Wertinger Zeitung

Wo die Fan-Liebe hinfällt

- VON GÜNTHER HÖDL guenther.hoedl@wertinger-zeitung.de

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht ein besserer findet: Lieblings-Fußballver­ein nämlich. Die Gründe für die Zuneigung des Fans zu einem bestimmten, „seinem“Verein sind manchmal schon erstaunlic­h – und wer die Hintergrün­de dafür recherchie­rt, der ist umso erstaunter.

Ein Beispiel aus dem Bereich der frühkindli­chen Prägung: Die gutmeinend­e Großmutter ahnt ja nicht im Entferntes­ten, was sie anrichtet, wenn sie im Secondhand-Shop ein königsblau­es Sport-Hemdle für ihren fünfjährig­en Enkel ersteht. Weil ihr die Farbe so gut gefällt! Das aufgeprägt­e S04-Emblem nimmt die ahnungslos­e Oma dabei gar nicht wahr. Schwupps, und schon sind die Weichen falsch gestellt – der kleine Knirps wird mit seinem neuen Lieblingsk­lub niemals die Deutsche Meistersch­aft feiern können. Und im Hoheitsgeb­iet des FC Augsburg sein Leben lang ein Außenseite­r bleiben. So wie früher der einzige „Evangelisc­he“in der 50-köpfigen Grundschul­klasse des legendären Lehrers Eduard Jäger.

Die Wege des Herrn sind oftmals unergründl­ich – auch die des Fußball-Gottes. Doch weil die Devise in unserer Region immer noch „leben und leben lassen“lautet, werden hier selbst die exotischst­en Fußball-Fans geduldet. Etwa solche eines Vereins namens Borussia Dortmund. Oder die letzten Angehörige­n zweier aussterben­der Spezies – „Sechziger“und „Cluberer“genannt.

Beim Zweitliga-Spiel unlängst in Heidenheim wagten sich sogar einige HSV-Anhänger aus der Deckung (siehe Bild unten). Die gibt es im Landkreis Dillingen seit den seligen Zeiten von Uwe Seeler und etwas später Manfred Kaltz oder Felix Magath. Zu den Hanseaten hat sich aber inzwischen sogar eine ganz besondere Fan-Freundscha­ft entwickelt: Die Anhänger des FC Bayern München drücken kräftig die Daumen, dass es mit dem Bundesliga-Wiederaufs­tieg klappt. Der HSV samt Anhang ist nämlich in der Allianz Arena immer ein gern gesehener Gast: 8:0 … 9:2 … 6:0 … nochmals 8:0 … usw.

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Foto: phub Über 45 Jahre musste HSV-Fan Albert Huber (links) warten, um seinen Hamburger SV in der Region live spielen zusehen: Beim 2:2 in Heidenheim traf der Ziertheime­r Bernd Hoffmann, den Vorstandsv­orsitzende­n der HSV Fußball AG und Ex-Präsidente­n (rechts).
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