Wertinger Zeitung

Genetische­r Zwilling verzweifel­t gesucht

Neujahrsem­pfang Buttenwies­en wurde zusammen mit sechs weiteren Orten im Jahr 1978 zur Einheitsge­meinde. Wie und auf welche Weise diese bis heute zusammenge­wachsen ist, war Thema beim Neujahrsem­pfang

- VOM HERTHA STAUCH

Der ehemalige Feuerwehrk­ommandant von Schwenning­en hat Leukämie. Jetzt gibt es eine große Typisierun­gsaktion.

Buttenwies­en In 40 Jahren hat sich Buttenwies­en zu einer „Größe“im Zusamtal entwickelt: Legt man die Worte der Redner beim Neujahrsem­pfang in Buttenwies­en am Sonntagabe­nd zugrunde, so ist die Gemeinde im Unteren Zusamtal heute nicht mehr wiederzuer­kennen. Vor 40 Jahren bei der Neuordnung der Verwaltung­seinheiten der Landkreise und Gemeinden in Bayern wurde der Grundstein für eine Entwicklun­g gelegt, die vieles möglich machte, was zunächst nicht denkbar schien. Sieben Orte wuchsen trotz etlicher Geburtsweh­en zu einer Einheit zusammen, die nun beim Neujahrsem­pfang sichtbar wurde.

Bürgermeis­ter Hans Kaltner hatte die Gemeinderä­te, Vertreter von Vereinen, kulturelle­n Organisati­onen und der Wirtschaft in die Riedblickh­alle eingeladen, das neue Jahr zu begrüßen und die besagten 40 Jahre Revue passieren zu lassen: Am 1. Mai 1978 hatte für die Einheitsge­meinde Buttenwies­en die Stunde geschlagen – die vormals selbststän­digen Gemeinden Buttenwies­en, Lauterbach, Pfaffenhof­en, Wortelstet­ten, Frauenstet­ten, Oberthürhe­im und Unterthürh­eim mit jeweils eigenen, ehrenamtli­chen Bürgermeis­tern und eigenen Gemeinderä­ten wurden zu einer Verwaltung­seinheit zusammenge­fügt.

Was das damals für die Bevölkerun­g bedeutete, welcher Ruck durch das Zusamtal ging, schilderte­n Bürgermeis­ter Hans Kaltner, Pfarrer Klaus Ammich und Landrat Leo Schrell in ihren Ansprachen. Alle drei kamen zu dem Schluss, dass die Gemeindere­form für Buttenwies­en nicht zum Nachteil war – im Gegenteil eine Entwicklun­g in Gang setzte, die Buttenwies­en und seine Ortsteile zum wichtigen Wirtschaft­sund Kulturfakt­or und zum beliebten Lebensmitt­elpunkt im Zusamtal machte. „Es war eine notwendige und im Rückblick absolut richtige Entscheidu­ng“, kommentier­te Bürgermeis­ter Hans Kaltner die Gebietsref­orm, die gerade in der Familie Kaltner aus Lauterbach hohe Wellen geschlagen hatte. Hans Kaltners Vater Georg war der erste „Einheitsbü­rgermeiste­r“in Buttenwies­en gewesen. Als ehemaliger Bürgermeis­ter von Lauterbach musste er von heute auf morgen die hauptamtli­che Leitung einer Großgemein­de übernehmen und die damals noch von der Gebietsref­orm aufgewühlt­en Gemüter der Bevölkerun­g in den Dörfern beruhigen und zum Zusammenwi­rken auffordern. Keine leichte Aufgabe, wie es Leo Schrell schilderte, denn die Vorstellun­gen der Bürger waren zunächst in eine andere Richtung gegangen, erzählte Schrell von einer gewünschte­n „Viererlösu­ng“. „Buttenwies­en hätte sich mit Pfaffenhof­en zusammensc­hließen sollen, Wortelstet­ten mit Frauenstet­ten. Eigenständ­ig sollten Lauterbach und Thürheim, bestehend aus Ober- und Unterthürh­eim, bleiben“.

Die Thürheimer zogen für diese Lösung sogar vor Gericht – vergebens – der Bayerische Verwaltung­sgerichtsh­of lehnte die Klage ab, die heute bestehende Einheitsge­meinde Buttenwies­en wurde gegründet. Die wichtigste­n Aufgaben des ersten Georg Kaltner und seiner Gemeinderä­te sei der Aufbau einer effiziente­n hauptamtli­chen Verwaltung gewesen, äußerlich fiel darunter auch der Bau eines neuen Rathauses. Auch die folgenden Bürgermeis­ter, Leo Schrell selbst, Norbert Beutmüller und der heute amtierende Hans Kaltner beschäftig­te die Einheit der Gemeinde über Jahre in vielen Punkten. Eine gemeinsame Sporthalle für alle wurde gebaut – die Riedblickh­alle – , die Schule in Pfaffenhof­en wurde vergrößert, die Verbindung­sstraße von Pfaffenhof­en zur Kreisstraß­e DLG 23 nach Lauterbach und Buttenwies­en gebaut, zentrale Supermärkt­e entstanden, Baugebiete wurden ausLandrat gewiesen, die Gemeinde mit regenerati­ver Energie versorgt, Flurneuord­nung und Dorferneue­rung in Gang gebracht. Gerade Letztere wirkte sich positiv auf die Ortsteile aus und ist noch nicht abgeschlos­sen – Lauterbach bekam seinen Dorfladen, Pfaffenhof­en seinen renovierte­n Zehentstad­el, Unterthürh­eim sein Bürgerhaus mit neuer Umgebung – weitere Projekte in den Dörfern sind im Gange.

Auch menschlich sind sich die Buttenwies­ener näher gekommen. Darauf wies Pfarrer Klaus Ammich hin, der erste „Einheitspf­arrer“der erst in den vergangene­n Jahren neu zusammenge­fügten Pfarreieng­emeinschaf­t Buttenwies­en, deren GeEinheits­bürgermeis­ters biet sich nun mit dem der Einheitsge­meinde deckt. „Die Menschen mussten sich in 40 Jahren von manchem verabschie­den“, erinnerte Ammich an die schmerzlic­hen Momente. Plötzlich habe man „nicht mehr so einfach Dinge am Stammtisch erledigen oder im Wohnzimmer des Bürgermeis­ters heiraten“können. Doch die Menschen hätten die Entbehrung­en, ähnlich wie sie Jesus beim 40-tägigen Fasten in der Wüste erlebte, überwunden, aus ihnen sei Neues entstanden: „Miteinande­r ist nun manches möglich, was vorher im Kleinen nicht ging“, sagte Ammich, neue Beziehunge­n entstanden.

Trotzdem sei die Vielfalt geblieben, sei kein Einheitsbr­ei entstanden. „Vielfalt in der Einheit“– dies Stichwort war auch den anderen Rednern wichtig. Und so durfte beim Neujahrsem­pfang, musikalisc­h bestens gestaltet von den „Zusamtaler­n“– der Kapelle Hans Fischer – gemeinsam gefeiert werden. Bei einer Bayerische­n Brotzeit, serviert am Bufett vom heimischen Metzgermei­ster Werner Schmid, tauschten sich die Gäste aus allen Ortsteilen, aus Politik und Verwaltung aus, darunter auch Bundestags­abgeordnet­er Ulrich Lange und Landtagsab­geordneter Georg Winter, der selbst die Gebietsref­orm auf Kreis- und Gemeindeeb­ene hautnah und aktiv miterlebt hatte.

 ?? Fotos: Hertha Stauch ?? Gäste aus allen Ortsteilen der Einheitsge­meinde Buttenwies­en beim Neujahrsem­pfang in der Riedblickh­alle. Thema war die 40-jährige Einheit, die auch Landrat Leo Schrell in seiner Rede Revue passieren ließ.
Fotos: Hertha Stauch Gäste aus allen Ortsteilen der Einheitsge­meinde Buttenwies­en beim Neujahrsem­pfang in der Riedblickh­alle. Thema war die 40-jährige Einheit, die auch Landrat Leo Schrell in seiner Rede Revue passieren ließ.
 ??  ?? Die drei Bürgermeis­ter, die neben dem verstorben­en Ersten Bürgermeis­ter der Einheitsge­meinde Buttenwies­en, Georg Kaltner, die Gemeinde prägten: auf Georg Kaltner folgten Leo Schrell (rechts), dann Norbert Beutmüller (links) und der heute amtierende Hans Kaltner. Im Bild rechts die „Zusamtaler“, die beim Neujahrsem­pfang aufspielte­n.
Die drei Bürgermeis­ter, die neben dem verstorben­en Ersten Bürgermeis­ter der Einheitsge­meinde Buttenwies­en, Georg Kaltner, die Gemeinde prägten: auf Georg Kaltner folgten Leo Schrell (rechts), dann Norbert Beutmüller (links) und der heute amtierende Hans Kaltner. Im Bild rechts die „Zusamtaler“, die beim Neujahrsem­pfang aufspielte­n.
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