Theater: Im Ofenhaus wartet viel Neues
Kultur In der Ausweichspielstätte am Gaswerkgelände gibt es einige Überraschungen, etwa im Bereich Gastronomie
Der erste Eindruck ist immer besonders spannend. Das zeigt auch ein erster Blick hinter die Kulissen im historischen Ofenhaus. Kommenden Samstag hat das imposante Bauwerk auf dem denkmalgeschützten Gaswerkgelände in Oberhausen Premiere als neue Spielstätte des Staatstheaters. Viele Theaterfans warten schon darauf. Einiges dürfte Besuchern sehr bekannt vorkommen. Andere Details sind neu, vor allem auch in der Gastronomie.
Die Stadtwerke haben als Eigentümerin des Areals in knapp zwei Jahren Bauzeit das Ofenhaus saniert. Angrenzend wurden ein Neubau und ein Parkhaus mit 350 Plätzen errichtet. Mitte Dezember wurde das Ofenhaus an die Stadt Augsburg als Mieterin übergeben. Damit konnte das Staatstheater nun mit seinen Büros und Werkstätten vom Kennedy-Platz an den neuen Interimsstandort umziehen. Auch Bauteile und Technik der bisherigen Brechtbühne am Kennedy-Platz wurden fürs Ofenhaus übernommen und dort wieder eingebaut, um Kosten zu sparen. Die 219 leuchtend roten Sitze im Besucherraum der neuen Brechtbühne sehen deshalb aus wie gewohnt. Dennoch ist der Raumeindruck in dem historischen Industriebau ein ganz anderer als im bisherigen Containergebäude beim Theater. „Der Raum ist etwas schmaler und auch höher“, sagt der Technische Direktor am Staatstheater, Siegfried Dellinger.
Deshalb mussten in den vergangenen Monaten die Bestuhlung, die technische Ausstattung der Bühne und auch die Bühnenbilder angepasst werden. „Das war viel Arbeit im Detail“, sagt Dellinger. Nun ist alles soweit fertig, dass auf Hochdruck die letzten Proben für das neue Theaterstück „Europe Central“nach einem Roman von William T. Vollmann laufen. Mit dieser Premiere wird die neue Brechtbühne im Ofenhaus am 12. Januar eröffnen. Interessant dürfte für Besucher auch das neue Gastro-Angebot im Ofenhaus werden. Hingucker ist dort eine historische LastenaufzugKabine. Durch sie muss man hindurch, wenn man das Restaurant mit Bistro-Lounge betritt. Ein Blick nach oben lohnt sich. Über den Sitzplätzen im Lokal schwebt als Kunstwerk eine luftige „Dampfwolke“.
Bis die Gastronomie voll in Betrieb gehen kann, wird es noch etwas dauern. Zwar liegen die Bauarbeiten nach Angaben der Stadtwerke im Zeitplan. Wie Gastronom Tobias Emminger erläutert, wird die Küche aber voraussichtlich erst Mitte März fertig sein. Den regulären durchgehenden Restaurantbetrieb ohne Ruhetag will er am 1. April starten. Im Sommer wird auch auf einer großen Terrasse bewirtet. Vorerst soll es für Theaterbesucher noch ein eingeschränktes Angebot mit Getränken und Häppchen geben. Die Premierengäste im Januar werden mit einem externen Catering verpflegt. Emminger freut sich schon sehr auf seine neue Aufgabe. „Das Gebäude ist der absolute Hammer und etwas, was der Augsburger so noch nicht kennt“, sagt er.
Auch viele Mitarbeiter des Staatstheaters bekommen im Ofenhaus ein neues Arbeitsumfeld. Alle Werkstätten sind vom KennedyPlatz aufs Gaswerksgelände umgezogen – die Schreinerei, Schlosserei, Tapezier- und Kascheurwerkstatt und der Malsaal. Außerdem befinden sich im Gaswerk nun die Büroräume der Sparten Schauspiel und Ballett, ein Ballettsaal, eine Probebühne des Schauspiels, die Theaterpädagogik sowie Teile der Bühnenund Haustechnik.
Beim Rundgang durchs Gebäude sieht man an vielen Stellen interessante architektonische Kombinationen von Alt und Neu, viele Räume mit ungewöhnlicher Belichtung und teilweise spektakulären Ausblicken aus den Fenstern auf die alten Industriebauten. Fragt man Theaterpädagogin Imme Heiligendorff, ist sie sehr zufrieden. „Ich gucke raus und finde es super.“Ihre Kollegin Nicoletta Kindermann ergänzt: „Der Ausblick ist wunderbar und öffnet die Gedanken.“Auch das Urteil des Technischen Direktors fällt positiv aus. Dellinger sagt, obwohl es am Interimsstandort im Ofenhaus intern deutlich weniger Platz gebe, seien die Arbeitsbedingungen in Büros und Werkstätten eindeutig besser als an der Kasernstraße.
Nach Angaben des städtischen Kulturreferats liegen die Kosten für den Umzug ins Ofenhaus mit 2,4 Millionen Euro im vorgesehenen Rahmen. „Wir sind im Budget“, sagt Stefan Schleifer, zuständig für Projektsteuerung. Wenn der Betrieb im Ofenhaus offiziell startet, werden nach seinen Angaben alle Räume am Kennedy-Platz leer sein, sodass dort die Sanierung des Theaters im Frühjahr beginnen kann.
Voraussichtlich 2023 soll die Maßnahme abgeschlossen sein. Bis das große Haus wieder öffnet, wird es also noch Jahre dauern. Was sagt Intendant André Bücker, wenn das Staatstheater nun mit zwei dezentralen Ausweichquartieren im Martinipark und am Gaswerkgelände zurechtkommen muss? Die große Herausforderung liege vor allem in der Distanz zwischen Spielstätten und Werkstätten, teilt er mit. Die Theatermitarbeiter der verschiedenen Abteilungen werden viel kreuz und quer durch die Stadt unterwegs sein, das bedeute einen erhöhten Zeit- und Kostenaufwand. „Für uns ist es durch diesen Umstand eine große Herausforderung, trotz Distanz immer in Kontakt zu sein und die innerbetriebliche Kommunikation noch weiter zu intensivieren und zu verbessern.“
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