsbrunn und Friedberg wurden für diese zukunftsweisende Innovation im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“– vor drei Jahren sogar ausgezeichnet.