Ein großartiges Konzert in Buttenwiesen
Konzert Die Musikkapelle Unterthürheim startet in Bestform ins Jubiläumsjahr 2019. Das Blasorchester spielt perfekt mit dem „Musical-Projekt 86“zusammen. Viele empfinden das als einmaliges Erlebnis
Buttenwiesen Was Dirigent Herbert Hornig von der Blaskapelle Unterthürheim und Johanna Wech, die Chorleiterin des Musicalprojekts 86, beim Großereignis „Buttenwiesen erleben“während der Landkreiskulturtage im Herbst 2017 als „Geistesblitz“andachten, gelangte innerhalb der vergangenen vier Monate von einem gewagten Experiment zur absoluten Konzertreife. „Blasorchester meets Musical-Projekt 86“entpuppte sich am Sonntagabend in der mit über 500 Besuchern seit Wochen ausverkauften Riedblickhalle als ein erstrangiges Highlight, das in seiner Kombination von 30 Sängern mit 40 Musikern wohl im gesamten Landkreis Dillingen das Wort „einmalig“in Anspruch nehmen kann.
Was sich dann in den gut zweieinhalb Stunden in der Riedblickhalle abspielt, wird sowohl für die Besucher als auch für die Mitwirkenden des gemeinsamen Konzerts zu einem Gänsehauterlebnis. Zur musikalischen Einstimmung erklingt hell und klar die berühmte „Heroic Fanfare“, ein eindringliches und aufrüttelndes Signal, das weltweit gespielt an die heldenhaften Frauen und Männer erinnert, die bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York ihr Leben verloren haben. Was der Musicalchor auch bei konzertanter Musik leisten kann, beweist er eindrücklich bei dem Lied „Exodus“von E. Gold und dem Psalm „Hebe deine Augen auf“aus dem Oratorium „Elias“von Felix Mendelssohn Bartholdy. Kurt Gäble unterlegt den Psalm mit einer sorgfältig ausgearbeiteten Fassung für Blasorchester. Die instrumentale Einführung entwickelt sich zu zarten und erhabenen Klängen, die sowohl vom Bläserensemble als auch von den Sängern gekonnt aufgenommen und berührend interpretiert werden. Eine exzellente Sololeistung bietet anschließend Johanna Wech mit dem Lied „Ich gehör’ nur mir“aus dem Musical „Elisabeth“. Wie sie dem Leid, der Sehnsucht nach Freiheit und der seelischen Zerbrechlichkeit der Kaiserin Sisi gesanglich Ausdruck verleiht, dezent begleitet durch die Instrumentalisten, gehört ohne Zweifel zu den Höhepunkten des Abends. „Standing ovations“honorieren ihre Leistung.
Auch klassische Ohrwürmer kommen nicht zu kurz. Beim Potpourri „Viva Belcanto“geht es nicht allein um „schönen Gesang“, sondern mehr um das italienische Le- bensgefühl, durch spontanes und virtuoses Singen Stimmungen wie Freude, Sorgen, Nöte, Liebe oder Zusammengehörigkeit auszudrücken. Dabei darf der Gefangenenchor aus „Nabucco“nicht fehlen – ein Lied, das von schwerer Not erzählt, aber auch von Hoffnung und Zusammenhalt. Und davon singt der Musicalchor sehr einfühlsam und lässt die Zuhörer erahnen, welchen Gemütsschwankungen die Gefangenen zwischen Bangen und Hoffen ausgesetzt sind. Beim Triumphmarsch aus „Aida“jubeln die Instrumente und setzen Freiheit und Lebenslust genauso in Noten um wie beim Liebeslied des Fischers in seinem Boot „Santa Lucia“. Freude, Heiterkeit, ja Ausgelassenheit bietet das gesamte Ensemble bei dem bekannten Trinklied aus „La Traviata“und der Hymne „Funiculi, Funicula“, die zur Eröffnung der Seilbahn auf den Vesuv komponiert wurde und unterdessen als „Volkslied“seinen Siegeszug um die ganze Welt angetreten hat.
Bei Klassikern der Filmmusik wie „Theme from the A-Team“oder „Hymn to the fallen“zeigen die Blä- ser und das Schlagzeug, dass sie mit jeder professionellen Band mithalten können. Die ergreifende Hymne um den Soldaten James Ryan spiegelt musikalisch alle Emotionen, die ein sinnloser Krieg hervorrufen kann. Nach einem exzellenten Trommelwirbel fällt der Chor klagend ein, macht dann Platz für trauernde und klagende Töne der Klarinetten, ehe die Posaunen zum letzten Geleit blasen.
Dirigent Herbert Hornig versteht es, unterstützt durch seinen Bruder Rainer als humorvollen Moderator, die Spannung in der Halle über zwei Stunden hochzuhalten, ehe er mit dem ABBA-Klassiker „Thank you for the music“, den Welthits „Africa“und „Music“zum furiosen Finale ansetzt und Chor samt seiner 40 Musiker noch einmal zu Höchstleistungen anspornt. Barbara Mayr überzeugt ebenfalls mit ihrem Solo „Let it go“, eine frische und angenehme Stimme, die man öfter hören will. Das Publikum ist begeistert und feiert nach den obligatorischen Zugaben minutenlang die „Botschafter der Musik“auf der Bühne. Der Ruf nach weiteren Konzerten in der Riedblickhalle, die sich für solche musikalischen Großereignisse anbietet, darf nicht ungehört verhallen. Buttenwiesen kann sich mit einer solchen Gemeinschaftsleistung mit den Großen der Musikszene im Landkreis und der Region jederzeit messen.