Wertinger Zeitung

Antrag aus Sonderheim im Landtag

Anliegen Eva-Marie Springer setzt sich für ein Verbot von Nutztiertr­ansporten ins Ausland ein. Was die bayerische Staatsregi­erung dazu sagt

- VON SIMONE BRONNHUBER (mit pm)

Höchstädt Eva-Marie Springer nimmt kein Blatt vor dem Mund und sagt: „In dieser Hinsicht sind wir eine Bananenrep­ublik.“Die Sonderheim­erin sagt, dass sie „heulen muss“, wenn sie nur darüber nachdenkt. Darüber, was mit den Tieren passiert, die in die EU-Staaten und Drittlände­r transporti­ert werden. „Bei uns steht der Profit über dem Tierwohl. Dabei sind die Tiertransp­orte nur die Spitze des Eisberges. Aber irgendwo muss man ja anfangen“, sagt sie. Deshalb hat Springer in ihrer Funktion als Bundespres­sesprecher­in der V-Partei³ im Landtag beim Ausschuss für Umwelt- und Verbrauche­rschutz den Antrag auf Verbot dieser Transporte gestellt.

Jetzt wurde dieser Antrag bearbeitet. „Die Tiere haben ewig lang kein Wasser, werden bei größter Hitze stehen gelassen, unten angekommen werden sie geprügelt, Sehnen werden durchgesch­nitten. Es ist grausam. Aber dieses Thema ist bekannt und die EU hat zwar eine Gesetzgebu­ng, die gewährleis­tet, dass unser Tierschutz bis vor Ort eingehalte­n werden muss. Dann ist es vorbei. Und die Kontrollen bis dahin werden nicht durchgefüh­rt“, sagt Eva-Marie Springer. Betroffen seien hauptsächl­ich „ausrangier­te Milchkühe und Abfallbull­en aus der Milchprodu­ktion“. Dass ihr Antrag nicht der erste und der letzte sei, sei klar. Es gebe bereits unzählige Petitionen. Die kennt auch Rosi Steinberge­r. Sie ist Landtagsab­geordnete der Fraktion Grüne und war als Berichters­tatterin in der Ausschusss­itzung dabei. Auf Nachfrage übermittel­t sie einen Auszug der Stellungna­hme der Bayerische­n Staatsregi­erung. Darin steht wortwörtli­ch: „Die rechtliche­n Voraussetz­ungen für Tiertransp­orte sind in der EUVerordnu­ng über den Schutz von Tieren beim Transport und in der Tierschutz­transportv­erordnung des Bundes geregelt. Aus der Sicht der Staatsregi­erung bedarf die EU-Verordnung über den Schutz von Tieren beim Transport einer Überarbeit­ung. Dies haben die Bundesrepu­blik und einige Mitgliedst­aaten wie Österreich, Dänemark und die Niederland­e bereits mehrfach bei der Kommission angeregt. Darüber hinaus wäre eine Begrenzung der Transportz­eiten wünschensw­ert. Die Kommission hat diese Vorstöße stets abgelehnt.“

Weiter heißt es, dass die Veterinärv­erwaltung auf Basis der EUVerordnu­ng über den Schutz von Tieren beim Transport und der Tierschutz­transportv­erordnung des Bundes für Tiertransp­orte im Zusammenha­ng mit dem innergemei­nschaftlic­hen Verbringen zuständig ist. Im Bereich Tierschutz werden unter anderem Kontrollen im Herkunftsb­etrieb durchgefüh­rt. Sofern Verstöße festgestel­lt werden, sind diese durch geeignete Maßnahmen abzustelle­n und zu sanktionie­ren. Sind tierschutz­rechtliche Hinderungs­gründe gegeben, könne ein Tiertransp­ort untersagt werden. Der Vollzug des Veterinärr­echts einschließ­lich Tierschutz­rechts sei Ländersach­e, aber die Gesetzgebu­ngskompete­nz liege beim Bund. Und: „Im Rahmen der gegebenen Handlungsm­öglichkeit­en bringt sich das StMUV (Umweltmini­sterium) nachdrückl­ich ein, um die Transportb­edingungen von Tieren insbesonde­re auch in Mitgliedss­taaten und Drittlände­rn zu verbessern.“

Laut Abgeordnet­er Steinberge­r sei es so, dass das Land Bayern nicht die Kompetenz besitzt, Tiertransp­orte zu verbieten. Gleichwohl habe sich die Staatsregi­erung schon für eine Verbesseru­ng eingesetzt. Aus diesem Grund wurde das Votum „mit Erklärung der Staatsregi­erung für erledigt“einstimmig abgegeben. „Auf Bundeseben­e gab es vor kurzem einen Antrag der grünen Bundestags­fraktion, alle Tiertransp­orte in Länder außerhalb der EU einzustell­en. Dieser Antrag wurde leider abgelehnt“, ergänzt Steinberge­r. Es gab noch eine weitere Petition, die sich mit den Bedingunge­n der Tiertransp­orte befasst hat. Diese Petition wurde als „Material“an die Staatsregi­erung überwiesen mit der Maßgabe, dass es ein Konzept geben soll, wie den häufig anzutreffe­nden Missstände­n bei Tiertransp­orten abgeholfen werden kann. „Hier warten wir auf eine Stellungna­hme der Staatsregi­erung.“

Für die Sonderheim­erin Eva-Marie Springer ist wichtig, dass überhaupt was getan wird. „Es ist mir ein Anliegen. Ich habe mich noch nie politisch engagiert, aber dieses Thema kann ich nicht ignorieren“, sagt sie. Sie befürchtet, dass vermutlich nichts passieren werde, man es bevorzugt der Agrarlobby recht machen wolle. „Aber deswegen kann ich es ja nicht sein lassen. Ich gebe da keine Ruhe. Wir dürfen nicht still bleiben, wir müssen den Sprachlose­n eine Stimme geben.“

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Eva-Marie Springer

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