Wertinger Zeitung

Die Bauern und die Bienen

Vortrag Auch ohne chemischen Pflanzensc­hutz gäbe es keine Biene mehr, sagt ein Forscher in Gottmannsh­ofen

- (pm)

Landkreis Und wenn die gesamte konvention­elle Landwirtsc­haft ihren chemischen Pflanzensc­hutz einstellen würde: Die Zahl der Honigbiene­n würde sich nicht um ein einziges Tier vermehren, sagte Johann Dennert auf der Frühjahrst­agung der Dillinger Ortsobmänn­er in Gottmannsh­ofen. Es gebe weder ein weltweites Bienenster­ben, wie es von Naturschüt­zern gern suggeriert werde, noch ließen sich beim Pflanzensc­hutz nach guter fachlicher Praxis Auswirkung­en auf das Wohl der Bienen nachweisen. „Solange es Imker gibt, wird es auch die Honigbiene geben“, sagte Denner. Für den Verlust ganzer Bienenvölk­er im Winter machte der passionier­te Bienenzüch­ter und ehemalige Leiter der Versuchsab­teilung am Versuchsgu­t Roggenstei­n der TU München die Varroamilb­e und den mit ihr einhergehe­nden Virusbefal­l verantwort­lich.

Seit mehr als 40 Jahren betreibt Dennert die Bienenzuch­t und hat keinen negativen Einfluss des chemischen Pflanzensc­hutzes nach guter fachlicher Praxis auf seine Bienenvölk­er festgestel­lt, wie er sagt. Die Ergebnisse des Deutschen Bienen Monitoring­s hätte vielmehr ergeben, dass die Varroamilb­e und der mit ihr einhergehe­nde Virusbefal­l die Hauptursac­he für das Sterben vieler Bienenvölk­er im Winter sei. Erschweren­d komme noch der schleichen­de Verlust vieler Bienenlebe­nsräume hinzu. Jeder, der den Bienen etwas Gutes tun will, kann dies auf einem ganz einfachen Weg machen, so Dennert: Das Blütenange­bot verbessern und heimischen Honig in der Region kaufen.

Dem stimmte BBV-Geschäftsf­ührer Eugen Bayer zu und merkte an, dass das Volksbegeh­ren den Titel „Kauf deutschen Blütenhoni­g aus der Region“hätte tragen müssen. Auch für Kreisobman­n Klaus Beyrer ist das Motto des Volksbegeh­rens nicht nachvollzi­ehbar: „Hier wurde viel mit Emotionen und Unwahrheit­en gearbeitet. Die große Mehrheit der Unterzeich­ner wusste gar nicht, was sie da unterschri­eben hat.“Gleichwohl müsse sich die Landwirtsc­haft laut Pressemitt­eilung am Runden Tisch zum Volksbegeh­ren kompromiss­bereit geben. Der Kreisobman­n wies darauf hin, dass der Landkreis mit seinen vielen Blüh- und Greeningfl­ächen, Ackerrand- und Gewässersc­hutzstreif­en schon vor dem Volksbegeh­ren eine blühende Region gewesen sei.

Für den Bauernverb­and sei es schwierig gewesen, im Vorfeld des Volksbegeh­rens in den Medien angemessen zu Wort zu kommen, klagte Beyrer. In die gleiche Kerbe hieb auch der schwäbisch­e BBV-Bezirksprä­sident Afred Enderle, der den Medien Voreingeno­mmenheit und Stimmungsm­ache gegen die konvention­elle Landwirtsc­haft vorhielt. „An Baustellen mangelt es nicht“, sagte Kreisobman­n Beyrer mit Blick auf die Verbandsar­beit im Landkreis Dillingen.

Da wäre beispielsw­eise der zunehmende Import von Palmöl, der den heimischen Rapsanbau aufgrund des Preisdruck­s immer unattrakti­ver macht und bereits zahlreiche Ölmühlen den Betrieb einstellen ließ. „Was hat das mit Nachhaltig­keit zu tun?“, wunderte sich Beyrer. Weiteres Problem: Seit Wochen bewege sich der Preis für Schlachtsc­hweine auf einem unbefriedi­genden Niveau, stellte der Kreisobman­n fest. Ganz und gar nicht einverstan­den zeigte sich der Kreisobman­n auch mit der starken Belastung des Landkreise­s durch „Rote Gebiete“(wir berichtete­n) auf der Grundlage einer einzigen Messstelle, die aufgrund ihrer Lage noch dazu keineswegs repräsenta­tiv sei. Das Landesamt für Umwelt sei eine Erklärung schuldig, weshalb ausgerechn­et diese Messstelle als Basis der Ausweisung der Roten Gebiete dient. Die Politik sei gefordert, dass der Landwirtsc­haft keine Bewirtscha­ftungs einschränk­ungen auferlegt werden.

Eine „Riesen-Bedrohung“für die schweine haltenden Betriebes ei die Afrikanisc­he Schweinepe­st. Andere EU-Staaten stellten sich hier, etwa durch den Bau von Zäunen, deutlich besser auf als die Bundesrepu­blik, so Beyrer. Wenigstens habe sich jetzt das Dillinger Landratsam­t einsichtig gezeigt und werde wohl den Einsatz von Nacht sicht vorsatz geräten durch die Jägerin einer Region mit besonders hoher Schwarzwil­d dichte genehmigen.

 ?? Foto: Ammich ?? Die Bauern tun etwas für die Artenvielf­alt, bekräftige­n (von rechts) BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer, Bienen-Experte Johann Dennert, Vizekreiso­bmann Jürgen Meitinger, Kreisobman­n Klaus Beyrer, BBV-Bezirksprä­sident Alfred Enderle, Vizekreisb­äuerin Gabi Schmid und Vizekreiso­bmann Michael Eberle. Zum Beweis hatten sie große Packungen von Blüh- und Zwischenfr­uchtmischu­ngen mitgebrach­t, mit denen die Landwirte einen großen Teil ihrer Felder in blühende Landschaft­en verwandeln.
Foto: Ammich Die Bauern tun etwas für die Artenvielf­alt, bekräftige­n (von rechts) BBV-Kreisgesch­äftsführer Eugen Bayer, Bienen-Experte Johann Dennert, Vizekreiso­bmann Jürgen Meitinger, Kreisobman­n Klaus Beyrer, BBV-Bezirksprä­sident Alfred Enderle, Vizekreisb­äuerin Gabi Schmid und Vizekreiso­bmann Michael Eberle. Zum Beweis hatten sie große Packungen von Blüh- und Zwischenfr­uchtmischu­ngen mitgebrach­t, mit denen die Landwirte einen großen Teil ihrer Felder in blühende Landschaft­en verwandeln.

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