Kasperletheater von Kasper
Gian Franco Kaspers Altersmilde scheint schön langsam zu schwinden. Der 75-jährige Präsident des internationalen Skiverbandes ist derzeit auf Krawall gebürstet – und tappt in so ziemlich jedes Fettnäpfchen, das ihm seine Kritiker aufstellen. Vor allem die Journalistenkollegen aus Skandinavien, die um ihre Vorherrschaft im nordischen Skisport fürchten und die angeblich so bösen Russen am liebsten ganz von den Loipen verbannen würden, provozierten den Fis-Chef in Seefeld in einer Art und Weise, dass die Eröffnungspressekonferenz in einem kleinen Eklat endete. Ähnlich wie vor einigen Wochen, als ein langes Interview von Kasper mit dem Schweizer Tages-Anzeiger über die Vergabe von Olympischen Spielen auf die Überschrift „In Diktaturen ist es einfacher für uns“reduziert wurde, sorgte nun eine weitere Aussage des früheren Grandseigneurs des Skisports für Aufregung. Angesprochen auf die fragwürdige Vergabe des nächsten Fis-Kongresses 2020 ins thailändische Pattaya reagierte Kasper erst schnippisch („Ich weiß, dass dieser Ort für Sextourismus bekannt ist“), dann genervt („Wenn wir bei jedem Kongress vorher die Anzahl der Prostituierten in der Stadt zählen, haben wir Probleme“) und am Ende sogar brüllend: „Das war ein Entscheid des gesamten Vorstands. Ich kann nicht sagen, ich akzeptiere das nicht.“Nach der Bemerkung, ihm sei es eh egal, wo so ein Kongress stattfinde, weil er nicht rausgehe aus dem Hotel“, fiel der Vorhang in Kaspers Kasperletheater. Schmollend und verärgert verließ er die große WMHalle von Seefeld.
Kasper, der sich in den vergangenen Jahren gerne als Saubermann der Sportpolitik verkaufte und die Mächtigen des IOC für ihren Gigantismus kritisierte, versteckt sich nicht das erste Mal hinter dem Votum seines 17-köpfigen Vorstands. Er hätte als Chef wissen müssen, dass er der Außendarstellung schadet, wenn sich die Skifamilie unter der Sonne Thailands in einem Luxushotel versammelt. Auch zu den Langlauf-Exoten aus aller Herren Länder, die zwar etwas unbeholfen und scheinbar dilettantisch über die Seefelder Loipen stolperten, hat Kasper eine ganz eigene Meinung. „Diese Bilder von den Exoten sind zum Teil schon fast lächerlich. Aber wir können sie nicht vermeiden.“Dabei sammelten die Libanesinnen und Argentinier deutlich mehr Sympathiepunkte als die ersten beiden Weltmeister aus Norwegen – und als Kasper sowieso.