Eine Zukunft für die Obere Mühle
Zeitgemäßes Bauen Das historische Bauwerk in Gundelfingen drohte zu verfallen – bis Vinzenz Lanzinger daraus ein modernes Wohnobjekt macht. Dafür gibt es eine Auszeichnung
Gundelfingen Das Gelände der Oberen Mühle in Gundelfingen hat eine weit zurückreichende Geschichte. Schon 1417 soll es den Hof gegeben haben. So steht es auf einem historischen Kachelofen von Vinzenz Lanzinger. Er führt die Tradition fort. Von Anfang an befand sich das Gelände in Familienhand. Und das ist durchaus attraktiv gelegen. Direkt an der Brenz, der Schnellepark nur einen Steinwurf entfernt, und auch der Gundelfinger Ortskern ist in direkter Nähe.
2016 übernahm Vinzenz Lanzinger das Objekt. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Gelände schon weit bessere Zeiten erlebt. Lanzingers Vorfahren nutzten das Gelände landwirtschaftlich, es gab ein Sägewerk und in der Mühle entstanden Mehl und Öl. Doch das war Jahrzehnte her. Zuletzt wurde Anfang der 90er-Jahre dort produziert. Im Anschluss daran lag die Obere Mühle brach. Das machte sich an der Bausubstanz bemerkbar. Im Turm regnete es zum Teil schon hinein. „Das Gebäude wäre verfallen“, sagt Lanzinger rückblickend.
Doch soweit kam es nicht. Der Bautechniker im Bauamt der VG Gundelfingen investierte – und ließ die Obere Mühle kernsanieren. Von der Maßnahme betroffen waren der Mühlenturm und das alte Wohnhaus. Architekt war der Gundelfinger Stadtrat Ingo Blatter.
Etwa ein Jahr dauerten dann die Bauarbeiten, die nicht nur Beste- wieder aufhübschten, sondern auch etwas Neues schufen. Aus den ehemaligen Büro- und Verkaufsräumen wurden ein Wohnund Essbereich. Im sanierten Wohnhaus lebt Vinzenz Lanzinger mit seiner Familie. Direkt nebenan, im Mühlenturm, wurden vier neue Wohnungen geschaffen. Sie sind über einen Aufzug barrierefrei zu erreichen. Über ein Wasserkraftwerk an der Brenz wird der eigene Ökostrom hergestellt.
Doch das ist nicht das einzig Bemerkenswerte. Dem Landkreis Dil- lingen war der Umbau an der Oberen Mühle eine Auszeichnung für „Zeitgemäßes Bauen“wert. In der Laudatio heißt es: „Durch hochwertige Fassaden- und Dachdämmung, Flächenheizung und die kompakte Bauform, die entsprechend der Form des alten Baukörpers beibehalten wurde, können die gesetzlichen Anforderungen um 30 Prozent unterschritten werden.“Und weiter: „Der Bewertungskommission gefiel insbesondere auch die innovative Gestaltung des Turms, der mit witterungsbeständigen, schwer enthendes flammbaren, harzgebundenen Holzfaserplatten mit MetallicOberflächen beplankt und veredelt wurde.“Insgesamt sei die neue Nutzung des Mühlenturms sinnund stilvoll.
Lanzinger freut sich über die Anerkennungsurkunde und den Geldpreis von 300 Euro. Eine allzu große Überraschung sei die Auszeichnung für ihn jedoch nicht gewesen, sagt er selbstbewusst. „Mir war bewusst, dass wir etwas sehr Hochwertiges geschaffen haben und damit das Ortsbild verschönern konnten.“