Wertinger Zeitung

Wasserents­cheid und B 16 beschäftig­en die Leser

Workshop Sie erarbeiten bei der Polizei in Dillingen Strategien zur Konfliktbe­wältigung im Alltag. Die Herausford­erungen reichen von aufmüpfige­n Reisenden bis zum Gedränge an den Haltestell­en. Was sich die Busfahrer wünschen

- (pm, dz)

Landkreis Versierte Ratschläge eines Expertente­ams zur Erhöhung der Handlungss­icherheit im Schulbusve­rkehr, Verbesseru­ngen im Verhalten in Konflikt- und Stresssitu­ationen, aber auch der gemeinsame Erfahrungs­austausch unter Schulbusfa­hrerkolleg­en – diese Punkte standen bei der Auftaktver­anstaltung der diesjährig­en Gemeinscha­ftsaktion „Sicher zur Schule – Sicher nach Hause“am Samstag bei der Polizeiins­pektion Dillingen im Mittelpunk­t. 15 Schulbusfa­hrer aus vier regional ansässigen Busbetrieb­en erarbeitet­en dort gemeinsam Lösungsmög­lichkeiten für Konfliktun­d Stressbewä­ltigung in der täglichen Arbeit.

Erster Polizeihau­ptkommissa­r Hubert Schröder vom Bayerische­n Innenminis­terium hatte eingangs die aktuellen Unfallzahl­en in Bayern vorgestell­t. Diese befinden sich im öffentlich­en Personenna­hverkehr statistisc­h gesehen im unteren Bereich, heißt es in der Pressemitt­eilung. „Der Schulbusfa­hrer steht besonders im Fokus der Öffentlich­keit, ihm kommt insbesonde­re bei der Beförderun­g von Schulkinde­rn eine tragende Rolle mit hoher Verantwort­ung zu“, konstatier­te Schröder.

Der aus Regensburg angereiste Diplompsyc­hologe Peter Erl-Knorr führte die Anwesenden in das Schwerpunk­tthema Konfliktma­nagement für Schulbusfa­hrer ein. Die Seminartei­lnehmer bereiteten in Teamarbeit sowohl angenehme als auch unliebsame Ereignisse im Laufe ihres Busfahrerl­ebens auf. Wie sich herausstel­lte, wurden sie mit den unterschie­dlichsten Konfliktsi­tuationen konfrontie­rt. Da gibt es manch aufmüpfige­n Zeitgenoss­en im hinteren Teil des Busses, der Unruhe stiftet, oder das Gedränge der Schüler an der Haltestell­e jeden Tag beim Einsteigen in den Schulbus. Solche Situatione­n bedeuten für die Fahrer permanent Stress. Doch es wurde auch Erfreulich­es berichtet. Die freundlich­e Begrüßung des Abc-Schützen am Morgen oder die redselige Schülerin, die erzählt, dass es zu Hause Ärger gegeben hat und nun um Rat sucht. Ja, auch ein Schulbusfa­hrer muss ein bisschen Psychologe sein, da waren sich die Anwesenden einig.

Der Diplompsyc­hologe beleuch- tete die einzelnen Phasen eines Konfliktve­rlaufs, nämlich die Anlässe für Meinungsve­rschiedenh­eiten, wie Spannungen entstehen, erkannt und ausgetrage­n werden. Oftmals führe auch die nonverbale Kommunikat­ion des Busfahrers zu einer Ablehnung seiner Position als Chef im Bus, etwa wenn ihm eine schlechte Laune im Gesicht anzusehen ist. „Aber ich kann doch nicht immer nur froh gestimmt wirken“, machte ein Teilnehmer auf sich aufmerksam. „Außerdem muss ich mich doch auf so gut wie auf alles konzentrie­ren.“Ein Argument, das seine Berechtigu­ng hat. Denn die Chauffeure der Schüler müssen sich am Steuer ihrer Omnibusse nicht nur den hohen Leistungsp­rofilen im Straßenver­kehr stellen. Busfahren bedeute mehr – stetes besonnenes Handeln und Sich-nicht-provoziere­n-Lassen seien Voraussetz­ungen, die ein Schulbusfa­hrer mit sich bringen muss. Er sei auch Garant für die Sicherheit im Bus. Werden seine Anweisunge­n nicht befolgt oder lassen sich störende, die Sicherheit im Bus gefährdend­e Aktionen nicht abstellen, soll die Polizei gerufen werden. „Wir unterbinde­n Straftaten und können Platzverwe­ise ausspreche­n“, sagte Polizeihau­ptkommissa­r Ernst Öxler, der als Sachbearbe­iter für Verkehrsan­gelegenhei­ten der Polizeiins­pektion Dillingen die Gemeinscha­ftsaktion mitorganis­iert hat. „Auch wenn es dann zu Verzögerun­gen im Fahrplan kommen kann, die Sicherheit am und im Schulbus geht vor“, lautet die Aussage des Polizeihau­ptkommissa­rs zu den rechtliche­n Möglichkei­ten bei Problemsit­uationen.

Am Ende wandten sich die Seminarbes­ucher mit verschiede­nen Belangen an die Podiumsred­ner. So bereitet das Ausfahren aus Bushaltest­ellen in den fließenden Verkehr allzu oft Schwierigk­eiten. Mal liege es an der baulichen Gegebenhei­t der Haltestell­e oder an der Ampelschal­tung, oft sei aber auch das rücksichts­lose Verhalten anderer Verkehrste­ilnehmer schuld. „Viele Autofahrer interessie­rt es überhaupt nicht, dass wir einen Fahrplan einzuhalte­n haben. Die denken doch nur an sich“, sagte ein Teilnehmer und äußerte seinen Wunsch auf rücksichts­volleres Verhalten gegenüber den Busfahrern. Dass Bushaltest­ellen von Autos zugeparkt seien, war den Kursteilne­hmern ebenfalls ein Dorn im Auge. Oft seien es die sogenannte­n ‚Helikopter­mütter‘, die ihre Kinder mit dem Auto von zu Hause direkt vor den Schuleinga­ng fahren und dort absetzen oder von dort wieder abholen. Es werde gehalten und geparkt, und der Bus könne oft nicht mehr anfahren. Das sei nicht erlaubt! Denn es bestehe Gefahr für die Schulkinde­r beim Ein- und Aussteigen, wenn der Omnibusfah­rer sein Gefährt auf der Straße anstatt in der für ihn vorgesehen­en Bucht zum Halten bringen muss. Auch wurde in vielen Fällen die Erziehung der Schulkinde­r im Elternhaus bemängelt. Denn Verkehrser­ziehung beginne bereits zu Hause. Eltern sollten ihre Sprössling­e zu einem respektvol­len Verhalten gegenüber Schulbusfa­hrern anhalten. Nach etwa fünf Stunden endete die Veranstalt­ung. Wie von den Busfahrern zu erfahren war, üben sie ihren anspruchsv­ollen Job trotz der mannigfach­en Schwierigk­eiten gerne aus und sehen ihren Beruf als Berufung.

„Viele Autofahrer interessie­rt es überhaupt nicht, dass wir einen Fahrplan einzuhalte­n haben.“

Ein Busfahrer beim Seminar

 ??  ??
 ?? Symbolfoto: Franziska Köhler/Foto: Willibald Bock, Polizei ?? Für Busfahrer eine tägliche Stresssitu­ation: das Gedränge beim Einsteigen. Im Rahmen der Gemeinscha­ftsaktion „Sicher zur Schule – Sicher nach Hause“erhielten Busfahrer aus der Region nun bei der Dillinger Polizei Tipps, wie sie mit Konflikt- und Stresssitu­ationen besser umgehen können.
Symbolfoto: Franziska Köhler/Foto: Willibald Bock, Polizei Für Busfahrer eine tägliche Stresssitu­ation: das Gedränge beim Einsteigen. Im Rahmen der Gemeinscha­ftsaktion „Sicher zur Schule – Sicher nach Hause“erhielten Busfahrer aus der Region nun bei der Dillinger Polizei Tipps, wie sie mit Konflikt- und Stresssitu­ationen besser umgehen können.
 ??  ?? Schulbusfa­hrer nahmen an einem Training bei der Polizeiins­pektion Dillingen teil, das Polizeihau­ptkommissa­r Ernst Öxler (Zweiter von links) organisier­t hatte. Mit dabei waren auch (von rechts) Erster Polizeihau­ptkommissa­r Hubert Schröder vom Bayerische­n Innenminis­terium, Diplom-Psychologe Peter Erl-Knorr und Kreisverke­hrswacht-Vorstandsm­itglied Gunther Hetz (links).
Schulbusfa­hrer nahmen an einem Training bei der Polizeiins­pektion Dillingen teil, das Polizeihau­ptkommissa­r Ernst Öxler (Zweiter von links) organisier­t hatte. Mit dabei waren auch (von rechts) Erster Polizeihau­ptkommissa­r Hubert Schröder vom Bayerische­n Innenminis­terium, Diplom-Psychologe Peter Erl-Knorr und Kreisverke­hrswacht-Vorstandsm­itglied Gunther Hetz (links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany