Bayern wollen Seehofer in Rente schicken
Umfrage Eine große Mehrheit der Menschen im Freistaat ist dafür, dass der 69-Jährige auch sein Ministeramt aufgibt
Augsburg Er habe keine Angst vor dem Ruhestand und sich noch einiges vorgenommen, sagte Horst Seehofer diese Woche in einem großen Interview unserer Zeitung. So will der 69-Jährige die Erinnerungen an sein politisches Leben in Buchform fassen und sucht noch einen Ghostwriter, der seine Memoiren auf Papier bringe: „Das muss ein Profi machen, der die Informationen einfach, verständlich und doch spannend verarbeitet“, sagte der scheidende CSU-Chef. Wenn es nach der Mehrheit der Bayern geht, können sich Seehofer und sein Co-Autor allerdings gleich ans Werk machen.
Denn laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag unserer Redaktion wünschen die meisten Menschen im Freistaat nach Seehofers Rückzug von der CSU-Spitze auch seinen Rücktritt als Bundesinnenminister: 53 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass der 69-Jährige jetzt auch sein Berliner Ministeramt aufgeben soll. Nur 38 Prozent der über 3000 Befragten wollen, dass Seehofer weiter in der Bundesregierung Innenminister bleibt. Der Rest ist in der Frage unentschieden.
Lediglich bei CSU-Anhängern genießt der scheidende Parteichef noch großes Ansehen: 63 Prozent der CSU-Wähler wollen an Seehofer im Bundeskabinett festhalten. Doch immerhin 28 Prozent seiner Parteianhänger antworteten auf die Frage „Sollte Horst Seehofer neben dem CSU-Parteivorsitz Ihrer Meinung nach auch sein Amt als Bundesinnenminister abgeben?“mit Ja. Bei den männlichen Bayern ist der Wunsch nach Seehofers gänzlichem Rückzug aus der Politik mit 58 Prozent größer als bei den Frauen mit 48 Prozent.
Allerdings hat Seehofer bereits mehrfach klargestellt, dass er sich längst nicht reif für die Rente sieht und zusammen mit der Großen Koalition die volle Legislaturperiode im Amt bleiben will. Doch Gedanken über seine politische Zukunft nach seinem Ausscheiden als Innenminister macht sich Seehofer bereits, wie er in dem Interview verraten hat. Er werde sich auch nach seiner politischen Laufbahn zu den Megathemen Kinderarmut und Altersarmut bei Frauen zu Wort melden, kündigte der ehemalige Ministerpräsident schon jetzt an.
Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, deren Daten nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der Bevölkerung gewichtet werden.