Gemüse ganz hüllenlos
Einkaufen Viele Supermärkte wollen weniger Verpackung verwenden. Edeka und Rewe setzen deshalb einen Laser ein
Augsburg Das war’s mit der Kunststoffhülle: Die Supermarktkette Rewe verzichtet ab sofort darauf, Bio-Gurken einzupacken. Das Gemüse brauche im Winter keinen Folienschutz mehr auf seinem Weg von Spanien ins Regal, erklärt das Unternehmen. Möglich machen es neue Transportprozesse. Damit gesellt sich die Gurke zu Banane, Knollensellerie, Blumen-und Weißkohl, Fenchel und Zucchini. Statt einer Plastikfolie tragen sie nur noch Etiketten oder Banderolen.
Also sind allein die langen Transportwege schuld an der Kunststoffhülle? Dario Sarmadi, Pressesprecher bei Foodwatch, bezweifelt das. „Gurken und andere Bio-Gemüsesorten werden in Plastik verpackt, um sie von konventionellen Produkten zu unterscheiden“, sagt er. Der Kunde solle nicht aus Versehen zur normalen Gurke greifen, obwohl er die Bio-Variante wollte. Dennoch gehe es auch ohne Plastik, findet Sarmadi. „Es gibt verschiedene, innovative Lösungen, beispielsweise Papier-Banderolen oder das LaserSiegel.“
Die Laser-Logos entstehen beim sogenannten „Natural Branding“oder „Smart Branding“. Ein Laser entfernt die oberste Pigmentschicht der Schale, um das Obst oder Gemüse mit einem Schriftzug zu versehen, ohne es zu beschädigen. Sowohl Rewe als auch Edeka testen diese Methode zurzeit. Denn das „Branding“ funktioniere nicht bei jeder Frucht. „Damit das Logo zu sehen ist, muss die Schale entsprechend beschaffen sein. Ist sie extrem dünn und hat das Produkt zudem einen hohen Wasseranteil, wird das Lasern schwierig“, sagt Kristina Schütz, Pressesprecherin der Rewe-Group.
Im Test bewährt habe sich die Süßkartoffel, die inzwischen bundesweit ohne Klebe-Etikett angeboten wird. Schütz rechnet vor: Würden alle Süßkartoffeln in Deutschland ein „Natural Branding“anstatt einer Verpackung erhalten, ließen sich pro Jahr eine Tonne Plastik und sechs Tonnen Papier sparen.
Edeka hat schon mehrere Produkte mit dem gelaserten Schriftzug im Sortiment, dazu zählen Avocados, Kürbisse, Kiwis, Zitrusfrüchte und Gurken. Gemeinsam mit der „Welt-Naturstiftung“(WWF) hat die Edeka-Gruppe ein Bewertungssystem für ihre Verpackungen entwickelt. Es solle testen, ob eine neu entwickelte Verpackung wirklich nachhaltig ist, sagt Regina Jud von der Unternehmenskommunikation und fügt hinzu: „oder ob ökologische Probleme schlicht verlagert werden“.
Auch Plastik-Strohhalme, Einweggeschirr und Wattestäbchen sollen in den Märkten von Rewe, Edeka und Kaufland bald der Vergangenheit angehören. Stattdessen sollen Alternativen aus Edelstahl, Pappe und Papier die Regale füllen.
Edeka und Rewe wollen noch einen Schritt weitergehen. Beide testen gerade Mehrwegboxen für die Fleisch-, Wurst- und Käsetheken. Wenn alles klappt, könnten Kunden eine Dose kaufen, die Lebensmittel darin mitnehmen und die Box beim nächsten Einkauf wieder abgeben. Zurzeit bereiteten die hygienischen Anforderungen aber noch Probleme, erklärt Rewe-Sprecherin Schütz. Bis 2030 hat sich die ReweGruppe, zu der auch der Discounter Penny und der Toom-Baumarkt gehören, ein hohes Ziel gesetzt: Alle Eigenmarken sollen in umweltfreundlichen Materialien verpackt sein. Kaufland will diese Vorgabe sogar schon bis 2025 erreichen.