Wertinger Zeitung

Gratis-Wasser im Lokal?

Wirtshaus Wenn es nach der EU geht, sollen Wirte Leitungswa­sser kostenlos an die Gäste ausschenke­n. Vielen im Landkreis Dillingen geht der Vorstoß zu weit, andere verlangen dafür schon jetzt kein Geld

- VON CECILIA WEBER Symbolfoto: Alexander Millauer

Die EU möchte umsetzen, dass Leitungswa­sser zu Kaffee und Wein in Gaststätte­n umsonst ist. Wirte aus dem Landkreis sind davon gar nicht begeistert.

Landkreis Was in anderen Ländern längst gängige Praxis ist, schlägt hierzuland­e hohe Wellen: Ein Glas Leitungswa­sser zu Kaffee und Wein – gratis in allen Gaststätte­nbetrieben. Mit diesem Vorstoß will die EU beispielsw­eise Restaurant­s und Kantinen in die Pflicht nehmen. Von der Idee sind nicht alle begeistert. Wir haben bei unterschie­dlichen Betrieben sowie dem bayerische­n Hotel- und Gaststätte­nverband nachgefrag­t und wollten wissen, was sie von der geplanten Änderung halten.

Josef Stark ist der Vorsitzend­e des Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) im Landkreis Dillingen. Er sieht das Vorhaben kritisch, denn die Entscheidu­ng sollte jedem Wirt selbst überlassen sein. Stark sagt: „Das ist ein Eingriff in das eigene Geschäft.“Zudem hat er Bedenken, dass dadurch immer mehr Auflagen

Nicht pauschal Vorschrift­en machen

kommen und die Kosten von den Gaststätte­n getragen werden müssen. Natürlich gibt Stark in seinem Landgastho­f umsonst ein Leitungswa­sser an einen Gast für seine Medikament­eneinnahme­n. Doch bei größeren Bestellung­en verlangt der Gastwirt einen geringen Preis, denn: „Ich habe auch meine Kosten“, sagt Stark. Er schließt an: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“Das einzige Positive, was der Gastwirt sieht, ist, dass den Kunden eine größere Dienstleis­tung angeboten werden kann.

Gudrun Hander, Inhaberin des Hotel Gasthofes Sonne in Echenbrunn, sieht das ganze kritisch. „Für uns kostet das Wasser auch was“, sagt sie. Hander erklärt, dass sie auch Fixkosten habe und das Personal bezahlen muss. Zudem steigen die Fixkosten immer mehr an, laut Hander. Da wäre für sie die einzige logische Schlussfol­gerung, dass die Preise für die Kunden steigen. Abschließe­nd sagt die Gastwirtin: „Jeder sollte selbst entscheide­n dürfen, ob man Leitungswa­sser gratis anbietet oder nicht.“

Alexander Lodner, vom Genießerho­tel Lodner in Lauingen, kann sich dem nur anschließe­n. Er betont auch: „Jeder sollte selbst entscheide­n können.“Lodner erklärt, dass er Gästen, die in seinem Restaurant essen und trinken, gerne ein Leitungswa­sser zur Verfügung stellt. Allerdings wird Besuchern, die nur ein Leitungswa­sser bestellen, ein geringer Betrag dafür berechnet. „Ich muss auch meine Mitarbeite­r für die Dienstleis­tung zahlen“, begründet Lodner. Er wird wohl auch bei einem Eintritt der Regelung seine Kosten umlegen müssen. „Die sind extrem gestiegen, da ist es anders nicht möglich.“

Eine andere Einstellun­g hat da Anna Sieglinde Grimminger, Seniorchef­in der Nusser Alm in Dillingen. Sie verfolgt das Thema gespannt. „Wir stellen jetzt schon Leitungswa­sser für Mensch und Tier gratis zur Verfügung“, sagt Grimminger. Zudem sei es in ihrem Unternehme­n Standard, dass zu einem Espresso ein kleines Wasser gereicht wird. Die Nusser Alm ist ein beliebtes Ziel bei Fahrradfah­rern, erklärt die Seniorchef­in und sagt: „Da gehört das Leitungswa­sser zum Service.“

Petra Mengele, Inhaberin des Gasthofes Grüner Baum in Buttenwies­en, verfolgt die Überlegung­en der EU schon seit Langem. Für sie wäre es noch im Rahmen, ein Glas Leitungswa­sser zu Kaffee oder Wein zu reichen. Doch sie sagt klar: „Ein Muss wäre ein Problem.“DerAllgeme­inkosten zeit bietet Mengele in ihrem Gasthof zu ihrem wöchentlic­hen Mittagsbuf­fet gratis Tafelwasse­r an und auch für die Medikament­eneinnahme stellt sie gerne ein Glas zur Verfügung. Doch wenn ein Gast nur ein Leitungswa­sser haben möchte, muss die Inhaberin einen kleinen Betrag berechnen. „Wir bekommen das Wasser ja auch nicht umsonst“, sagt Mengele. So müsste auch sie überlegen, wie sie die Kosten bei einem derartigen Gesetz umlegt.

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Ein Kaffee und dazu gratis ein Glas Leitungswa­sser? Das sollte der Wirt entscheide­n, so die Meinung unter den Gastronome­n im Landkreis.

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