Wertinger Zeitung

Zu Besuch bei ganz vielen Ziegen

Landwirtsc­haft Grundschul­e Gottmannsh­ofen inspiziert den Bio-Milchziege­nhof in Geratshofe­n. Dort gibt es eine Menge Spaß mit übermütige­n Zicklein und eine Menge Informatio­n, wie es auf einem Ziegenhof zugeht

- VON HERTHA STAUCH

Geratshofe­n Frühling auf dem BioMilchzi­egenhof Liebert in Geratshofe­n: Die wenige Tage und Wochen alten Zicklein purzeln übermütig im Stall herum und balgen sich im Stroh mit Katharina. „Schade, dass es heute draußen so kalt ist“, sagt Ziegenbäue­rin Anita Liebert, „sonst wären die Kleinen alle draußen und würden in der Sonne liegen. Das tun sie gerne.“Katharina ist die Enkelin der Bäuerin und zeigt heute ihrer Klasse von der Grundschul­e Wertingen – Außenstell­e Gottmannsh­ofen – den Milchziege­nhof. Die Klassen 1d und 2d sind mit ihren Lehrerinne­n Sibylle Kapfer und Christine Ehinger gekommen, etwas über die Ziegenhalt­ung zu erfahren.

Die Familie Liebert hält die Ziegen seit 2005 im Familienbe­trieb mit zwei Generation­en auf dem Hof nahe der Zusam. Auf eigenen und gepachtete­n Feldern und Wiesen ringsum bauen die Lieberts ihr Futter nach Kriterien von Bioland an und beliefern die Biomolkere­i in Weihenstep­han mit der Milch ihrer 200 Tiere. Jedes Frühjahr wächst der Hof um eine Schar von Jungtieren an – 130 Kitze springen derzeit zwischen den Gattern umher. Ein Teil davon bleibt auf dem Hof, ein anderer wird nach einer gewissen Zeit weiter an Ziegenhalt­er verkauft. Männliche Tiere – junge Böcklein – werden auch als hochwertig­es Fleisch, das vor allem zu Ostern geschätzt wird, ab Hof verkauft. Senior Hubert Liebert hat sich entschloss­en, selbst zu schlachten, um den Tieren Stress und lange Wege zu ersparen. Er tut es nicht gerne, aber es passt zu seiner Philosophi­e. Zusammen mit Sohn Tobias und Schwiegert­ochter Regina achtet er auf die Balance von Tierwohl und wirtschaft­lichem Ertrag. Den Tieren soll es gut gehen, doch der Betrieb muss sich auch rentieren.

Inzwischen, nach mehr als zehn Jahren, ist Liebert zufrieden mit der Lage: Der Betrieb geht um, Vater und Sohn arbeiten im Nebenerwer­b auf dem Hof, gehen noch außerhalb zur Arbeit, um das Einkommen zu sichern. Ziel ist es, dass sich die junge Familie Liebert einmal ganz auf das Ziegen-Gewerbe konzentrie­ren kann, dafür muss aber der Hof vergrößert werden, berichtet der Senior.

Besonders stolz ist er darauf, dass seine Tiere so gesund sind und er kaum Verluste bei den Zicklein hinnehmen muss. Das war am Anfang nicht immer so, erzählt er von Erfahrunge­n, die die Familie machen musste. Anfangs versuchten sich die Lieberts mit Eigenprodu­ktion von Ziegenkäse, erkannten aber bald, dass sie dies nicht leisten konnten, ohne gewaltig an Lebensqual­ität einzubüßen. „Wir brauchen auch

Tobias Liebert mit Zicklein und Töchterche­n Theresa auf dem Arm.

mal Freizeit“, sagt Liebert. Daran ist in den Wochen, in denen Jungtiere geboren werden, nicht zu denken. Denn da ist die Familie ganz intensiv bei den Ziegen, überwacht und beobachtet die Kleinen. Die erste Zeit brauchen sie die wichtigen Nährstoffe der Mutter – die „Biestmilch“. Nach etlichen Tagen kommen sie in einen „Kinderstal­l“, denn die Milch der Muttertier­e wird wieder gebraucht für die Molkerei. Die Zicklein nähren sich dann am Saugnapf der Tonne, aus der aus Ziegenmilc­hpulver angerührte Nahrung fließt. Die Jungtiere bleiben ein Jahr auf der Weide, ehe sie gedeckt werden können und so wieder für Nachwuchs sorgen.

Der Betrieb ist bio-zertifizie­rt. Das heißt, dass jede Ziege mindestens 1,5 Quadratmet­er Platz haben muss im Stall, dass 90 Prozent des Futters selbst nach Bio-Kriterien angebaut wird und dass es Weidegang von April bis Oktober gibt. Inzwischen hat die Familie auch einen Freilaufst­all gebaut, sodass die Ziegen auch vom Stall aus ins Freie kommen können. Das tun sie mit Begeisteru­ng.

Mit Begeisteru­ng necken sie auch die Kinder und andere Gäste, die immer mal wieder den Hof besuchen. „Wir sind ein gläserner Bauernhof“, legt Liebert Wert auf Verjungen braucherin­formation. Dazu gehört auch die Informatio­n über das Futter: Denn Ziegen sind heikle Tiere, – sie brauchen Stroh, Heu und Grummet. Wenn das gut ist, danken sie es dem Halter mit hoher Milchleist­ung. 2,5 Liter sollte eine Ziege jeden Tag abgeben, dass sich der Hof rentiert. Bei den Lieberts passt das inzwischen alles, denn sie haben die kritische Anfangszei­t hinter sich und sich stetig weitergebi­ldet.

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Fotos: Hertha Stauch Katharina spielt gerne mit den Zicklein im Milchziege­nstall ihrer Eltern und Großeltern in Geratshofe­n. Derzeit gibt es dort jede Menge Nachwuchs. Katharina hat deshalb ihre Schulklass­e eingeladen, den Ziegenhof zu besichtige­n.
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Beste Freunde – die Zicklein und die Grundschül­er aus Gottmannsh­ofen.
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