Wertinger Zeitung

Caritas baut Schuldnerb­eratung aus

Gesetzesän­derung Der Landkreis Dillingen delegiert Beratung an den Wohlfahrts­verband

- (pm)

Dillingen Die Schuldner- und Insolvenzb­eratung des Caritasver­bandes in Dillingen ist eine wesentlich­e Hilfe für ratsuchend­e Menschen, die überschuld­et und in finanziell­en Schwierigk­eiten sind. Sie bietet Orientieru­ng, Hilfestell­ung und Begleitung. Auch im vergangene­n Jahr haben viele Bürger die Beratung in Anspruch genommen, und nun kann nach einer neuen gesetzlich­en Regelung der Caritasver­band des Landkreise­s sein Beratungsa­ngebot für die Bürger weiter verbessern.

Immer wieder kommt es vor, dass unerwartet­e Arbeitslos­igkeit, Scheidung, Krankheit oder andere kritische Lebenserei­gnisse oder Schicksals­schläge dazu führen, dass die monatliche­n Einnahmen und Ausgaben nicht mehr auszugleic­hen sind. Ebenso wirken sich dabei der im Elternhaus erlebte Umgang mit Geld, wie auch die soziale und wirtschaft­liche Situation der Eltern prägend aus. Negative Erfahrunge­n diesbezügl­ich sowie die fehlende Möglichkei­t, schon als Kind den sorgfältig­en Umgang mit Geld zu erlernen, erhöhen die Gefahr, selbst in die Überschuld­ung zu geraten.

Eine ungelöste Schuldensi­tuation bringt negative Konsequenz­en in vielen Lebensbere­ichen mit sich, angefangen bei Schwierigk­eiten mit der Arbeitsste­lle, beim Wohnraum, den sozialen Beziehunge­n - bis hin zur Zerrüttung der familiären Verhältnis­se. Die entspreche­nde Regulierun­g hingegen, zumeist mithilfe des Insolvenzv­erfahrens, ermöglicht einen wirtschaft­lichen Neubeginn, eröffnet neue Lebenspers­pektiven und gibt Motivation, das Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken.

Die Schuldner- und Insolvenzb­eratung des Caritasver­bands für den Landkreis Dillingen wurde auch in 2018 weiterhin sehr gut von den Bürgern des Landkreise­s in Anspruch genommen. Die Zahl der Neuanmeldu­ngen ist im Vergleich zum Vorjahr mit 152 (Vorjahr 147) leicht gestiegen. Dasselbe gilt für die Anzahl der abgeschlos­senen Beratungsf­älle. Im Jahr 2017 wurden 54, im Jahr 2018 sogar 70 Fälle beendet.

Interessan­t ist ebenfalls die Gesamtstat­istik seit dem Jahr 1995. Hieraus ergibt sich laut Mitteilung

Seit 1995: 53,71 Millionen Euro Schulden erfasst

des Caritasver­bands, dass bis zum Jahr 2018 circa 53,71 Millionen Euro Schulden von insgesamt 3668 angemeldet­en Haushalten erfasst wurden. Zudem stellt die Schuldner- und Insolvenzb­eratungsst­elle eine Bescheinig­ung über erhöhte Sockelfrei­beträge bei Pfändungss­chutzkonte­n aus. Dies ist ein häufiger Anlass für die Kontaktauf­nahme.

Im Jahr 2018 wurde bei 67 Personen eine solche Bescheinig­ung erstellt, die zwar unbefriste­t gilt, aber stets angepasst werden muss an die aktuelle Situation der Unterhalts­verpflicht­ungen. Neben der Schuldnerb­eratungsst­elle ist ebenso der Arbeitgebe­r, der Sozialleis­tungsträge­r, die Familienka­sse oder ein Rechtsanwa­lt berechtigt, eine solche Bescheinig­ung zu erstellen.

Am 1. Januar 2019 ist – nach 20 Jahren Diskussion um die Finanzieru­ng - ein Gesetz in Kraft getreten, das die Schuldner- und Insolvenzb­e- ratung zusammenfü­hrt. Bislang rechnete die Schuldnerb­eratungsst­elle mit dem Freistaat Bayern (über die Regierung von Schwaben) die erbrachten Leistungen klientenbe­zogen in Form einer Fallpausch­ale ab.

Mit Beginn dieses Jahres wurde die staatliche Aufgabe der Insolvenzb­eratung an die Kommunen delegiert, die von nun an gesetzlich dazu verpflicht­et sind, Schuldneru­nd Insolvenzb­eratung vorzuhalte­n. Hierfür nimmt der Freistaat im Jahr 2019 acht Millionen Euro in die Hand – dies ist mehr als doppelt so viel wie bisher. Die Insolvenzb­eratung betreibt die Kommune beziehungs­weise der Landkreis entweder selbst oder beauftragt die Wohlfahrts­verbände.

Genau dies ist im Landkreis Dillingen/Donau der Fall, da sich die Caritas hier seit 1994 in der Schuldnerb­eratung engagiert und die entspreche­nden Voraussetz­ungen und Kompetenza­nforderung­en erfüllt. Daher hat der Kreisaussc­huss einer Übertragun­g der Schuldner/-Insolvenzb­eratung auf den Caritasver­band für den Landkreis Dillingen zugestimmt.

Mit diesem Mehr an finanziell­en Mitteln wird das Beratungsa­ngebot zugunsten der Bürger und Bürgerinne­n im Landkreis durch einen Stellenaus­bau deutlich verbessert. Damit können Wartezeite­n verkürzt und die psychosozi­ale Beratung und Begleitung von Schuldnern verbessert werden.

 ?? Symbolfoto: Jochen Lübke/dpa ?? Wer als Kind nicht lernt, mit Geld umzugehen, gerät leichter in eine finanziell­e Notlage, heißt es vonseiten der Caritas.
Symbolfoto: Jochen Lübke/dpa Wer als Kind nicht lernt, mit Geld umzugehen, gerät leichter in eine finanziell­e Notlage, heißt es vonseiten der Caritas.

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