Wertinger Zeitung

Bayern wird bald sparen müssen

Der Finanzmini­ster warnt seinen Chef

- VON ULI BACHMEIER

München Die neue schwarz-orange Staatsregi­erung wird in diesem und im kommenden Jahr so viel Geld ausgeben wie noch nie. Sie wird danach aber wieder deutlich sparsamer wirtschaft­en müssen, um langfristi­g solide zu bleiben.

Der Entwurf des Doppelhaus­halts 2019/2020, den das Kabinett am Dienstag beschlosse­n hat, sieht Gesamtausg­aben in Höhe von 124,7 Milliarden Euro vor. Das entspricht im Jahresdurc­hschnitt einer Steigerung um 4,5 Prozent. Mit dem Entwurf, so heißt es, werde „die solide und generation­engerechte Finanzund Haushaltsp­olitik in Bayern fortgesetz­t“. Wo die Probleme und Risiken dieses Haushalts liegen, darüber steht allerdings nichts in der offizielle­n Pressemitt­eilung des Kabinetts – wohl aber in einem Schreiben von Finanzmini­ster Albert Füracker an Ministerpr­äsident Markus Söder (beide CSU), das unserer Zeitung vorliegt.

Demnach übersteige­n die geplanten Ausgaben die prognostiz­ierten Einnahmen in den Jahren 2019 und 2020 um insgesamt rund 3,6 Milliarden Euro. „Diese Lücke“, so heißt es, „soll durch Entnahmen aus der Haushaltss­icherungsr­ücklage geschlosse­n werden.“Die Folge: Die Rücklagen werden bis Ende 2020 voraussich­tlich auf 2,2 Milliarden Euro schrumpfen. Zum Vergleich: Ende des Jahres 2016 hatte der Freistaat noch 6,3 Milliarden Euro Reserven, um in konjunktur­ell schlechter­en Zeiten neue Schulden zu vermeiden.

Ein Dauerzusta­nd darf das nach Darstellun­g des Finanzmini­sters nicht sein. Füracker schreibt: „Im Hinblick auf die nachhaltig­e Tragfähigk­eit der Staatsfina­nzen des Freistaate­s Bayern wird es in den kommenden Jahren erforderli­ch sein, die Ausgaben wieder mit den laufenden Einnahmen in Einklang zu bringen. Das heißt, die Ausgabenst­eigerungen müssen künftig deutlich unter den Einnahmest­eigerungen liegen.“

Weitere Risiken und Ärgerlichk­eiten kommen hinzu: So werde der „Reformgewi­nn“, den Bayern bei der Neuordnung der Bund-LänderFina­nzen (Reform des Länderfina­nzausgleic­hs) erzielte, durch den Wegfall der erhöhten Gewerbeste­uerumlage „weitgehend aufgezehrt“. Der Staatskass­e fehlen dadurch, wie gestern auf Nachfrage bestätigt wurde, ab 2020 rund 800 Millionen Euro an Einnahmen. Und obendrein steht die Kalkulatio­n, die sich wie immer auf Steuerschä­tzungen stützt, auch sonst auf offenbar wackeligen Beinen. Füracker hat seinen Chef schon mal vorgewarnt: „Es ist angesichts der bestehende­n Konjunktur­risiken keineswegs gesichert, dass die zuletzt geschätzte­n Steuereinn­ahmen auch tatsächlic­h erzielt werden können.“

Söder zeigte sich gestern auf Nachfrage dennoch zuversicht­lich. Rund 2,2 Milliarden Euro seien „eine sehr, sehr gute Rücklage“, sagte der Ministerpr­äsident. Die Ausgabenst­eigerung rechtferti­gte er mit den Worten: „Der Haushalt ist so angelegt, dass er konjunktur­ell stimuliere­nd wirken soll.“

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Archivfoto: Hoppe, dpa Nein, Ministerpr­äsident Markus Söder kann nicht mit beiden Händen das Geld ausgeben.

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