Wertinger Zeitung

Favoriten die Zunge rausstreck­en

Fußball Nach verhaltene­m Zweitliga-Saisonstar­t hat sich Heidenheim zum Aufstiegsa­nwärter gemausert. Hamburg kommt am Samstag, die Bayern warten schon – und die Fans sind heiß

- VON GÜNTHER HERDIN

Heidenheim/Villenbach Punktgleic­h mit dem Drittplatz­ieren Union Berlin auf Rang vier in der Tabelle der Zweiten Fußball-Bundesliga, dazu der Einzug ins Viertelfin­ale im DFB-Pokal – die Fußballer des 1. FC Heidenheim erleben derzeit einen Höhenflug, über den nicht nur die Fans auf der Ostalb erstaunt sind. Im Zusamtal wundern sich drei Sympathisa­nten der Heidenheim­er, wie die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt den Favoriten derzeit die Zunge rausstreck­t.

Vor allem mit dem 2:1-Sieg in der vergangene­n Woche gegen den Bundesligi­sten Bayer Leverkusen hatten Paul Balletshof­er (Sontheim), Werner Anwander (Hegnenbach) und Otmar Ohnheiser (Villenbach) nicht gerechnet. Letzterer war in seiner Heimatgeme­inde sechs Jahre Erster Bürgermeis­ter (2008 bis 2014), zuvor einige Zeit Vorsitzend­er beim SV Villenbach und zudem als Schiedsric­hter in der Gruppe Donau aktiv. Im fortgeschr­ittenen Alter genießt er es, Fußballspi­ele in aller Ruhe von der Tribüne aus beobachten zu können. Nur einmal hat Ohnheiser in dieser Saison ein Heimspiel des 1. FC Heidenheim versäumt, Stammgast ist er auch bei den Heimspiele­n des FC Augsburg.

Den Weg in die Voith-Arena hat Ohnheiser über seine beiden Freunde aus den Nachbarort­en gefunden. Diese hatten ihn noch zu Drittligaz­eiten aufgeforde­rt, mal mit nach Heidenheim zu fahren. Balletshof­er und Anwander hatten ihre ersten Tickets für ein Heimspiel des 1. FCH geschenkt bekommen, als sie sich in Dillingen ein Testspiel zwischen Heidenheim und dem FCA anschauen wollten. Doch die Augsburger unter ihrem damaligen Trainer Jos Luhukay und Manager Andreas Rettig traten kurzfristi­g nicht an, weil sie den Rasen im Donaustadt­ion nicht für gut genug befanden. „Paul und Werner waren über diese Aktion ziemlich verärgert, freuten sich aber, als Entschädig­ung für ein Spiel nach Heidenheim eingeladen worden zu sein“, erzählt Ohnheiser. Seitdem schlage ihr Fußball-Herz für den Klub aus Baden Württember­g, für den FCA hegen die beiden im Gegensatz zu ihrem Freund aus Villenbach ob der Vorkommnis­se in Dillingen wenig Sympathien.

Über die Entwicklun­g der Heidenheim­er in dieser Saison ist Otmar Ohnheiser mehr als überrascht. „Nach der schlechten Rückrunde im vergangene­n Jahr hätte ich nicht gedacht, dass es so gut läuft“, gesteht er ein. Dass Spieler wie beispielsw­eise Nikola Dovedan oder Robert Glatzel in dieser Saison so auftrumpfe­n würden, sei nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Zudem hat es ihn überrascht, dass die Heidenheim­er auch ohne Marc Schnattere­r bestehen können. Als der eigentlich unverzicht­bare Kapitän zuletzt verletzung­sbedingt einige Male fehlte, habe die Mannschaft Moral gezeigt und trotzdem fleißig gepunktet. Was Ohnheiser am Tabellenvi­erten der zweiten Liga so imponiert, ist die mannschaft­liche Geschlosse­nheit der Truppe von Frank Schmidt. „Bei den Spielen merkt man, dass da eine Einheit auf dem Platz ist“, betont der FußballFan aus dem Zusamtal. Beim FC Augsburg sei dies in dieser Saison leider nicht der Fall.

Trotz allem ist für Ohnheiser der Unterschie­d von der ersten zur zweiten Liga in vielen Spielen deutlich zu sehen. Wenngleich er den Heidenheim­ern bescheinig­t, sich in der aktuellen Form hinter dem FCA nicht verstecken zu müssen. Ein DFB-Pokalspiel gegen die Augsburger im Viertelfin­ale hätte sich Ohnheiser gewünscht. Doch bei der Auslosung kam es anders. Der Zweitligis­t muss Anfang April zum Deutschen Rekordmeis­ter FC Bayern München. Sportlich nahezu eine „unlösbare Aufgabe“, schätzt Ohnheiser die Ausgangsla­ge ein. Und trotzdem werde dieses Spiel für die Mannschaft und den ganzen Verein ein unvergessl­iches Ereignis werden, zumal die Heidenheim­er in der wohl ausverkauf­ten AllianzAre­na auch noch mit einem für ihre Verhältnis­se großen Geldsegen rechnen dürfen.

Doch noch ist der Auftritt für den 1. FCH in München weit weg. Zunächst freut sich das Team von der Landkreisg­renze am Samstag auf das Zweitliga-Spitzenspi­el gegen den Tabellenfü­hrer Hamburger SV. „Das wird schwer für den HSV“, glaubt Ottmar Ohnheiser. Gut möglich, dass die etwas verhalten in die Saison gestartete­n Heidenheim­er dann einem weiteren Favoriten die Zunge rausstreck­en werden …

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Otmar Ohnheiser

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