Fakten im Land der Fake News
So arbeiten US-Medien zu Trump-Zeiten
Seit Donald Trump im Januar 2017 sein Amt als Präsident angetreten hat, sind die USA das Land der „Fake News“geworden. Es sind nicht die Medien, die Falschnachrichten verbreiten. Es ist in vielen Fällen Trump selbst. Die Zeitungen übernehmen die Rolle des Korrektivs, das Trumps Lügen entlarvt. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, haben die Medien dort eine Vielzahl an Vorkehrungen getroffen, die eine journalistisch und nachrichtlich einwandfreie Berichterstattung gewährleisten sollen.
Die New York Times (NYT) ist besonders vorsichtig – vor allem, seit ihr Reporter Jayson Blair Anfang des Jahrtausends mit dutzenden gefälschten Geschichten die Reputation des Hauses aufs Schwerste erschüttert hatte. Der 33-jährige Claas Relotius schien sich Blair zum Vorbild genommen haben. Während sich der Amerikaner nach seinem Rücktritt in eine Nervenklinik einweisen ließ, nimmt auch Relotius für sich in Anspruch, krank zu sein.
Times-Verleger Arthur Sulzberger sprach damals von einem „riesigen schwarzen Auge“, drang auf zusätzliche Sicherungen. Artikel durchlaufen heute mehrere interne Instanzen, in denen Redakteure brisante Inhalte verifizieren. Parallel installierte die NYT einen Leseranwalt, der ein wachsames Auge auf Inhalte hielt. Der Ombudsmann, auf den auch andere US-Medienhäuser schwören, war als Scharnier zwischen Redaktion und Leserschaft gedacht und sollte sicherstellen, dass es einen Rückkanal gab, der zu einer schnelleren Aufdeckung von fabrizierten Geschichten beitragen konnte. 2017 stellte die Times die Position des „Public Editors“ein. Der heutige Chefredakteur Dean Baquet rechtfertigte das mit der veränderten Mediensituation. Probleme wie mit Blair würden in Zeiten von Twitter und Blogging sehr schnell entdeckt werden. „Die Welt ist besser geworden, uns zu überprüfen.“Aber es sei arrogant zu sagen, „so etwas könnte nie wieder passieren“.
Als Alternative schuf die Times ein „Leserzentrum“, an das sich Interessierte mit „Feedback, Fragen, Sorgen, Beschwerden und anderen Anfragen“wenden können. Mit der Ankunft Trumps im Weißen Haus führte das Blatt in seinem Washingtoner Büro die formale Position eines Faktencheckers ein – nicht nur für die Aussagen des Präsidenten, sondern vor allem für die Texte der Redaktion. Thomas J. Spang