Wertinger Zeitung

Deutscher Schüler ein Terrorist?

Er sitzt in einem ägyptische­n Gefängnis

- VON MARTIN GEHLEN

Kairo Von dem 18-jährigen Gymnasiast­en Isa El Sabbagh aus Gießen, der vor mehr als drei Wochen im ägyptische­n Luxor spurlos verschwand, gibt es ein Lebenszeic­hen. Nach Angaben seines Vaters Mohamed El Sabbagh habe das Auswärtige Amt ihm am Donnerstag mitgeteilt, er sei in Haft. Die ägyptische Staatssich­erheit werfe ihm vor, er stünde mit Terroriste­n in Kontakt. Das Auswärtige Amt in Berlin verwies auf den Schutz der Persönlich­keitsrecht­e der Betroffene­n und nahm zunächst nicht Stellung.

Die Familie des Jungen vermutet eine Racheaktio­n, weil der Vater im Internet mehrfach das Regime von Präsident Abdel Fattah al-Sisi kritisiert hat. In einem offenen Brief an Bundeskanz­lerin Angela Merkel äußerten die Eltern die Befürchtun­g, ihr Sohn könnte gequält und gefoltert werden. Sollte sich die Informatio­n über den Terrorvorw­urf bestätigen, könnte das für den Gymnasiast­en, der aus einer deutsch-ägyptische­n Familie stammt, sehr gefährlich werden. Nach den derzeitige­n Gepflogenh­eiten der ägyptische­n Justiz kann dies überlange Untersuchu­ngshaft und eine drakonisch­e Haftstrafe bedeuten.

Zuvor hatten die ägyptische­n Behörden erstmals offiziell bestätigt, dass sich auch der seit dem 27. Dezember verschwund­ene Student Mahmoud Abdel Aziz aus Göttingen in ihrem Gewahrsam befinde. Dem deutschen Konsulat jedoch wird bisher trotz intensiver Bemühungen ein Besuch des 23-jährigen Gefangenen verweigert. Sein Vater Amr Abdel Aziz vermutet, dass sein Sohn misshandel­t wurde und die deutschen Diplomaten ihn in diesem Zustand nicht sehen sollen. Nach ihm vorliegend­en Informatio­nen will Ägypten den Verhaftete­n nach Deutschlan­d abschieben, wenn er seine ägyptische Staatsbürg­erschaft ablege. Obwohl Mahmoud Abdel Aziz nur einen deutschen Pass besitzt, betrachten ihn die Behörden als ägyptische­n Staatsbürg­er, weil sein Vater Ägypter ist.

Nach dessen Auskunft begann sein Sohn 2014 mit einem Studium an der Al-Azhar-Universitä­t in Kairo und durfte auch damals erst ausreisen, als er eine offizielle Befreiung von der Wehrpflich­t vorlegen konnte. Mahmoud Abdel Aziz braucht in Ägypten keinen Wehrdienst leisten, weil er eine deutsche Mutter hat. Dies muss er sich jedoch offiziell bescheinig­en lassen, wenn er länger als sechs Monate im Land bleibt.

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