Rational verdrängt Frima
Wechsel Der Landsberger Großküchen-Ausstatter ist Marktführer. Mit seinen Geräten bereiten Köche auf der ganzen Welt an nur einem Tag 130 Millionen Speisen zu. Jetzt ist die Marke mit einer anderen verschmolzen
München Das Erfolgsrezept des Küchengeräteherstellers Rational AG besteht, wenn man so will, aus zwei Komponenten: dem Kombi-Dämpfer von Rational und dem VarioCooking-Center von Frima – ein Unternehmen, das seit Anfang der 90er Jahre Tochter des Landsberger Konzerns ist. Um nun besser auf die Bedürfnisse der Branche eingehen zu können, hat Rational die Produktlinien beider Firmen zusammengeführt. Denn, so die Argumentation des Vorstands, trifft der Kombi-Dämpfer in einer Großküche auf das Vario-Cooking-Center, könnten nahezu alle Herausforderungen des Kochens abgedeckt werden – nämlich grillen, dämpfen, gratinieren, backen, braten, schmoren, simmern, dünsten, pochieren, blanchieren und selbstverständlich auch frittieren.
Aber von Anfang an. Nachdem Siegfried Meister die Lechmetallwerk GmbH 1973 in Landsberg am Lech gegründet hat, stellt der Konzern zunächst Heißluftgeräte her. Er beschäftigt zu dieser Zeit 25 Mitarbeiter. Unter anderem Namen beginnt Rational, sich auf Geräte für Profiküchen zu konzentrieren, bevor es 1976 den Kombidämpfer er- fand. Das Gerät, ein Multifunktionsautomat, bündelt die Dienste von Herd, Ofen und Dämpfer unter nur einem Deckel. Mittlerweile findet er sich in den Küchen von Hotels, Restaurants und Kantinen in 120 Ländern.
Viele Jahre nach der Entwicklung des Kombi-Dämpfers, 1992, wurde Frima in die Rational-Guppe mitaufgenommen. Nach der Jahrtausendwende hat auch dieses Unternehmen ein Gerät entwickelt, das verschiedene Aufgaben, etwa die eines Kessels und einer Fritteuse, verbindet: das Vario-Cooking-Center.
Jetzt sind beide Produktlinien vollständig miteinander verschmolzen. Frima wird es als Marke nicht mehr geben. Die Entscheidung sei bereits 2017 getroffen worden, sagt Vorstandsvorsitzender Peter Stadelmann. Von jetzt an, erklärt der Schweizer, werde das Vario-Cooking-Center unter dem Etikett Rational vertrieben. Auf diese Weise würden die beiden Geräte gegenseitig von sich profitieren, neue Märkte könnten erschlossen, die Effizienz gesteigert werden.
Doch habe die Zusammenführung allen Seiten viel abverlangt, betont Stadelmann. „Es war ein gewaltiger Kraftakt.“Marketingkampagnen mussten den Wechsel bekannt machen, 260 Mitarbeiter involviert werden. Neue Arbeitsverträge, Umbauten, Umzüge – vieles war nötig, um die Strukturen der beiden Marken miteinander abzustimmen.
Aber nicht alles verschmilzt. Künftig separat bleiben etwa die beiden Produktionsstätten der Geräte. Während Wittenheim im Elsass weiter für die Produktlinie des Vario-Cooking-Center verantwortlich ist, liegt der Unternehmensfokus in Landsberg am Lech als Standort des Kombi-Dämpfers.
Eben dieses Werk wurde unlängst erweitert, das Areal um 16 000 Quadratmeter vergrößert. „Um Platz zu schaffen“, meint Stadelmann, „um effizient und sicher produzieren zu können.“Im März 2018 wurde der Ausbau fertiggestellt, seit Herbst wird dort produziert. Zum Jahreswechsel wird hier nun eine weitere Halle entstehen, die auch den Versand des Kombidämpfers erleichtern soll.
Rational wächst, in der Fläche wie finanziell. Letzteres zeichnet sich in der Jahresbilanz mit einem Umsatzzuwachs von 11 Prozent auf nunmehr 778 Millionen Euro ab. Darüber freuen dürften sich Aktionäre: Stimmen sie dem Vorschlag bei der Hauptversammlung im Mai zu, bekommen sie 9,50 Euro Dividende pro Aktie – die zehnte Steigung der Basisdividende in Folge.
Ob es aber ewig bergauf gehen kann? Zumindest für das kommende Jahr hat Finanzchef Axel Kaufmann gute Prognosen: „Die Menschen wollen sich gesünder und vielfältiger ernähren“, sagt er. Gleichermaßen habe sich das Essverhalten geändert: Demnach isst ein Mensch nicht mehr nur einmal, sondern mehrere Snacks, insgesamt 4,1 Mal am Tag. Vorzugsweise außer Haus. Gleichermaßen sinkt die Zahl der Köche, während die Zahl der Single-Haushalte steigt. Und mit ihr der Bedarf an gut ausgerüsteten Küchen, glaubt Kaufmann.
Allerdings, fährt der Finanzchef fort, werde sich der Konzern nicht mehr derart steigern können wie in den Jahren zuvor. „Wir sind ein Mittelständler und möchten als solcher fokussiert bleiben.“Was aber weiter von Bedeutung sein wird, ist er sich sicher, sei das sogenannte After-Sales-Geschäft: Ersatzteile, Pflegeprodukte und anderes Zubehör für die beiden Rational-Küchengeräte – deren Anteil am Gesamtumsatz betrug 2018 26 Prozent.