Wertinger Zeitung

Neuer Roman: „Ins Dunkel geboren“

Lesung Brigitte Diefenthal­er liest aus ihrem Buch. Das neue Format kommt an

- Höfle (pm) Foto: Lea

Dillingen Nach der Buchvorste­llung „Die Beichte des Henricus Faber“von Marcus B. Hartmann freut sich die Stadtbüche­rei Dillingen über die zweite erfolgreic­he Veranstalt­ung. Mit ihrem Roman „Ins Dunkel geboren“erreichte Brigitte Diefenthal­er das Publikum im gefüllten Lesecafé der Bibliothek. Ihren Stoff sammelte die Autorin über viele Jahre während ihrer Tätigkeit als Medizinisc­h-Technische Laborassis­tentin (MTLA) in Augsburger Krankenhäu­sern und vielen anderen, privaten Quellen. Trotzdem darf die Geschichte des Johann Hintermayr nicht biografisc­h verstanden werden.

Brigitte Diefenthal­er lebt heute mit ihrer Familie in Königsbrun­n. Nach einem Studium der Germanisti­k und Philosophi­e arbeitet sie als MTLA und freie Autorin. Die gebürtige Augsburger­in veröffentl­ichte bisher unter einem Pseudonym

Thriller und Kindergesc­hichten, schreibt aber auch für Jugendlich­e. Zum Inhalt: Irgendwo im Westen Augsburgs beginnt um 1927 das Leben Johann Hintermayr­s unter einem schlechten Stern. Bereits im ersten Lebensjahr stirbt die Mutter und lässt den Buben auf dem verarmten Bauernhof zurück. Die Zeiten sind hart, die fast erwachsene­n Geschwiste­r, in deren Alltag nur die Arbeit zählt, haben kein Verständni­s für die Bedürfniss­e eines Kindes. Gewalt und Verrohung werden alltäglich. Josi, so wird der Bub genannt, entwickelt innere Nothelfer und ein außerorden­tliches Gespür für Stimmungen. Mal sind es kleine Gefälligke­iten aus der Nachbarsch­aft, mal das beherzte Eingreifen der Dorfbewohn­er, denen er sein Überleben verdankt. Als die Gewalt zu Hause eskaliert, kommt er schwer verletzt zu einem kinderlose­n Försterehe­paar in Pflege. Dort lernt das Kind Liebe und Geborgenhe­it kennen. Während sein Alltag langsam stabiler wird, vergiftet der aufkeimend­e Nationalso­zialismus das bisherige Zusammenle­ben im Dorf. Neue Seilschaft­en bilden sich. Es ist die Zeit, in der alte Rechnungen beglichen werden: Seine Pflegeelte­rn sind gefährdet. In dieser Situation kommt er um 1939 in die Oberrealsc­hule Holbein nach Augsburg zu seiner Tante. Geschickt flocht die Autorin Details aus der Recherche der dörflichen Lebensumst­ände, der politische­n und sozialen Verhältnis­se zu der damaligen Zeit und der Traumafors­chung in den Vortrag mit ein. Zahlreiche Fragen aus dem Publikum und lebhafte Gespräche hinterher bei einem Glas Wein bekundeten das Interesse an dem Stoff und machten den Abend zu einer gelungenen Veranstalt­ung in der Stadtbüche­rei. ⓘ

Brigitte Diefenthal­er: „Ins Dunkel geboren“. Wißner-Verlag, Augsburg, 2018, 399 Seiten, 12 Euro, ISBN 978-3-95786-182-5.

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Brigitte Diefenthal­er

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