Wo die Fan-Liebe hinfällt
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht ein besserer findet: Lieblings-Fußballverein nämlich. Die Gründe für die Zuneigung des Fans zu einem bestimmten, „seinem“Verein sind manchmal schon erstaunlich – und wer die Hintergründe dafür recherchiert, der ist umso erstaunter.
Ein Beispiel aus dem Bereich der frühkindlichen Prägung: Die gutmeinende Großmutter ahnt ja nicht im Entferntesten, was sie anrichtet, wenn sie im Secondhand-Shop ein königsblaues Sport-Hemdle für ihren fünfjährigen Enkel ersteht. Weil ihr die Farbe so gut gefällt! Das aufgeprägte S04-Emblem nimmt die ahnungslose Oma dabei gar nicht wahr. Schwupps, und schon sind die Weichen falsch gestellt – der kleine Knirps wird mit seinem neuen Lieblingsklub niemals die Deutsche Meisterschaft feiern können. Und im Hoheitsgebiet des FC Augsburg sein Leben lang ein Außenseiter bleiben. So wie früher der einzige „Evangelische“in der 50-köpfigen Grundschulklasse des legendären Lehrers Eduard Jäger.
Die Wege des Herrn sind oftmals unergründlich – auch die des Fußball-Gottes. Doch weil die Devise in unserer Region immer noch „leben und leben lassen“lautet, werden hier selbst die exotischsten Fußball-Fans geduldet. Etwa solche eines Vereins namens Borussia Dortmund. Oder die letzten Angehörigen zweier aussterbender Spezies – „Sechziger“und „Cluberer“genannt.
Beim Zweitliga-Spiel unlängst in Heidenheim wagten sich sogar einige HSV-Anhänger aus der Deckung (siehe Bild unten). Die gibt es im Landkreis Dillingen seit den seligen Zeiten von Uwe Seeler und etwas später Manfred Kaltz oder Felix Magath. Zu den Hanseaten hat sich aber inzwischen sogar eine ganz besondere Fan-Freundschaft entwickelt: Die Anhänger des FC Bayern München drücken kräftig die Daumen, dass es mit dem Bundesliga-Wiederaufstieg klappt. Der HSV samt Anhang ist nämlich in der Allianz Arena immer ein gern gesehener Gast: 8:0 … 9:2 … 6:0 … nochmals 8:0 … usw.