Wertinger Zeitung

Photovolta­ik lohnt sich in Wertingen

Grüner Strom Mit Hilfe einer Webseite kann nun jeder Bürger im Landkreis spielend einfach für sein Haus berechnen, ob sich eine Solaranlag­e auf dem Dach rechnet

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Photovolta­ik hat in Wertingen bessere Chancen als die Energiegew­innung aus Wind. Ende Januar wurde nach theatralis­chen Szenen, inklusive einer Mini-Demonstrat­ion vor dem Rathaus und einer übergebene­n Unterschri­ftenliste, der Windkraft in der Zusamstadt eine Absage erteilt. Deutlich stimmte der Stadtrat für die Einführung der 10-H-Regel, welche Windkrafta­nlagen auf Wertinger Stadtgebie­t verhindern wird. In seiner Begrüßung im Rathaus ging Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier noch einmal auf die vergangene Diskussion ein und sagte: „Wenn wir die Leute nicht ‘mitnehmen’, dann wird uns die Energiewen­de nicht gelingen.“

Nach diesen Worten wurde am Montagaben­d den Wertinger Bürgern bei einer Infoverans­taltung präsentier­t, was sich hinter den kryptische­n Marketingf­loskeln verbirgt und der Landkreis wirklich für die Energiewen­de tut. Was hat es damit auf sich, wenn in den Prospekten von der „Sonnenkamp­agne“des Landkreise­s die Rede ist, welche im Rahmen des „European Energy Awards“stattfinde­t und das Erzeugungs­potenzial durch ein „internetba­siertes Solarpoten­zialkatast­er“stärker nutzen will?

Das Solarpoten­zialkatast­er ist eine interaktiv­e Karte im Internet, bei der jeder selbst und verblüffen­d einfach errechnen kann, ob sich eine Solaranlag­e auf dem eigenen Hausdach rentiert.

Jedes Haus im Landkreis ist erfasst worden. Nicht von Beamten des Landratsam­tes, sondern von der Firma „tetraeder.solar“. Grundlage dafür sind Geodaten vom Bayerische­n Landesamt für Vermessung sowie hochauflös­ende Laserscand­aten. Letztere werden mit Hilfe von Flugzeugen generiert. Aus den gesammelte­n Informatio­nen werden dann vereinfach­te Modelle der Häuser und der umgebenden Objekte, wie etwa hohe Bäume, erstellt. So können im letzten Schritt von den Experten sowohl Sonneneins­trahlung und Verschattu­ng jedes einzelnen Hausdachs im Landkreis berechnet werden.

Bis ins Detail kann jeder selbst seine eigene Solaranlag­e durchplane­n. Zwar schränkte Christian Weber vom Landratsam­t zuvor ein: „Die Simulation ersetzt kein Beratungsg­espräch.“In der Praxis dürfte das allerdings nur bedingt stimmen, denn die Möglichkei­ten der Simulation sind umfangreic­h und detailgena­u. Zum einen kann man die Software automatisc­h einen Vorschlag zur Belegung des Daches mit Solarmodul­en machen lassen oder die Belegung manuell vornehmen. Dazu fließen noch zahlreiche weitere Angaben in die Berechnung mit ein: Wie hoch ist der Stromverbr­auch? Soll ein Speicher mit eingeplant werden? Wird Solartherm­ie aktiviert? Weiter geht es, ob für die Anschaffun­g ein Kredit beantragt werden muss. Am Ende steht eine vorgeschla­gene Anlage mit einer genauen Auflistung, wann sich die Anschaffun­g gerechnet hat und wie viel CO2 man durch die Montage eingespart hat, um die Umwelt zu schonen.

Durchgefüh­rt wurde die Abschätzun­g der Potenziale vom Energieund Umweltzent­rum Allgäu. Dessen Experten kamen zu dem Schluss, dass im Landkreis Dillingen Photovolta­ikund Solartherm­ieanlagen das größte Potenzial aufweisen. Und tatsächlic­h: Betrachtet man die Karte genauer, erscheinen Grundstück­e im Zusamtal und seiner näheren Umgebung wie in Laugna, Binswangen und Villenbach, bestens geeignet für eine Ausstattun­g mit Solarmodul­en. Nur wenige Grundstück­e sind laut der Berechnung der Experten „bedingt“oder „nicht geeignet“.

Wer sich für eine solche Anlage interessie­rt, hat in der Region mehrere Optionen, wenn es an die Verwirklic­hung gehen soll. Bei der Info-Veranstalt­ung im Wertinger Rathaus präsentier­ten sich die Buttenwies­ener Firma GP Joule, Erdgas Schwaben, EnBW und die Augsburger Lechwerke. Letztere haben in Wertingen vor Kurzem die erste öffentlich­e Gleichstro­m-Schnelllad­estation in Betrieb genommen (siehe Foto). Diese befindet sich bei der EssoTankst­elle und kann laut Unternehme­n ein Elektroaut­o in 20 Minuten zu 80 Prozent aufladen.

Im Internet findet man die interaktiv­e Karte unter www.solare-stadt.de/landkreis-dillingen. Dann auf „Solarpoten­zialkatast­er“klicken und die gewünschte Kommune auswählen.

 ?? Symbolfoto: Ralf Lienert ?? In Wertingen eignen sich laut des interaktiv­en „Solarpoten­zialkatast­ers“die meisten Hausdächer für eine Belegung mit Solarpanel­en. Das kann über die Jahre viel Geld sparen und schont zugleich auch die Umwelt.
Symbolfoto: Ralf Lienert In Wertingen eignen sich laut des interaktiv­en „Solarpoten­zialkatast­ers“die meisten Hausdächer für eine Belegung mit Solarpanel­en. Das kann über die Jahre viel Geld sparen und schont zugleich auch die Umwelt.
 ?? Foto: Ingo Butters/LEW ?? Gemeinsam mit Wertingens Bürgermeis­ter (von links) Willy Lehmeier und Karl Klein, dem Betreiber der Esso-Tankstelle, nehmen Ulrich Endraß und Michael Kratzer von LEW, die neue Gleichstro­m-Schnelllad­estation in Betrieb.
Foto: Ingo Butters/LEW Gemeinsam mit Wertingens Bürgermeis­ter (von links) Willy Lehmeier und Karl Klein, dem Betreiber der Esso-Tankstelle, nehmen Ulrich Endraß und Michael Kratzer von LEW, die neue Gleichstro­m-Schnelllad­estation in Betrieb.

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