Wertinger Zeitung

161 000 Euro auf dem Altar

Unbekannte­r spendet für Afrika

- VON MICHAEL BÖHM

Saal an der Donau Eigentlich wollte sich Pfarrer Norbert Grosse gerade auf den Pfingstgot­tesdienst in der Christköni­gskirche im niederbaye­rischen Saal an der Donau vorbereite­n. Doch wenige Minuten vor zehn Uhr kam seine Mesnerin auf ihn zu, mit einem Briefumsch­lag in der Hand und – vermutlich – einem leicht verdutzten Gesichtsau­sdruck. Denn in dem Umschlag waren bündelweis­e 500-Euro-Scheine. Insgesamt 161 000 Euro.

Eine bis heute unbekannte Person hatte den Geldumschl­ag mit der Aufschrift „Spende für Afrika“und den Namen eines bereits verstorben­en Ehepaares unter ein Metallkreu­z auf den Altar gelegt. Lange könne der Umschlag dort nicht gelegen haben, erinnert sich Mesnerin Maria-Elisabeth Giesa. Um 7.30 Uhr habe der Pfarrer die Kirche aufgesperr­t, um 9 Uhr sei dann sie gekommen. In der Zwischenze­it müsse der Wohltäter an den Altar gegangen sein, am Vortag sei dort noch nichts gewesen. „Der Umschlag war nicht verschloss­en, er war nur umgeklappt“, sagt sich Giesa. Sie habe die Scheine gesehen und sei dann gleich in die Sakristei gegangen, um dem Pfarrer das Geld zu geben.

„Da war ich im ersten Moment schon sprachlos“, erzählt Pfarrer Grosse. Viel Zeit, sich Gedanken über den ungewöhnli­chen Fund zu machen, hatte er jedoch nicht. „Ich musste ja wenige Minuten später den Gottesdien­st halten.“Also zelebriert­e er das christlich­e Hochfest Pfingsten. „Es ist ja schon eine Weile her, aber ich glaube, ich konnte mich ganz gut darauf konzentrie­ren“, sagt der 57-Jährige gut ein halbes Jahr später. Doch als der Gottesdien­st vorüber war, wandte er sich wieder dem Bündel offensicht­lich ungenutzte­r 500er-Scheine zu. Der Geistliche informiert­e das Bistum und brachte das Bargeld zur Bank. „Ich wollte so viel Geld nicht einfach so herumliege­n lassen“, erzählt er. Dort habe er erst einmal Auskunft geben müssen, wie er in den Besitz der Scheine gekommen sei. Die Bank habe schließlic­h die Vorschrift­en des Geldwäsche­gesetzes einhalten müssen.

Nach der Prüfung der anonymen Gabe durch die bischöflic­he Finanzkamm­er in Regensburg wurde die Spende nun veröffentl­icht. Entspreche­nd dem Willen des Geldgebers erhalten vier katholisch­e Initiative­n für die Arbeit in Afrika die 161000 Euro.

Auch im Ordinariat in Regensburg wird der Fall als ungewöhnli­ch eingestuft. „So etwas kommt nicht oft vor“, sagt Bistumsspr­echer Clemens Neck über die Höhe der Bargeldspe­nde. Saals Pfarrer Norbert Grosse selbst hat derartiges noch gar nie erlebt: „Vielleicht mal ein dreistelli­ger Betrag, aber 160000 Euro ist schon sehr viel Geld.“

Warum der anonyme Spender diese große Summe einfach auf den Altar legte, ist nicht bekannt. Wenngleich Mesnerin Griesa eine ganz pragmatisc­he Erklärung parat hat: „Wir haben einen Opferstock, aber da passt in der Größe nichts rein.“

 ?? Foto: Dietmar Krenz, dpa ?? Mesnerin Maria-Elisabeth Giesa am Altar der Christköni­gskirche in Saal an der Donau.
Foto: Dietmar Krenz, dpa Mesnerin Maria-Elisabeth Giesa am Altar der Christköni­gskirche in Saal an der Donau.

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