Gratis-Wasser im Lokal?
Wirtshaus Wenn es nach der EU geht, sollen Wirte Leitungswasser kostenlos an die Gäste ausschenken. Vielen im Landkreis Dillingen geht der Vorstoß zu weit, andere verlangen dafür schon jetzt kein Geld
Die EU möchte umsetzen, dass Leitungswasser zu Kaffee und Wein in Gaststätten umsonst ist. Wirte aus dem Landkreis sind davon gar nicht begeistert.
Landkreis Was in anderen Ländern längst gängige Praxis ist, schlägt hierzulande hohe Wellen: Ein Glas Leitungswasser zu Kaffee und Wein – gratis in allen Gaststättenbetrieben. Mit diesem Vorstoß will die EU beispielsweise Restaurants und Kantinen in die Pflicht nehmen. Von der Idee sind nicht alle begeistert. Wir haben bei unterschiedlichen Betrieben sowie dem bayerischen Hotel- und Gaststättenverband nachgefragt und wollten wissen, was sie von der geplanten Änderung halten.
Josef Stark ist der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Landkreis Dillingen. Er sieht das Vorhaben kritisch, denn die Entscheidung sollte jedem Wirt selbst überlassen sein. Stark sagt: „Das ist ein Eingriff in das eigene Geschäft.“Zudem hat er Bedenken, dass dadurch immer mehr Auflagen
Nicht pauschal Vorschriften machen
kommen und die Kosten von den Gaststätten getragen werden müssen. Natürlich gibt Stark in seinem Landgasthof umsonst ein Leitungswasser an einen Gast für seine Medikamenteneinnahmen. Doch bei größeren Bestellungen verlangt der Gastwirt einen geringen Preis, denn: „Ich habe auch meine Kosten“, sagt Stark. Er schließt an: „Was nichts kostet, ist nichts wert.“Das einzige Positive, was der Gastwirt sieht, ist, dass den Kunden eine größere Dienstleistung angeboten werden kann.
Gudrun Hander, Inhaberin des Hotel Gasthofes Sonne in Echenbrunn, sieht das ganze kritisch. „Für uns kostet das Wasser auch was“, sagt sie. Hander erklärt, dass sie auch Fixkosten habe und das Personal bezahlen muss. Zudem steigen die Fixkosten immer mehr an, laut Hander. Da wäre für sie die einzige logische Schlussfolgerung, dass die Preise für die Kunden steigen. Abschließend sagt die Gastwirtin: „Jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob man Leitungswasser gratis anbietet oder nicht.“
Alexander Lodner, vom Genießerhotel Lodner in Lauingen, kann sich dem nur anschließen. Er betont auch: „Jeder sollte selbst entscheiden können.“Lodner erklärt, dass er Gästen, die in seinem Restaurant essen und trinken, gerne ein Leitungswasser zur Verfügung stellt. Allerdings wird Besuchern, die nur ein Leitungswasser bestellen, ein geringer Betrag dafür berechnet. „Ich muss auch meine Mitarbeiter für die Dienstleistung zahlen“, begründet Lodner. Er wird wohl auch bei einem Eintritt der Regelung seine Kosten umlegen müssen. „Die sind extrem gestiegen, da ist es anders nicht möglich.“
Eine andere Einstellung hat da Anna Sieglinde Grimminger, Seniorchefin der Nusser Alm in Dillingen. Sie verfolgt das Thema gespannt. „Wir stellen jetzt schon Leitungswasser für Mensch und Tier gratis zur Verfügung“, sagt Grimminger. Zudem sei es in ihrem Unternehmen Standard, dass zu einem Espresso ein kleines Wasser gereicht wird. Die Nusser Alm ist ein beliebtes Ziel bei Fahrradfahrern, erklärt die Seniorchefin und sagt: „Da gehört das Leitungswasser zum Service.“
Petra Mengele, Inhaberin des Gasthofes Grüner Baum in Buttenwiesen, verfolgt die Überlegungen der EU schon seit Langem. Für sie wäre es noch im Rahmen, ein Glas Leitungswasser zu Kaffee oder Wein zu reichen. Doch sie sagt klar: „Ein Muss wäre ein Problem.“DerAllgemeinkosten zeit bietet Mengele in ihrem Gasthof zu ihrem wöchentlichen Mittagsbuffet gratis Tafelwasser an und auch für die Medikamenteneinnahme stellt sie gerne ein Glas zur Verfügung. Doch wenn ein Gast nur ein Leitungswasser haben möchte, muss die Inhaberin einen kleinen Betrag berechnen. „Wir bekommen das Wasser ja auch nicht umsonst“, sagt Mengele. So müsste auch sie überlegen, wie sie die Kosten bei einem derartigen Gesetz umlegt.