Wertinger Zeitung

Drei Allgäuer überfallen Pfaffenhof­en

Das Trio „Allgäuer Duranand“bringt den Wirtshauss­aal in Pfaffenhof­en zum Kochen

- VON HELMUT SAUTER „Ich lebe und weiß nicht wie lang. Ich sterbe und weiß nicht wann. Ich reise und weiß nicht wohin. Mich wundert´s, dass ich so fröhlich bin. Und fröhlich waren alle miteinand´ beim Duranand.“

Seit Wochen ausverkauf­t war der Auftritt der Musikgrupp­e „Allgäuer Duranand“, so dass noch zusätzlich­e Stühle in den Wirtshauss­aal beim Straub in Pfaffenhof­en gestellt werden mussten, um dem Andrang Herr zu werden. Zum vierten Mal seit 2006 gaben Manne Köhler, „Bolle“Kröner und MichaelKöh­l er ihre musikalisc­h kabarettis­tische Visitenkar­te im Gasthaus Straub ab, ohne an Anziehungs­kraft verloren zu haben.

Allein schon der„ Instrument­en D uran and“aufd er Bühne rechtferti­gt den Namen der Gruppe und lässt erahnen, dass auf das Publikum ein musikalisc­hes Feuerwerk wartet. Und genauso kommt es in den nächsten drei Stunden. Musikalisc­he Grundlage ihrer zahlreiche­n Spottliede­r über „das schöne Allgäuland, wo Mais pflanzt wird im Unverstand“, über das „B´schütta fihra ohne Hiera“(Jauche schwenken ohne zu denken) oder über die alltäglich­en Hürden, die dem Allgäuer im Weg stehen, ist die traditione­lle schwäbisch-bayerische Volksmusik. Allerdings versteht es das Trio exzellent, zu ihren handgemach­ten, sehr authentisc­hen Liedern auch mal Melodien zu verfremden oder instrument­al zu erweitern und so einen eigenen „Duranand-Sound“zu kreieren.

Wenn Manne Köhler die von zahllosen Auftritten verbeulte Tuba zur Seite stellt und zum Multifunkt­ionswaschb­rett-Shuffle greift, steigen die Klatsch- und Jubelarien auf höchste Phonzahlen. Der Sprung von der traditione­llen Volksmusik zu Irish-Folk gelingt ohne Brüche und löst immer wieder höchste Begeisteru­ng im Saal aus. Wenn Michael Köhler seine Fiddle jubilieren lässt, Manne Köhler den Rhythmus auf der irischen Trommel „Bodhrán“mit exakten BonesSchlä­gen vorgibt und „Bolle“Kröner seinen Kontrabass zum Dröhnen bringt, verwandelt sich das schwäbisch­e Wirtshaus unwillkürl­ich in ein irisches Pub, inklusive dunklem Bier, das der Wirt dazu passend ausschenkt.

Bieten die drei auf ihren zahlreiche­n Instrument­en schon musikali- Extraklass­e, so stehen ihre handgestri­ckten Liedtexte und ihre teils deftigen, teils philosophi­sch anmutenden Kommentare dem in nichts nach. Wenn „Bolle“von der Sau singt, die er mit ins Bett nimmt, wenn er beschimpft wird als „Riesensau, weil i an Diesel hau“oder wenn er seine Nachbarin in anzügliche­n Posen im Internet aufspürt, dann gibt es im Saal kein Halten mehr. Natürlich dürfen ihre langsche jährigen Kultsongs über den „Kässpätzla­willi“und den „Lanz-Bulldog“ebenso wenig fehlen wie ihr Lied über das „Bugrad“, wie das Kanapee im Allgäu heißt. Wer mal dort liegt, kommt unweigerli­ch zum Philosophi­eren über „Was i sott und was i tät, wen i et am Bugrad läg.“

Die teils deftigen, teils skurrilen und hintersinn­igen Liedtexte erinnern an beste Kabarettku­nst einer Biermösl-Blosn, eines Josef Hader oder Georg Kreisler, ohne ihre eigene Allgäuer Authenzitä­t zu verlieren. Leiser und nachdenkli­cher wird die Stimmung im Saal, wenn „der Manne“über den Weltenlauf philosophi­ert oder über „stille Winkel“sinniert, die immer häufiger der

Handgemach­te, sehr authentisc­he Lieder

Zum Ende ein typischer „Manne-Vierzeiler“

Bauwut zum Opfer fallen. Drei Stunden bestes Musikkabar­ett in Allgäuer Mundart bei ausgelasse­ner Stimmung und heißen Temperatur­en im Saal enden in einem typischen „Manne-Vierzeiler“, der die Allgäuer Lebensart bestens charakteri­siert:

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Foto: Helmut Sauter Verschwitz­t und glücklich nach drei Stunden „musikalisc­her Schwerstar­beit“: (von links) Bolle Kröner, Manne Köhler und Michael Köhler beim Auftritt im Gasthaus Straub in Pfaffenhof­en.

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