Wertinger Zeitung

„Robin Hood lebt!“

Ein Kurzbesuch in Nottingham, der Heimat des Königs der Diebe

- VON STEFAN GROSSMANN

Die Geschichte von Robin Hood und seinen Gefährten fasziniert die Menschen bis heute. Ihre Abenteuer, die auf englische Balladen aus dem Spätmittel­alter zurückgehe­n, sind immer wieder Stoff für spektakulä­re Hollywoodp­roduktione­n. Seit Kurzem macht etwa eine moderne Version des Geächteten in den deutschen Kinos Kasse – in den Hauptrolle­n Taron Egerton und Jamie Foxx. Doch gab es ihn wirklich, diesen Vorreiter der sozialen Gerechtigk­eit? Wer hinter den Mythos „Robin Hood“blicken möchte, fängt am besten in der Heimatstad­t des Helden an. In Nottingham kommt man Robin am nächsten.

Ist er’s oder ist er’s nicht?

„Robin Hood lebt! Sein Geist lebt weiter in den alten Eichen von Sherwood Forest. Sein Geist lebt weiter in den Herzen und Gedanken aller guten Menschen auf dieser Erde, als Verfechter von Wahrheit, Hoffnung, Barmherzig­keit, Gerechtigk­eit und Freiheit.“Mit diesen Worten beginnt Ezekiel Bone meist seine Altstadtto­ur, die bei Tripadviso­r auf Platz eins der Stadtführu­ngen durch Nottingham gelistet ist. Während der zweieinhal­bstündigen Town Tour schlüpft der Schauspiel­er in die Rolle des entrechtet­en Adeligen, trägt eine moosgrüne Bogenschüt­zenkappe mit Fasanenfed­er, einen blaugrünen Stoff– umhang und ein Schwert. Der Rundgang, der am Cross Keys Pub startet, führt vorbei an Sehenswürd­igkeiten wie dem Lace Market, dem St Mary’s Churchyard und dem Nottingham Castle. In Schauspiel­einlagen und Anekdoten erzählt Bones die Geschichte von Robin Hood. Der Trip endet am „Ye Olde Trip to Jerusalem“– dem selbst ernannten ältesten Pub Englands. Die nächste Tour findet Anfang März statt (www.ezekialbon­e.com).

Robin Hood Statue

Links des Eingangsto­rs von Nottingham Castle steht die berühmte Statue von Robin Hood. Die 1952 eingeweiht­e Bronze wiegt etwa eine halbe Tonne. Sehenswert sind auch die Darstellun­gen von Little John, Bruder Tuck, Alan A Dale und Will Scarlett, die um die Statue gruppiert sind.

Sherwood Forest

Jedes Jahr besuchen etwa 350000 Menschen den Landschaft­spark Sherwood Forest. Auf dem 375-Hektar großen Areal gibt es viel zu erleben. Robin Hood-Fans sollten den Major Oak, eine etwa 1000 Jahre alte Eiche, die als Versteck von Robin Hood auf der Flucht vor den Recken des Sheriffs gedient haben soll, nicht verpassen. Eine große Rolle in den Balladen des Rächers spielte auch die St. Mary’s Kirche von Edwinstone. Laut der Legende sollen sich Robin Hood und Lady Marian hier das Ja-Wort gegeben haben.

Für ruhige Minuten abseits des Heldenmyth­os sorgt ein Spaziergan­g auf einem der gut ausgeschil­derten Wanderpfad­e. Von Kurzstreck­en, die man in 30 Minuten bewältigen kann, bis Touren von zweieinhal­b Stunden ist hier alles geboten.

Stadt der Höhlen

Einen Eindruck vom mittelalte­rlichen Nottingham – die Zeit, in der Robin Hood seine Abenteuer erlebte – gibt ein Besuch in der City of Caves. Wer den Eingang im Broadmarsh Shoppingce­nter betritt, taucht ab in Nottingham­s weitestes Geflecht aus Sandsteinh­öhlen. Im Mittelalte­r dienten die menschgema­chten Höhlen als Zuhause für arme Familien, Gaststätte­nbesitzer gruben mehrere Etagen tiefe Bierkeller in das weiche Material. Später dienten sie als Schutzräum­e im Zweiten Weltkrieg.

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Foto: Stefan Großmann

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