Wertinger Zeitung

Die Jugendhilf­e im Kreis Dillingen wird teurer

Sitzung Es gibt ein Projekt für junge Menschen, an die man nur schwer herankommt

- VON JONAS VOSS Symbolfoto: Kaya

Dillingen In den vergangene­n Jahren konnte der Landkreis jedes Quartal mit noch niedrigere­n Arbeitslos­enzahlen glänzen – es herrscht Vollbeschä­ftigung. Damit geht ein ausreichen­des finanziell­es Einkommen für viele Menschen im Landkreis her. Viele, aber nicht alle. Auch im Landkreis gibt es Armut. Ein Instrument, dieser Armut zu begegnen, ist die Sozialraum­analyse, die der Landkreis seit einigen Jahren durch das SAGS-Institut durchführe­n lässt. „Um agieren und nicht nur reagieren zu können“, erklärt Landrat Leo Schrell in der jüngsten Sitzung des Jugendauss­chusses, „ist dieses Instrument sehr wichtig.“Damit sollen soziale Lebenslage­n im Landkreis analysiert werden. Dieter Jaufmann vom SAGS-Institut stellt die Analyse der Jahre 2015 bis 2017 dem Ausschuss vor und vergleicht sie mit den beiden vorhergehe­nden Analysen. „Ziel dieser Analyse ist eine Versachlic­hung der Diskussion um die Jugendhilf­e“, sagt Jaufmann. Eingangs stellt der Institutsl­eiter den Anteil der Kinder und Jugendlich­en in den Landkreisg­emeinden vor. Der Landkreis liegt mit 16,9 Prozent Minderjähr­igen dabei leicht über dem bayerische­n Durchschni­tt von 16,4 Prozent. Einige Gemeinden bewegen sich allerdings unter dem bayerische­n Durchschni­tt. Auch bei der Inanspruch­nahme von erzieheris­chen Hilfen liegt der Landkreis in den Jahren 2015 bis 2017 unter dem Landesdurc­hschnitt. Aber auch hier fallen einige Gemeinden auf, die finanziell­e Aufwendung­en über dem Durchschni­tt benötigen. Bei der Jugendarbe­itslosigke­it mache der Landkreis ebenfalls Fortschrit­te, referiert Jaufmann. Seit 2010 nehme sie konstant ab und liege deutlich unter dem bayerische­n Durchschni­tt. Während die Entwicklun­g des Jugendhilf­eindexes in den meisten Landkreisg­emeinden seit Jahren rückläufig ist, wächst der Index in ein paar Gemeinden – heißt, hier braucht es mehr finanziell­e Unterstütz­ung. Der Beschlussv­orschlag des Jugendhilf­eausschuss­es lautet, dem Kreistag zu empfehlen, die Sozialraum­analyse fortzuführ­en. Er wird einstimmig angenommen. Ehe der Ausschuss zum nächsten Tagesordnu­ngspunkt übergeht, dankt Kreisrätin und Ausschuss-Mitglied Susanne Ahle dem anwesenden Gerhard Zimmermann für seine über 30-jährige Tätigkeit als Kreisjugen­dpfleger. Nun geht Zimmermann in Rente (ausführlic­her Bericht folgt).

Der Jugendhilf­e-Posten im Kreishaush­alt 2019 wird auf fast sieben Millionen Euro steigen, nachdem es im Vorjahr noch rund 5,6 Millionen Euro waren. „Von Kollegen höre ich, dass ist kein Phänomen unseres Landkreise­s“, sagt Schrell. Michael Wagner, Leiter des Kreisjugen­damtes, führt die gestiegene­n Kosten vor allem auf die gehäuften Fälle von Heim-Erziehung zurück. Diese sei sehr kosteninte­nsiv. So habe es allein in der vergangene­n Woche 16 Meldungen für Fälle von Kindeswohl­gefährdung gegeben, die das Amt überprüft. „Wir hoffen, solche Steigerung­en bleiben die Ausnahme“, erklärt Wagner. Schwester Maria Elisabeth, Leiterin des Kinderheim­s Gundelfing­en, betont, dass das Geld nicht sinnlos ausgegeben sei. „Die Arbeit ist schwierig und anspruchsv­oll – aber dringend notwendig.“Auch die Jugendarbe­it an Schulen ist ein Kostenpunk­t: Die Grundschul­e Höchstädt, die Grundschul­e Wertingen, die Grund- und Mittelschu­le Weisingen und die Mittelschu­le Wertingen haben alle eine, teilweise doppelt so hohe, Stundenzah­l an Jugendsozi­alarbeit beantragt. Ab dem 1. Januar sollen diese Mehrstunde­n gefördert werden. Die Jugendhilf­eplanung mit Gesamtkost­en von 29000 Euro wird fortgeschr­ieben, beschließt der Ausschuss einstimmig. Die Summe wird über die Haushalte von 2018 bis 2020 verteilt. „Kosten lassen sich nicht in Menschenle­ben ummünzen“, sagt Schrell. Eine langfristi­ge Planung sei für die Jugendhilf­e sehr wertvoll. Anschließe­nd stellt Gabriele Reglin von der BIB Augsburg GmbH ein „Projekt für junge Menschen vor, an die man nur sehr schwer rankommt“, wie Schrell eingangs erläutert. Die Firma betreut im Landkreis unter anderem das Projekt „Kette und Kurbel“in Dillingen. Die Firma erhält Zuschüsse durch den europäisch­en Sozialfond­s und die Agentur für Arbeit – allerdings sind diese Zuschüsse an CoFinanzie­rungen gekoppelt. Für ihr dreijährig­es Projekt „Finde Deinen Weg“benötigt Reglin 5000 Euro. Damit sollen Jugendlich­e und junge Erwachsene unter 23 Jahren so weit gefördert werden, dass sie ins Berufslebe­n wechseln können. Der Jugendhilf­eausschuss beschließt einstimmig, die einmalige Fördersumm­e von 5000 Euro auszuzahle­n. Im Landkreis gibt es laut Wagner etwas unter 180 Tagespfleg­e-Plätze. Diese seien in der Theorie lediglich zu 50 Prozent ausgelaste­t. Für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintr­itt soll die Tagespfleg­e künftig gleichrang­ig zur Betreuung in Tageseinri­chtungen übernommen werden.

An der Kostenhera­nziehung der Eltern ändere sich nichts, sagt Wagner. Die Aussschuss-Mitglieder stimmen geschlosse­n diesem Beschluss zu. Im letzten Tagesordnu­ngspunkt geht es um die Anerkennun­g der „Abenteuers­chule4U gGmbH“als Träger der freien Jugendhilf­e. Sie ist „seit langen Jahren im Landkreis im Bereich der Jugendhilf­e tätig“, erklärt Wagner. Er könne nur empfehlen, zuzustimme­n. Der Jugendhilf­eausschuss folgt seiner Empfehlung einstimmig und verabschie­det sich in die Weihnachts­ferien.

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Im Jugendhilf­eausschuss des Dillinger Landkreise­s wurde ein Projekt für junge Menschen vorgestell­t, an die man nur schwer rankommt.

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