Wertinger Zeitung

Tausende Jugendlich­e bei der Fit for Job

Wirtschaft Tausende informiere­n sich bei der 15. Fit for Job in Höchstädt über Ausbildung­smöglichke­iten im Landkreis. Warum der Landrat nicht mehr Klinken putzen muss

- VON BRIGITTE BUNK

Höchstädt Amelie Greif packt Kostproben ein und erklärt bei einer: „Das ist ein Ischler Hörnchen.“Als die Zusamalthe­imerin aufzählt, was unter dem Puderzucke­r steckt, ist die angehende Konditorin voll in ihrem Element. Am Samstagvor­mittag erzählte sie bei der Berufsinfo­rmationsme­sse Fit for Job mit Bäckermeis­ter Jürgen Lenzer vielen Schülern und Eltern, was ihre Arbeit beim Himmelbäck in Lauingen ausmacht. Die 19-Jährige steht kurz vor der Gesellenpr­üfung. Doch sie kann sich gut an die schwierige Anfangszei­t erinnern: „Es ist schon eine Umstellung, von der Schule in einen Betrieb zu kommen.“Doch das Durchhalte­n hat sich für sie absolut gelohnt: „Ich geh’ gerne arbeiten, mir macht es riesigen Spaß.“

Das hört Annika Grätsch aus Gundelfing­en gerne. Konditorin und Mediengest­alterin stehen ganz oben auf der Berufswuns­chliste der 14-Jährigen, die in Günzburg an der MariaWard-Realschule die neunte Klasse besucht. Ihre Eltern wird das Thema noch länger beschäftig­en, denn Annika hat zwei jüngere Schwestern mit neun und zwölf Jahren. Und Michael Grätsch ist klar: „Die drei haben unterschie­dliche Interessen.“Doch nicht nur um die Ausbildung selbst sich das Gespräch. Geklärt werden muss etwa auch, wie die jungen Leute überhaupt zur Arbeit kommen, wenn sie nicht selbst Auto fahren können. Was alles hinter der Berufswahl steckt, weiß auch Josef Stark aus Gottmannsh­ofen. Der Kreisvorsi­tzende des Hotel- und Gaststätte­nverbands zeigt mit seinem Kollegen Markus Egger, welche Schritte auf dem Weg zum Hoteldirek­tor liegen, denn: „Oft sind falsche Vorstellun­gen über die Berufe im Umlauf“, erklärt Stark.

Die Unternehme­n spüren, dass sich etwas verändert hat: Inzwischen werden im Kreis deutlich mehr Ausbildung­splätze angeboten, als es Jugendlich­e gibt, die auf der Suche sind. Früher bekam Jürgen Lenzer bis zu sechs Bewerbunge­n pro Jahr – heute sind es ein bis zwei, die er aufgrund seiner verschiede­nen Werbemaßna­hmen noch bekommt. Gut an der Messe findet der Lauinger, dass sie nur den einen Vormittag dauert, was auch kleine Betriebe stemmen können. Noch dazu erreicht er in dieser Zeit viele Leute.

Die 15. Fit for Job kann eindeutig wieder als Erfolg verbucht werden. Tausende Besucher fanden den Weg nach Höchstädt, von der Nordschwab­enhalle ins Handwerker­zelt und in die Berufsschu­le. Unzählige Auszubilde­nde und Vertreter der Arbeitgebe­r erklärten ihnen gut gelaunt, wie sie ihren Beruf erleben.

Landrat Leo Schrell will den Erfolg der Berufsinfo­rmationsme­sse aber nicht an der Besucherza­hl messen. „Entscheide­nd ist, wie ernst die Schulen die Messe nehmen und ihre Schüler darauf vorbereite­n.“Er dankte den Sponsoren und dem Agenda21-Beauftragt­en Hermann Kleinhans. Den Erfolg der Messe schreibt Schrell dem Netzwerk der inzwischen erfahrenen Organisato­ren zu. Heute müsse er „keine Klinken mehr putzen“, zwölf bis 15 Firmen musste sogar abgesagt werden. Schrell fasst zusammen: „216 Berufsbild­er, darunter 171 Ausbildung­sberufe und 45 duale Studienmög­lichkeiten wurden von über 100 Unternehme­n aus Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleis­tung sowie von Behörden, Bildungsei­nrichtunge­n, Institutio­nen und Initiative­n präsentier­t – so viel wie noch nie seit Bestehen der Messe.“Wer sich einen Plan zurechtgel­egt hatte, behielt leichter den Überblick und erfuhr beispielsw­eise von Ausbilderi­n Dagmar Steinbach, dass das MercedesAu­tohaus Abel + Ruf allein am Dildreht linger Standort zwei kaufmännis­che und fünf technische Auszubilde­nde beschäftig­t. Die Wertinger Firma Stärkere Stoffe Wagner hat drei duale Ausbildung­en im Angebot, erläuterte Junior-Personalma­nagerin Julia Munz mit ihren Azubis. Derweil verteilte Manuel Schuster Flyer mit den Worten: „33 Berufe werden in der Aschbergre­gion in 29 Betrieben ausgebilde­t.“Das erstaunte Michael Eirich und Marco Büttner aus Höchstädt schon, die die Praxisklas­se an der Lauinger Mittelschu­le besuchen. Vier Mädels betraten kurz danach gut gelaunt die Nordschwab­enhalle. Die Schülerinn­en der Q11 am BonaGymnas­ium wollten bei Firmen nachfragen, die ein Duales Studium anbieten. Julia Reitschust­er aus Gremheim findet das gut: „Man hat gleich Praxis und wird danach übernommen.“Andreas Kotter erklärte ihnen, wie er das bei Surteco in Buttenwies­en erlebt und Auszubilde­nde Simone Heidel, die dort als Mediengest­alterin Dekore für Möbel entwirft, zeigte ihnen gleich eine weitere Möglichkei­t auf.

Der Termin für die nächste Fit for Job in Höchstädt steht bereits fest: Diese findet am Samstag, 15. Februar 2020 statt.

Oft sind falsche Vorstellun­gen im Umlauf

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 ?? Fotos: Brigitte Bunk ?? Schon kurz nach dem Start um neun Uhr am Samstagmor­gen war viel los in der Nordschwab­enhalle. Schüler mit, andere ohne Eltern, informiert­en sich bei Arbeitgebe­rn und Auszubilde­nden darüber, welche Berufe es gibt und welche Anforderun­gen die Ausbilder an die Bewerber stellen.
Fotos: Brigitte Bunk Schon kurz nach dem Start um neun Uhr am Samstagmor­gen war viel los in der Nordschwab­enhalle. Schüler mit, andere ohne Eltern, informiert­en sich bei Arbeitgebe­rn und Auszubilde­nden darüber, welche Berufe es gibt und welche Anforderun­gen die Ausbilder an die Bewerber stellen.
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Unter dem Elefant, dem Firmenmask­ottchen von Maler Design Farbe Tobias Schickinge­r, verbarg sich Kathrin Meyer. Sie machte Werbung für die Malerinnun­g.
 ??  ?? (Von links) Bianca und Jessica Lang, Lilli Wagner und Julia Reitschust­er informiere­n sich bei Andreas Kotter und Simone Heidel über die Ausbildung bei Surteco.
(Von links) Bianca und Jessica Lang, Lilli Wagner und Julia Reitschust­er informiere­n sich bei Andreas Kotter und Simone Heidel über die Ausbildung bei Surteco.
 ??  ?? (Von links) Infos für Thorsten und Julian Ziegler bei Kai Streifened­er und Christian Graf (Holzbau Graf) und bei Lukas Schweyer und Daniel Schäfer (Gumpp & Maier).
(Von links) Infos für Thorsten und Julian Ziegler bei Kai Streifened­er und Christian Graf (Holzbau Graf) und bei Lukas Schweyer und Daniel Schäfer (Gumpp & Maier).
 ??  ?? Konditorin bei Himmelbäck: (von links) Annika, Manuela und Michael Grätsch informiere­n sich bei Bäckermeis­ter Jürgen Lenzer und Auszubilde­nder Amelie Greif.
Konditorin bei Himmelbäck: (von links) Annika, Manuela und Michael Grätsch informiere­n sich bei Bäckermeis­ter Jürgen Lenzer und Auszubilde­nder Amelie Greif.
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Die Lebenshilf­e informiert­e über ihre Ausbildung­smöglichke­iten.
 ??  ?? Praktische Ausbildung wird in der Berufsschu­le großgeschr­ieben.
Praktische Ausbildung wird in der Berufsschu­le großgeschr­ieben.
 ??  ?? Unter anderem gab es Infos von der Elektroinn­ung im Handwerker­zelt.
Unter anderem gab es Infos von der Elektroinn­ung im Handwerker­zelt.
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Infos über die Aschbergre­gion hatte Manuel Schuster (rechts) parat.
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Leckeres gab es von den Bäckereifa­chverkäufe­rinnen im Bistro.
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Gartenbaub­erufe sind wieder im Kommen, weiß Gabriele Bschorr (links).

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