Bomben am Plärrer? Stadt will sichergehen
Sicherheit Der Augsburger Festplatz wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben getroffen. Wie sich das auf Veranstaltungen auswirkt
Augsburg Hundertausende betreten jedes Jahr das Plärrergelände. Vor allem während der Volksfeste an Ostern und im Frühherbst, bei Zirkusgastspielen etwa oder auch nur, um das Auto abzustellen. Lauert unter dem Festplatz ein explosives Erbe? Bekannt ist, dass er während des Zweiten Weltkriegs von Bomben getroffen wurde. Das zeigen alte Luftbilder. Die Stadt geht deshalb jetzt auf Nummer sicher. Es dürfen keine sogenannten Befestigungsanker mehr in den Boden geschlagen werden.
Der Hintergrund: Die Metallstangen, die teils mehr als einen Meter lang sind, könnten im Boden auf alte Bomben treffen. In einem Brief, der kürzlich von Marktamtsleiter Werner Kaufmann an alle PlärrerSchausteller verschickt wurde, heißt es: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass beim Schlagen der Befestigungsanker Kampfmittelunfälle verursacht werden.“Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagt Werner Kaufmann auf Anfrage unserer Redaktion. Es gebe keine konkreten Hinweise auf gefährliche Kampfmittelrückstände unter dem Plärrergelände. Eine Gefahr für die Besucher schließt das Amt aus. Das Thema rückte vor einiger Zeit in den Fokus der Behörden, weil am Rand des Platzes die Plärrerwache neu gebaut werden soll. Das Gebäude, in dem während des Volksfests bisher Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrleute untergebracht sind, ist in die Jahre gekommen und viel zu klein. Im Zuge der Planungen für den Neubau sah man sich auch alte Luftaufnahmen an, um zu schauen, ob im Bereich des Bauplatzes eine Gefahr durch Weltkriegsbomben droht. Die Bilder zeigen, wo sich im Stadtgebiet Bombentrichter befunden haben. Die Auswertung dieser Luftbilder hatte ergeben, dass damals auch auf dem Plärrergelände Sprengkörper eingeschlagen sind. Bei der Stadt entschied man sich angesichts dieses Befundes, das gesamte Areal von Bombenexperten erkunden zu lassen – und nicht nur den vorgesehenen Standort der neuen Volksfest-Wache.
Zwar gab es laut Stadt keine konkreten Funde. Man wolle aber kein Risiko eingehen, sagt der Leiter des Marktamts. Für die Schausteller ist das Verbot der Bodenanker kein größeres Problem. Die allermeisten Fahrgeschäfte seien heute ohnehin so konstruiert, dass sie keine Verankerung im Boden mehr benötigen, sagt Josef Diebold, der Vorsitzende des Schwäbischen Schaustellerverbands. Wer betroffen sei, könne sich mit Wassertanks und Betongewichten behelfen. Die beiden großen Festzelte sind vom Verbot ausgenommen. Die Stadt argumentiert, dass diese Zelte schon seit Jahrzehnten immer am selben Platz stehen und die Bodenanker immer an denselben Stellen gesetzt werden. „Hier können wir davon ausgehen, dass keine Gefahr besteht“, sagt Werner Kaufmann.
Problematischer ist es für Zirkusse, die das Plärrergelände in der Vergangenheit gerne genutzt haben. Viele Betriebe sind darauf angewiesen, ihre Zelte mit großen Ankern, die in den Boden getrieben werden, zu sichern. Sie können bis auf Weiteres nicht mehr auf dem Areal gastieren. Es sei denn, sie behelfen sich ebenfalls mit Gewichten. Was bei den Zirkussen aber deutlich aufwendiger ist als bei den VolksfestFahrgeschäften. Vergleichbare Plätze könne die Stadt den Zirkussen nicht anbieten, räumt man beim Marktamt ein. Wenn ein großer Zirkus in der Stadt gastieren will, wird er sich womöglich ein privates Gelände suchen müssen. So wie der „Moskauer Weihnachtscircus“, der seit einigen Jahren auf dem Riedinger-Areal sein Zelt aufbaut.
Für das Gastrozelt „Winter Wonderland“des Augsburger Entertainers Chris Kolonko, in dem noch bis Sonntag Essen mit Unterhaltung angeboten wird, ist das BodenankerVerbot kein Problem. Das Zelt komme ohne solche Anker aus, heißt es bei der Stadt. Es könnte daher auch im kommenden Winter wieder auf dem Gelände stehen.