Richter: Högel soll endlich gestehen
Prozess gegen den „Todespfleger“
Oldenburg Im Oldenburger Mordprozess gegen den früheren Krankenpfleger Niels Högel hat Richter Sebastian Bührmann nochmals eindringlich an den Angeklagten appelliert, umfänglich zu gestehen: „Es ist für die Wahrheit nie zu spät. Wir alle gieren hier nach der Wahrheit.“Bührmann verwies auf die Angehörigen der Opfer: „Wenn Sie noch irgendwas Gutes tun wollen in diesem Verfahren für die Leute, dann ist das die Wahrheit.“
Högel bestreitet, zwischen Januar und September 2002 im Klinikum Oldenburg getötet zu haben. Es waren die letzten Monate vor seinem Wechsel in das Krankenhaus Delmenhorst. Es sei nur schwer vorstellbar, dass er in dieser Zeit nicht getötet habe, sagte der Richter. Högel schwieg zu den Vorwürfen. Er soll in den Jahren 2000 bis 2005 in den Kliniken Oldenburg und Delmenhorst 100 Patienten getötet haben. Laut Anklageschrift vergiftete er seine Opfer mit Medikamenten, die zum Herzstillstand oder Kammerflimmern führten. Anschließend versuchte er, sie wiederzubeleben, um als rettender Held dazustehen. Der frühere Krankenpfleger hat im Verlauf des Prozesses, der Ende Oktober begann, 43 Mordfälle eingeräumt. Fünfmal wies er die Anschuldigungen zurück. An die anderen Patienten könne er sich nicht erinnern, sagte er. Wegen weiterer Taten verbüßt Högel bereits eine lebenslange Haftstrafe.