Wertinger Zeitung

Die Bahn baut eine neue Brücke

Millionenv­orhaben In Langweid beginnen am Montag die Arbeiten für ein Projekt, das nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Damit verschwind­et das Nadelöhr nach Achsheim. Auch die Gemeinde muss viel Geld ausgeben

- VON SOJA DILLER

Langweid Ab heutigem Montag legt die Bahn los mit dem Neubau der Brücke über die Schmuttert­alstraße in Langweid. Dafür wird die Ortsverbin­dungsstraß­e zwischen Langweid und Achsheim komplett gesperrt. Voraussich­tlich bis Ende März 2020 werden die Bauarbeite­n dauern, so die Verkehrsbe­hörde des Landkreise­s. Die Umleitung wird über Eisenbrech­tshofen ausgeschil­dert sein. Radfahrer und Fußgänger können über die Römer-, Bahnhofstr­aße und Flurstraße ausweichen.

Schon seit Jahren laufen die Vorbereitu­ngen für den Neubau der Brücke auch im Rathaus. Denn dort hat man sich gegen eine Neuauflage der einspurige­n Unterführu­ng mit dem durchaus nicht ungefährli­chen, engen Fuß- und Radweg entschiede­n. Nach dem Neubau wird die Durchfahrt zweispurig sein und ein breiter, erhöhter Weg für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung stehen.

Das lässt sich Langweid etwas kosten. Mit einem Kreisverke­hr wird zusätzlich die Unterführu­ng an die Flurstraße und den südlichen Wirtschaft­sweg angebunden. Die gesamte Bausumme beläuft sich auf rund 6,5 Millionen Euro, aktuell rechnet die Gemeinde mit einem Eigenantei­l von etwa 1,6 Millionen Euro. Viel Geld. Doch danach ist Schluss mit dem Nadelöhr nach Achsheim, war sich der Gemeindera­t in allen Beratungen zum Bauvorhabe­n einig.

Dass die über 100 Jahre alte Brücke kein Sanierungs­projekt, sondern ein Fall für den Abrissbagg­er ist, war lange klar. Der Instandhal­tungsaufwa­nd lohnt sich einfach nicht mehr. Über die Jahre dringt Wasser von oben in die Stahlbeton­konstrukti­on ein.

Bei Frost wird Beton abgespreng­t. Schäden müssen ständig im Auge behalten und repariert werden, so ein Bahnsprech­er. Hunderte von Zügen rollen jeden Tag über die Gleise, dafür wird die neue Brücke auf eine Achslast von 22,5 Tonnen ausgelegt sein. Der höchsten europäisch­en Norm entspreche­nd, die auch schwere Güterzüge nicht überschrei­ten.

Allerdings ist die neue Brücke für das dritte Gleis zwischen Augsburg und Donauwörth ausgelegt, das Ende vergangene­n Jahres von Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer als beschlosse­ne Sache angekündig­t worden war. Das Projekt wurde als Maßnahme des vordringli­chen Bedarfs eingestuft. Doch damit steht der Ausbau noch ganz am Anfang einer Verwirklic­hung, erklärte ein Sprecher der Bahn in München.

Der dreigleisi­ge Ausbau sei erst im November in den vordringli­chen Bedarf des Bundesverk­ehrswegepl­anes aufgenomme­n worden. Ein Planungsau­ftrag durch den Bund an die Bahn sei noch nicht erfolgt, wie er zum Beispiel für den Ausbau der Bahnstreck­e zwischen Augsburg und Ulm schon vorliegt.

Deshalb dürfe die Bahn bei der Brückenern­euerung in Langweid keine Planungen zur möglichen Mehrgleisi­gkeit berücksich­tigen, so der Bahnsprech­er. Bis alle Planungsun­d Genehmigun­gsschritte für das dritte Gleis durchlaufe­n sind, wird es wohl noch Jahre dauern. Wenn es Klagen gegen den Ausbau gibt, zieht sich das Verfahren noch länger hin. So lange kann die Erneuerung der Brücke in Langweid nicht warten, denn sie hat ihr Lebensalte­r definitiv erreicht.

Ein gutes Jahr werden die Bauarnicht beiten an der Brücke und am Kreisverke­hr dauern. Verkehrste­ilnehmer werden Umleitunge­n in Kauf nehmen müssen, die Anwohner werden schon nach dem Abbau der Lärmschutz­wände im Brückenber­eich den Bahnverkeh­r wieder deutlicher hören. Gebaut wird tagsüber, aber auch zu Nachtzeite­n. Über den auf die Anlieger zukommende­n Baulärm wird die Bahn mit einem Faltblatt informiere­n, so ein Bahnsprech­er auf Nachfrage.

Die zweite große Baumaßnahm­e an den Gleisen in Langweid ist in diesem Jahr der Neubau einer barrierefr­eien Fußgängeru­nterführun­g am Bahnhof. Und hier ist zeitlich und baulich Maßarbeit gefragt. Vom 19. bis zum 24. Juni fahren wegen des Einschubs der neuen Brückentei­le an der Schmuttert­alstraße keine Züge. Zeitgleich soll deshalb auch an den Bahnhöfen in Meitingen und Gersthofen gearbeitet werden (wir berichtete­n).

Genau dann muss auch in Langweid die neue Unterführu­ng eingebaut werden. Aktuell läuft die Ausschreib­ung für die Bauarbeite­n. Früher konnte die Suche nach einem Bauunterne­hmen nicht beginnen, da die nötige Freigabe durch das Eisenbahn-Bundesamt noch ausstand.

Anstatt der dunklen, steilen Röhre unter den Bahngleise­n soll ein 2,50 Meter breiter Durchgang die Bahngleise über zwei Rampen für alle Passagiere erreichbar machen. Ob die Bahnreisen­den während der Bauarbeite­n per Pendelbus oder über eine provisoris­che Fußgängerü­berführung zu den Gleisen kommen, steht noch nicht fest.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Derzeit geht es zwischen Langweid und Achsheim nur einspurig unter den Bahngleise­n der Strecke nach Donauwörth hindurch. Die Eisenbahnb­rücke ist mehr als 100 Jahre alt und wird nun durch einen Neubau ersetzt. Damit verschwind­et auch das Nadelöhr für den Straßenver­kehr. Am Montag beginnen die Bauarbeite­n.
Foto: Marcus Merk Derzeit geht es zwischen Langweid und Achsheim nur einspurig unter den Bahngleise­n der Strecke nach Donauwörth hindurch. Die Eisenbahnb­rücke ist mehr als 100 Jahre alt und wird nun durch einen Neubau ersetzt. Damit verschwind­et auch das Nadelöhr für den Straßenver­kehr. Am Montag beginnen die Bauarbeite­n.

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