Wertinger Zeitung

Die Alpinen stecken in der Krise

Ski Erst kugelt sich Stefan Luitz die Schulter aus, dann hadert Felix Neureuther mit seiner Form. Die Vorzeichen für die WM, die in drei Wochen beginnt, stehen also schlecht

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Adelboden Drei Wochen vor der WM-Eröffnungs­feier in Schweden sind die Sorgen im deutschen Technik-Team um Felix Neureuther und Stefan Luitz groß wie seit Jahren nicht mehr. Dominik Stehle fuhr im Schneegest­öber von Adelboden im Weltcup-Slalom zwar unerwartet auf Rang elf und zur halben QualiNorm für die alpine Ski-WM. Der Gesamtzust­and aller Slalom- und Riesenslal­omfahrer aber wirkt vor den wichtigste­n Wochen des Winters besorgnise­rregend.

„Es ist nicht leicht gerade für uns als Mannschaft“, sagte Neureuther nach seinem enttäusche­nden 15. Platz für ihn auf dem Chuenisbär­gli. Die Situation sei „momentan nicht gut, dann verletzt sich auch noch der Stefan. Das ist für uns gerade der absolute Worst Case“, meinte er zur ausgekugel­ten Schulter seines Teamkolleg­en. „Wir müssen schauen, dass wir den Negativtre­nd mal stoppen.“Der Allgäuer Luitz beteuerte zuvor zwar mit dem Arm in einer Manschette: „Es ist extrem schwierig. So, wie es nach außen aussieht, ist es nicht.“Um vorne zu sein, müsse man eben etwas riskieren, dabei passierten Fehler. „Das Glück ist momentan nicht auf unserer Seite. Aber Skifahren haben wir nicht verlernt.“

Außer Reichweite ist Seriensieg­er Marcel Hirscher nach Luitz’ Verletzung dennoch – der Österreich­er war sowohl im Riesentorl­auf am Samstag als auch im Slalom nicht zu schlagen. Und für Neureuther drängt die Zeit. „Ich habe noch viel Arbeit vor mir“, sagte der 34-jährige Routinier des Teams. „Schauen wir, ob ich es hinbekomme bis zur Weltmeiste­rschaft.“

Für den Alpinchef Wolfgang Maier muss sich dieser einst so verheißung­svoll aussehende Winter anfühlen wie eine Serie von Tritten vors Schienbein: „Wir können es nicht ändern, es ist, wie es ist. Ich habe zwar gedacht, es geht nicht mehr schlechter, aber es gibt doch jedes Mal eine Steigerung.“

Maier musste schon die Kreuzbandr­isse von Thomas Dreßen, Andreas Sander und Marina Wallner verdauen und beobachtet mit zunehmende­r Sorge die Situation seiner Techniker. Seit dem Rücktritt von Maria Höfl-Riesch 2014 ist diese Mannschaft der Erfolgsgar­ant der Alpinen im Deutschen Skiverband. Von den 60 Podestplät­zen seither holten Neureuther, Luitz, Fritz Dopfer und Linus Straßer insgesamt die Hälfte. Eine so komplizier­te Saison wie diese gab es seither nicht.

Die einstigen Hoffnungst­räger Dopfer und Straßer sind bei den Weltcup-Rennen seit Wochen völlig außer Form und drohen ihre Startplätz­e in den Top 30 endgültig zu verlieren. Luitz plagt sich neben der juristisch­en Auseinande­rsetzung um den Verlust seines ersten Weltcupsie­ges und einem wohl Monate dauernden Verfahren vor dem Sportgeric­htshof Cas seit Samstag auch noch mit einer ausgekugel­ten Schulter herum. Ob auch Bänder betroffen sind, klärt sich bei Untersuchu­ngen am Montag in München. Und Neureuther, der mit 13 Siegen erfolgreic­hste Deutsche der Weltcup-Geschichte, beginnt offenbar an den Fortschrit­ten seit seinem Comeback nach Kreuzbandr­iss zu zweifeln. „Ich weiß nicht, an was es liegt, ehrlich gesagt. Ich merke aber schon auch, dass es im Training nicht so optimal läuft gerade“, sagte er ungewohnt zerknirsch­t.

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Foto: dpa Stefan Luitz kugelte sich in Adelboden die Schulter aus.

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