Kirche Bliensbach ist in die Jahre gekommen
Sanierung Das Dachtragwerk von Sankt Margaretha ist stark beschädigt. Das hat viel mit Stürmen zu tun, aber gar nichts mit den Fledermäusen, die dort oben wohnen
Bliensbach Viele Treppenstufen führen hoch hinauf in den Dachstuhl und weiter in den Chorturm der Kirche Sankt Margaretha, einer einschiffigen Saalkirche aus dem 14. Jahrhundert. Das Langhaus in seiner heutigen Form ist aus dem Jahre 1787. Von der Dachebene aus, geht es hinter einer ausgebrochenen Mauerwerksöffnung zu einer weiteren und besonderen Treppe aus gehauenem Holz höher hinauf in den Glockenturm. Dort findet sich eine schriftliche Datierung von 1692. Das Turmobergeschoss ist reich gegliedert und ist aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Dachkonstruktion stammt aus der spätbarocken Bauphase.
Das Dachtragwerk ist allerdings in die Jahre gekommen und stark beschädigt. Deshalb wird die Kirche seit dem Herbst renoviert. Seitdem steht am Langhaus ein Gerüst. Kurz vor Weihnachten wurde auch der Chorturm eingerüstet. Die Kirche steht erhöht auf einem Hangsporn und ist mit dem großen Gerüst weithin sichtbar.
Bei den Arbeiten sind nicht nur Vorgaben des Denkmalschutzes, sondern auch Vorgaben des Artenschutzes und der Naturschutzbehörde zu beachten, da Fledermäuse im Dachgebälk leben. Die aktuellen Renovierungsarbeiten im Dach dürfen wegen der Fledermäuse nur in den kalten Wintermonaten durchgeführt werden. Während dieser Zeit verlassen die seltenen und artgeschützten Tiere ihr Domizil unter dem Dach. „Sie gehen in den Winterurlaub und ziehen sich an frostsichere Orte wie Baumhöhlen, Bierkeller und Grotten zurück“berichtet Wilhelm Kotschner aus Laugna, „daraus ergeben sich Konsequenzen für den zeitlichen und für den baulichen Ablauf der Renovierungsarbeiten,“berichtet der Gesamtkirchenpfleger der Pfarreiengemeinschaft und Kirchenpfleger in Bliensbach.
Zum Jahreswechsel übergab er das Amt des Kirchenpflegers an Hans Schuster aus Hohenreichen. Gemeinsam betreuen sie die laufenden Renovierungsarbeiten. Bei einem Kontrollgang kurz vor Silvester stellten sie Sturmschäden am Dachfirst fest und meldeten den Schaden. „Um einen weiteren Schaden durch Sturmschaden zu verhindern, kamen am Sonntag die Zimmerer, deckten den First ab und schraubten die Ziegel fest“, berichtet Hans Schuster. Die Kirchenpfleger berichten von Öffnungsschlitzen, die am Dach angebracht werden, damit das Gebälk wie bisher für die geschützten Tiere zugänglich bleibt.
Bereits 2014 gaben Sicherheitsmängel an Kirchenbauten in der Region Anlass für eine umfassende Standsicherheitsprüfung der Kirchen in der Diözese Augsburg. Namhafte Spezialisten sind mit der Prüfung beauftragt. Sie stellten an den Kirchen in Osterbuch, in Laugna und in Bliensbach schwerwiegende bauliche Mängel fest. In Bliensbach stellten sie Beschädigungen des Mauerwerks durch Feuchtigkeit, Rissbildung und Schäden an der Bleiverglasung der Fenster fest. „So manchem Besucher des Gottes- dienstes ist schon früher ein muffliger Geruch unangenehm aufgefallen und es gab Beschwerden,“erzählt Kotschner. Maßnahmen zur besseren Luftzirkulation wurden ergriffen und Lüftungsgitter in den Boden eingearbeitet. Sensoren in der Wand informieren über die Beschaffenheit und das Bewegungsverhalten der vorhandenen Risse.
Doch besonders fällt die Kirche in Bliensbach mit starken Schäden am Dachtragwerk und dem tragenden Dachgebälk auf. Fäulnis, Feuchtig- keit und Wurmbefall haben mit der Zeit tragende Balken stark beschädigt. „Die Fäulnis an den Zerrbalken ist das Hauptübel bei der Statik,“hebt Schuster hervor. Mittlerweile sind schon einige der verfaulten Balkenköpfe der Sparren und Zerrbalken unter Beachtung der Vorgaben des Landesamtes für Denkmalschutz ausgewechselt oder repariert.
Während der Arbeiten findet sich in verborgenen Ritzen jede Menge uralter und unsachgemäß entsorgter Bauschutt, der sich hier angesammelt hat und hier verrottet. Das Material musste raus, denn es verhinderte die nötige Luftzirkulation und unterstützte die Fäulnisbildung. Gegen den Wurmbefall der Balken ist eine Kombinationsbehandlung von Bestreichung und Begasung angedacht.
Die aus ganzen Baumstämmen gehauenen Treppenstufen sind bisher für heutige Standards nicht ausreichend mit alten Holznägeln verbunden. Die Treppe soll mit neuen Verbindungen und einem Schutzgitter den geltenden Sicherheitsstandards angepasst werden. Während die Arbeiten im Dachstuhl und in der Kirche noch andauern, ist die neue Dacheindeckung mit Biberschwanzziegeln, neuer Lattung und Sturmsicherungshaken bereits abgeschlossen. Spätestens im zeitigen Frühjahr, bevor die Fledermäuse wieder zurückkommen, werden die Renovierungsarbeiten im Dach abgeschlossen und wieder Ruhe im Gebälk eingekehrt sein.