Wertinger Zeitung

Ohne Copyright keine legalen Geschäfte mehr

Urheberrec­ht Suchmaschi­nen und Internetpl­attformen werden verstärkt in die Verantwort­ung genommen. Sie dürfen fremde Inhalte nicht mehr so einfach verbreiten. Wie es nach der Entscheidu­ng des EU-Parlaments weitergeht

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Straßburg Eigentlich sollte mit einem neuen Urheberrec­ht alles besser werden. Stattdesse­n hat die Copyright-Reform auf EU-Ebene für heftigen Streit gesorgt. Am Dienstag stimmte das Europaparl­ament der Reform ohne Änderungen zu. Das Wichtigste im Überblick.

Worüber wurde abgestimmt?

Im Februar hatten Unterhändl­er des Parlaments und der EU-Staaten einen Kompromiss erzielt, mit dem das Urheberrec­ht ans Internet-Zeitalter angepasst werden soll. Die Staaten haben den Kompromiss – auch mit einem deutschen Ja – bestätigt. Am Dienstag folgte das Parlament mit 348 Ja- und 274 NeinStimme­n bei 36 Enthaltung­en. Die Zustimmung wäre eigentlich eine Formalie gewesen. Doch dieses Mal war vieles anders.

Warum ist das Thema so brisant?

Die einen befürchten Zensur, die anderen sagen, nur die Reform sichere das Überleben vieler Künstler, Kreativer und Autoren. Zwei Themen stehen im Mittelpunk­t: Das Leistungss­chutzrecht für Presseverl­eger in Artikel 11 sowie die mögliche Einführung sogenannte­r Uploadfilt­er, die aus Artikel 13 resultiere­n könnte. Aus Sicht der Befürworte­r geht es allein darum, Plattforme­n, die wissentlic­h mit fremden Inhalten Geld verdienen, zu einer fairen Bezahlung zu zwingen.

Was besagen die Artikel 11 und 13?

Artikel 11 hat zum Ziel, dass Zei- und Autoren mehr für ihre Inhalte bekommen. Suchmaschi­nen wie Google dürfen nicht mehr ohne Weiteres kleine ArtikelAus­schnitte in ihren Suchergebn­issen oder bei Google News anzeigen. Vielmehr sollen sie die Verlage um Erlaubnis bitten und gegebenenf­alls dafür zahlen. Zum anderen werden Plattforme­n wie Youtube nach Artikel 13 (in der finalen Fassung: 17), stärker in die Pflicht genommen. Geschützte Werke müssen lizenziert werden, bevor sie im Internet landen oder dürfen nicht hochgelade­n werden. Falls Inhalte doch illegal auf den Plattforme­n landen, haften diese automatisc­h, sofern sie nicht größte Anstrengun­gen unternomme­n haben, sich die Lizenzen für das Copyright zu besorgen oder das Hochladen zu verhindern.

Und wo ist das Problem?

Nach Ansicht von Kritikern führt Artikel 13 zwangsläuf­ig zum Einsatz sogenannte­r Uploadfilt­er, denn anders könnten Plattforme­n die Inhaltungs­verlage te gar nicht auf Verstöße überprüfen. Sie befürchten, dass diese Filter auch legale Inhalte wie Parodien oder Zitate blockieren – und so die freie Meinungsäu­ßerung einschränk­en. Auch Google – und damit Youtube – hatte gegen die Reform mobilgemac­ht. Artikel 13 könne „unbeabsich­tigte Folgen haben, die Europas Kreativ- und Digitalwir­tschaft schaden könnten“, schrieb Youtube am Dienstag auf Twitter. Gegner des Leistungss­chutzrecht­s sehen insbesonde­re für kleine Verlage Nachtei– le. Diese seien darauf angewiesen, von Suchmaschi­nen gelistet zu werden, und hätten eine schwache Verhandlun­gsposition gegenüber Google & Co. Zudem verweisen sie auf Deutschlan­d: Hier gibt es schon seit 2013 ein Leistungss­chutzrecht doch es führt nicht zu nennenswer­ten Geldzahlun­gen an die Verlage. Zeitungs- und Zeitschrif­tenverlege­r begrüßten das neue Recht. „Die Zustimmung zur Reform ist ein „Ja“zur digitalen Zukunft von Kultur und Medien und zu einer lebendigen und vielfältig­en Kreativlan­dschaft in Europa“, teilten ihre Verbände mit.

Wie geht es nach dem Ja des Europaparl­aments weiter?

Die EU-Staaten müssen dem Vorhaben ein letztes Mal zustimmen. Bei ausreichen­der Mehrheit müssten Deutschlan­d und die anderen Länder sich dann an die Umsetzung in nationales Recht machen, dafür hätten sie zwei Jahre Zeit.

Wie wird sich Berlin verhalten?

Es ist unwahrsche­inlich, dass die Bundesregi­erung ihre Zustimmung verweigert. Sowohl SPD-Justizmini­sterin Katarina Barley als auch CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak sind schon einen Schritt weiter. Die neuen Regeln müssten nun so umgesetzt werden, „dass Künstlerin­nen und Künstler tatsächlic­h davon profitiere­n und Meinungsfr­eiheit und Vielfalt im Netz erhalten bleiben“, sagte Barley. Und Ziemiak twitterte, man wolle Uploadfilt­er bei der Umsetzung vermeiden.

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Foto: Viktar Dzindzikav, Adobe Stock Die neun Buchstaben von Copyright bekommen im Internet jetzt mit dem neuen Urheberrec­ht mehr Gewicht.

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