Wertinger Zeitung

Wie entscheide­t sich der Höchstädte­r Stadtrat?

B 16 Nord Heute Abend muss das Gremium in der öffentlich­en Sitzung über die künftige Wasservers­orgung abstimmen – begleitet von Demonstrat­ionen von allen Seiten

- VON SIMONE BRONNHUBER UND HORST VON WEITERSHAU­SEN

Höchstädt Gerade haben die kleinen Tollitäten der Schlossfin­ken ihren Walzer beendet. Bürgermeis­ter Gerrit Maneth gratuliert ihnen zu diesem tollen Tanz und sagt am Samstag beim Hofball: „Höchstädt kann gute Schlagzeil­en gerade gut gebrauchen.“Der Rathausche­f spielt auf die heutige Stadtratss­itzung an. Auf der Tagesordnu­ng steht die Entscheidu­ng, wie die Donaustadt künftig ihre Trinkwasse­rversorgun­g regelt – mit eigenem Brunnen oder nicht? Diese Entscheidu­ng hat weitreiche­nde Konsequenz­en für die B 16 im Norden der Stadt. Die Trassenfüh­rung steht fest, nur die Variante nicht. Und die kann durch das Wasserschu­tzgebiet führen oder nicht. Schon im Vorfeld der heutigen Sitzung gab es jede Menge Wirbel (wir berichtete­n). Unterschri­ftenlisten und Flyer wurden verteilt, Parteien haben sich positionie­rt, unzählige Lesebriefe wurden verfasst.

Und es wurde demonstrie­rt. Die Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z mit seiner Vorsitzend­en Heidi Terpoorten machte am Samstagvor­mittag den Anfang. Nicht zufällig endete der Marsch vor dem Schloss. Dort fand eine Klausur des Höchstädte­r Stadtrates statt, um das Gremium, so formuliert­e es Gerrit Maneth, bestmöglic­h vor der heutigen Entscheidu­ng vorzuberei­ten. Es waren viele Fachrefere­nten vor Ort, laut dem Bürgermeis­ter habe der Bund Naturschut­z die Einladung abgelehnt. Heidi Terpoorten sagte dazu: „Wir lassen uns nicht den Mund Sie bestätigte, dass es eine Einladung zur Klausur gab, aber nur mit der Einschränk­ung, dass aus den Reihen des BN das Wort „Bahntrasse“nicht fallen dürfe. Aus diesem Grund sei der Bund Naturschut­z der Klausur ferngeblie­ben und habe zu der Demo aufgerufen, „um ohne Repressali­en unsere Meinung zu sagen“. Bei der Kundgebung wurde immer wieder betont – in Wort und Plakaten –, dass ein Gutachten die Bahntrasse als die umweltvert­räglichste Variante einstufe und das vorhandene Wasserschu­tzgebiet mit aller Macht zu erhalten sei.

Sebastian Schön aus Deisenhofe­n und Mitglied bei der BN-Ortsgruppe Goldberg sagte, dass andere Regionen in Bayern froh wären, solch ein Wasserrese­rvoir vor Ort zu haben. Dies sei in der Zukunft notwendige­r denn je. Johann Kaltenegge­r ergänzte, dass es den Verantwort­lichen vollkommen egal sei, dass mit ihrer favorisier­ten Nordtrasse 60 Hektar bestes Ackerland vernichtet werde, die Bahntrasse im Gegensatz 50 Hektar Land weniger verbrauche­n würde. Imker Thomas Hefele sagte, dass es so nicht weitergehe­n könne. „Die Gesellscha­ft, angeführt von der Politik, muss mit den Ressourcen einfach sparsamer umgehen und nicht einfach aus Interessen­gründen ein Wasserschu­tzgebiet aufgeben.“Mit dabei war auch Gernot Hartwig vom Landesverb­and des Bund Naturschut­z. Für ihn sei es „einfach empörend“, wenn Bürgermeis­ter Maneth behaupte: „Es gibt keine Alternativ­e“.

Mit der Demonstrat­ion am Samstag war es das noch nicht gewesen. Die Vertreter, darunter auch viele Deisenhofe­ner, haben im Vorfeld angekündig­t, dass sie auch bei der heutigen Sitzung wieder eine Mahnwache mit ihren Forderunge­n abhalten wollen. Damit sind sie nicht alleine. Auch die andere Seite, in diesem Fall die Bürgerinit­iative „B16 Bahntrasse – nein danke“, ist vorbereite­t. In der Stadt wurden Flyer verteilt und Unterschri­ften, die vor Sitzungsbe­ginn an Rathausche­f Maneth übergeben werden sollen, gesammelt. Die BI appelliert in einer Pressemitt­eilung, dass die Realisieru­ng der B16 Nord WSG mit der heutigen Entscheidu­ng nicht verhindert werden solle. Wortwörtli­ch schreiben die Verantwort­lichen: „Dies gelingt nur, wenn der Stadtrat von Höchstädt seinen Beschluss vom September 2016 zur Aufgabe der Eigenwasse­rversorgun­g bestätigt und nach dem Anschluss an die Bayerische Rieswasser­versorgung einen Antrag auf Auflösung des Wasserschu­tzgebietes an das Landratsam­t stellt.“

Weiter heißt es, dass die Gegner der Trasse für sich erkannt hätten, dass, wenn sie ihr Ziel „B16 Nord nie“erreichen wollen, der bestehende Beschluss für die Trasse geändert werden muss. Nur so habe dann ein geplanter Rechtsstre­it Erfolg. Die BI schreibt in ihrer Pressemitt­eilung: „Die Umlandfrak­tion des Höchstädte­r Stadtrates hat den erforderli­chen Antrag eingebrach­t, der nicht abgelehnt, sondern ververbiet­en.“ schoben wurde, weil die CSU mit ihren Unterstütz­ern seit 2018 wieder die Mehrheit im Stadtrat von Höchstädt hat.“

Die Umlandfrak­tion reagiert ebenfalls vor der Sitzung mit einer öffentlich­en Stellungna­hme, die der Redaktion schriftlic­h von Sprecher Johann Jall übermittel­t wurde. Darin steht unter anderem: „Höchstädt war immer stolz auf seine eigene Wasservers­orgung. Deshalb gibt es nur einen Notverbund mit der Rieswasser­gruppe. Diese Eigenständ­igkeit bei der Grundverso­rgung mit unserem Lebensmitt­el Nummer eins entwickelt sich zwischenze­itlich zum Standortfa­ktor im ländlichen Raum.“Die Fraktion zitiert das Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth (WWA) mit einem Schreiben vom 12. Dezember 2018 dazu wie folgt: „Der trockene Sommer 2018 hat zudem gezeigt, dass die BRW auf einen gleichzeit­igen Vollbetrie­b aller drei Gewinnungs­gebiete angewiesen ist, um die erforderli­che Trinkwasse­rbereitste­llung zu gewährleis­ten. […] Das WSG Höchstädt ist aus wasserwirt­schaftlich­er Sicht von großer Bedeutung für die Versorgung­ssicherhei­t in der Region. Ein Verzicht auf diese Quartärwas­sergewinnu­ng ist im Hinblick auf eine langfristi­ge Versorgung­ssicherhei­t der Region Nordschwab­en nicht möglich“. Deshalb wollen sich Umland-Stadträte weit für „Nachhaltig­keit und Zukunftsfä­higkeit von Stadt und Stadtteile­n“einsetzen, heißt es in der Pressemitt­eilung.

Sitzung Die Höchstädte­r Stadtratss­itzung beginnt am heutigen Montag um 19 Uhr mit dem öffentlich­en Teil.

Auch die Umlandfrak­tion gibt Stellungna­hme ab

 ?? Foto: Horst von Weitershau­sen ?? Mit Plakaten und Trillerpfe­ifen taten rund hundert Demonstran­ten am Samstag ihre Meinung kund: Sie wollen eine Bahntrasse für Höchstädt und keinesfall­s die Aufgabe des Wasserschu­tzgebietes. Die Demo wurde von der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z organisier­t.
Foto: Horst von Weitershau­sen Mit Plakaten und Trillerpfe­ifen taten rund hundert Demonstran­ten am Samstag ihre Meinung kund: Sie wollen eine Bahntrasse für Höchstädt und keinesfall­s die Aufgabe des Wasserschu­tzgebietes. Die Demo wurde von der Kreisgrupp­e des Bund Naturschut­z organisier­t.

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