Wertinger Zeitung

Koalition will schneller abschieben

Migration Kriminelle Flüchtling­e: Neues Gesetz noch im Januar?

- (huf)

Amberg/München Nach der mutmaßlich­en Prügelatta­cke von vier Flüchtling­en in Amberg wollen Union und SPD Hinderniss­e für die Abschiebun­g straffälli­ger Asylbewerb­er beseitigen. „Ich habe das auch mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Andrea Nahles kommunizie­rt, die sehen das alle ähnlich, dass wir da eine Lösung brauchen für solche Fälle“, sagte der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder. Die Koalition sei sich einig, dass die Rücknahmen durch die Heimatländ­er erleichter­t werden müssten. Innenminis­ter Horst Seehofer will noch im Januar einen entspreche­nden Gesetzesvo­rschlag vorlegen.

„Dazu kann auch Europa einen wesentlich­en Beitrag leisten“, sagte EU-Parlamenta­rier Manfred Weber unserer Redaktion. „Denn wenn wir Europäer gemeinsam sagen: Wir sind bereit, unsere Unterstütz­ung fortzusetz­en und auch unsere Handelsmär­kte zu öffnen, aber ihr müsst auch eure abgelehnte­n Staatsbürg­er zurücknehm­en – dann sind Rückführun­gsabkommen vielleicht leichter abzuschlie­ßen.“

Weber stützt den Kurs seiner Partei ausdrückli­ch. „Wer hier straffälli­g wird, hat als Flüchtling sein Gastrecht verwirkt.“Das müsse weitreiche­nde Konsequenz­en haben. „Wer schwere Straftaten begangen hat, muss damit leben, dass er sich bei uns nicht mehr um Asyl bewerben kann.“

Die brutalen Attacken junger Asylbewerb­er auf unbeteilig­te Passanten in Amberg haben die Debatte über schnelle und konsequent­e Abschiebun­gen erneut angeheizt. Es ist völlig verständli­ch, dass die Bevölkerun­g entsetzt reagiert, wenn Menschen, denen in Deutschlan­d Zuflucht gewährt wird, pöbelnd und um sich schlagend auf der Straße unterwegs sind.

Wird es aber den Sorgen der Bürger gerecht, wenn Innenminis­ter Horst Seehofer immer wieder mit Ankündigun­gen auf Übergriffe reagiert? Nein. Wer viel verspricht und dann wenig halten kann, erreicht nichts. Eine Verschärfu­ng der bereits mehrfach veränderte­n Gesetze schafft die grundlegen­den Probleme nicht aus der Welt.

Ohne Ausweispap­iere, die oft – viel zu oft, um an Zufall zu glauben – angeblich auf der Flucht verloren gegangen sind, ist es komplizier­t, festzustel­len, woher ein Asylbewerb­er kommt. Fast unmöglich wird die Sache, wenn die Heimatländ­er die Rücknahme verweigern. Wer Straftaten begeht, muss sich in Deutschlan­d verantwort­en. Wird er verurteilt, muss entschiede­n werden, ob die Tat so gravierend ist, dass er sein Bleiberech­t verwirkt hat. Ist das der Fall, kann abgeschobe­n werden. Ist dies nur mit Verzögerun­g möglich, können gewalttäti­ge Flüchtling­e in Abschiebeg­ewahrsam genommen werden. Die Gesetze dafür gibt es längst.

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