Wilder Reis wächst in der Wörnitz
Botanik Mitglieder der Arge Flora Nordschwaben sind weiter aktiv und finden neue Pflanzen
Landkreis „Löwenzahn ist nicht gleich Löwenzahn“war die Schlagzeile, als vor einem Jahr der 800 Seiten starke Band „Flora von Nordschwaben“erschien. Über 1900 Sippen der heimischen Flora sind darin festgehalten. Bei nahezu allen Pflanzen zeigt eine Rasterkarte die Verbreitung in Nordschwaben.
Über 25 Jahre wurden die Wildpflanzen der beiden Landkreise Donau-Ries und Dillingen sowie darüber hinaus notiert, geprüft und veröffentlicht. Auch nach der Herausgabe des Buches zieht die Projektgruppe weiter durch die Flur – und hat weitere Pflanzen entdeckt.
Genauer gesagt haben Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft im Jahr 2018 neun neue Pflanzensippen gefunden, die noch nicht in der „Flora von Nordschwaben“stehen. Etwa ein Dutzend Mal im Jahr trifft sich die Botaniker-Gruppe. Wer sich gern anschließen möchte, ist willkommen. Bei den Exkursionen wird besonders auf Einsteiger geachtet. Beim nächsten Stammtisch im Januar geht es im Vereinslokal in Tapfheim um die Bestimmung von Pflanzen anhand von Belegen oder Bildern. „Die Pflanzenwelt verändert sich durch den Klimawandel und den veränderten Umgang mit unserem Natur- und Kulturland“, teilt die Arbeitsgemeinschaft mit. Es kämen immer mehr wärmeliebende Pflanzen in die Region: „Leider ist festzustellen, dass zum Beispiel Trollblumen- und Margeriten-Wiesen kaum noch zu finden sind.“
Bei Begehungen konnte der Wilde Reis beziehungsweise die Europäische Reisquecke an mehreren Stellen in der Wörnitz notiert werden. Der einzige Wuchsort des Brillenschötchens im Landkreis DonauRies auf einer Lechaue konnte bestätigt werden. Der Neufund der Nordamerikanischen Haarnixe im Dillinger Raum bereitet der Arge Sorgen, da diese Pflanze die heimischen Arten verdränge.
Vor einigen Jahren hat sich eine Arbeitsgruppe gebildet, die nach über 100 Jahren ein neues Florenwerk für ganz Bayern herausgeben will. Dafür hat auch die Arge Flora Nordschwaben über 400 000 Datensätze zur Verfügung gestellt.
Die vielen Funddaten der nordschwäbischen Arbeitsgruppe und die Daten weiterer Regionalfloren aus ganz Bayern werden zurzeit in einer zentralen Datenbank in München gesammelt. Ziel des Ganzen ist die Herausgabe einer „Flora von Bayern“. Ein großer Teil der Pflanzenfunde kann schon jetzt im Internet unter www.wiki.bayernflora.de angesehen werden. In der neuen „Bayern-Flora“sollen historische und aktuelle Daten ab 1983 unterschiedlich dargestellt werden. Da es besonders in Schwaben, Niederbayern und der Oberpfalz viele nicht beziehungsweise unterkartierte Gebiete gab, zogen seit fünf Jahren ehrenamtliche Kartierer durch viele Gebiete. Die Arbeitsgemeinschaft Flora Nordschwaben hat sich an diesem Projekt beteiligt, mit dem Schwerpunkt, Pflanzen in den unterkartierten Gebieten Mittelschwabens festzuhalten. Hierbei ist neben vielen Raritäten mit der DistelSommerwurz „ein schöner Fund gelungen“. Einzelne Funde dieses Schmarotzers sind im Donau-Auwald zu finden. Mitglieder der Arge haben sich zudem an der Erstellung der neuen „Roten Liste“gefährdeter Pflanzen Deutschlands (Band 7) beteiligt.