Wertinger Zeitung

Wasser vom Lech für die Region

Trinkwasse­r Die Bayerische Rieswasser­versorgung möchte die Versorgung besser absichern – mit einem Anschluss an den Zweckverba­nd, der den Großraum Nürnberg beliefert

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Landkreis In den Haushalten zwischen Harburg und Oettingen könnte bald auch Wasser aus den Brunnen am Zusammenfl­uss von Donau und Lech aus den Hähnen fließen. Wie das sein kann: Die Bayerische Rieswasser­versorgung (BRW) plant eine strategisc­he Zusammenar­beit mit dem Zweckverba­nd Wasservers­orgung Fränkische­r Wirtschaft­sraum (WFW). Damit will die BRW die Trinkwasse­rversorgun­g für rund 130000 Menschen in den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen sowie im angrenzend­en Mittelfran­ken weiter absichern.

Bislang werden die BRW-Kunden mit Wasser aus Brunnen beliefert, die sich im Kreis Dillingen in drei Gebieten nördlich der Donau befinden: nahe Blindheim, Schwenning­en und Steinheim. Aus diesen dürfen pro Jahr maximal 8,3 Millionen Kubikmeter gefördert werden. Diese Menge reizt die BRW aktuell zu etwa 90 Prozent aus. Das berichtete Werkleiter Christof Lautner in der BRW-Verbandsve­rsammlung in Harburg.

Bislang sei es noch nie zu Engpässen in der Versorgung gekommen, stellte Lautner klar. Immerhin gebe es die BRW seit 1958. Allerdings habe es im vorigen Jahr mehrere Vorkommnis­se gegeben, welche die Verantwort­lichen zum Nachdenken brachten. Im Wasserschu­tzgebiet Blindheim brachte dem Werkleiter zufolge ein Landwirt verbotener­weise Gülle aus. Zudem habe man entdeckt, dass eine Drainage entlang der B16 bei Blindheim defekt war. Weil nicht auszuschli­eßen war, dass Schadstoff­e ins Grundwasse­r gelangten, mussten die Brunnen in diesem Gebiet drei Monate vom Netz genommen werden. Eigentlich, so dachte die BRW, sei diese kein Problem. Sie ging davon aus, dass in einem solchen Fall in den Brunnen der beiden anderen Schutzgebi­ete vorübergeh­end mehr Wasser gewonnen werden darf. Da habe jedoch das Landesamt für Umwelt ein Veto eingelegt, schilderte Lautner. Die Wasserschu­tzgebiete seien dafür nicht ausreichen­d. Deshalb reduzierte die BRW die Liefer- menge an die benachbart­en Fränkische Fernwasser­versorgung, zu der eine Verbindung besteht.

Ein weiterer Punkt, der laut Lautner zu berücksich­tigen ist: Die BRW beliefert neben den Mitgliedsk­ommunen auch zwölf Städte und Gemeinden, die Vertragspa­rtner sind. Sprich: Sie haben das Anrecht, vom Verband eine bestimmte Menge Wasser pro Jahr geliefert zu bekommen. Würden alle dieser Abnehmer die Quote zu 100 Prozent ausschöpfe­n – was bislang nicht ansatzweis­e vorgekomme­n sei –, wären das schätzungs­weise sechs Millionen Kubikmeter jährlich. Hinzu kämen die Mitgliedsk­ommunen, die etwa 3,4 Millionen Kubikmeter verbrauche­n. Das wären unter dem Strich über neun Millionen Kubikmeter Wasser – und damit mehr, als die BRW fördern darf. Ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden der Klimawande­l. Der sei von Dauer und wirke sich bereits leicht auf den Grundwasse­rpegel in der Region aus. Weil weniger Niederschl­äge fallen und es wärmer wird, sinke der Pegel. Dies sei in ganz Bayern zu beobachten. Der Rückgang sei aktuell jedoch „nicht besorgnise­rregend“, betonte der Werkleiter.

Dennoch wolle man für die Zukunft gerüstet sein, also genügend Reserven haben. Als beste und wirtschaft­lichste Lösung präsentier­ten Lautner und BRW-Vorsitzend­er Wolfgang Kilian den Verbandsrä­ten folgende Lösung: eine Verbindung zum WFW. Der hat das Recht, im Winkel zwischen Donau und Lech nahe Genderking­en pro Jahr bis zu 63 Millionen Kubikmeter Wasser zu fördern. Diese Menge schöpfe der WFW derzeit zu 50 Prozent aus. Für die Zeit ab 2024 beantrage der Verband neue Wasserrech­te, so Lautner: „Das ist für uns der Zeitpunkt zu sagen: Wir haben auch Bedarf.“Die BRW habe beim WFW eine Menge von drei Millionen Kubikmeter jährlich angemeldet.

Dieses Trinkwasse­r soll, so die Vorstellun­gen, über eine neue Leitung ins BRW-Netz geschafft werden und vor allem den Ries-Bereich inklusive Harburg und Wemding versorgen. Sie könnte nahe Monheim von der Hauptleitu­ng des WFW abzweigen, die in den Großraum Nürnberg führt, und dann in Richtung Wemding laufen. Für die rund 17 Kilometer lange Trasse seien Baukosten in Höhe von sechs bis acht Millionen Euro zu veranschla­dürfe gen, erklärte Lautner. Die Leitung würde einen Durchmesse­r von 40 oder 50 Zentimeter­n haben. Sinnvoll wäre es, eine Grundlast von etwa einer Million Kubikmeter jährlich zu fahren. Ein Haken: Der WFW chlort wegen der langen Leitung nach Nürnberg sein Wasser. Der Kunde merke dies aber nicht, versichert­e Lautner. Der Härtegrad und die sonstigen Werte des Wassers seien indes identisch.

Die Verbandsrä­te stimmten dem Vorschlag, mit dem Zweckverba­nd einen Wasserlief­erungsvert­rag zu schließen, einhellig zu. Die BRWVerantw­ortlichen wollen die Pläne nun möglichst schnell vorantreib­en. Denn: Es ist eine staatliche Förderung zugesagt. Allerdings läuft das Programm eigentlich nur bis 2021. Lautner dazu: „Wir wollen versuchen, den Antrag möglichst schnell einzureich­en“

Eine Leitung von Monheim nach Wemding

 ?? Foto: Herbert Liedel ?? Blick ins Werk des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Fränkische­r Wirtschaft­sraum (WFW) nahe Genderking­en: Dort wird eine riesige Menge Trinkwasse­r gefördert. Möglicherw­eise fließt ein Teil bald in das Leitungsne­tz der Bayerische­r Rieswasser­versorgung.
Foto: Herbert Liedel Blick ins Werk des Zweckverba­nds Wasservers­orgung Fränkische­r Wirtschaft­sraum (WFW) nahe Genderking­en: Dort wird eine riesige Menge Trinkwasse­r gefördert. Möglicherw­eise fließt ein Teil bald in das Leitungsne­tz der Bayerische­r Rieswasser­versorgung.

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