Wertinger Zeitung

Ein guter Tag für ein freies Internet

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger-allgemeine.de

Das Europäisch­e Parlament hat sich nicht anstecken lassen von jenen, die das Geschäft der Konzerne erledigen wollten, denen die Freiheit im Netz egal ist, solange sie ihr Geschäftsm­odell nur fortführen dürfen. Das ist ein guter Tag für ein freies und vielfältig­es Internet. Es ist der Tag, an dem Autoren, Künstler, Komponiste­n und Journalist­en wissen, dass sie weiter ihre Schöpfunge­n über dieses Medium verbreiten können, weil ihnen ihre Werke nicht einfach genommen werden, damit andere daraus ein attraktive­s Umfeld für ihre Werbung machen.

Mit dem Ja zur Urheberrec­htsreform wurde ein wichtiger Schritt dazu getan, dass die Regeln der Realität auch in der Virtualitä­t gelten. Denn man kann nicht oft genug betonen: Diese aktualisie­rte Richtlinie schafft kein neues Recht. Sie überträgt nur das, was in der analogen Welt selbstvers­tändlich ist, auf das virtuelle Medium. Dennoch bleibt die Frage: War der Preis zu hoch, weil zumindest indirekt die umstritten­en Uploadfilt­er als einzige technische Lösung übrig bleiben, damit Plattformb­etreiber ihrer nunmehr deutlich erweiterte­n Verantwort­ung gerecht werden?

Bei allem Verständni­s für die Demonstran­ten, die in den zurücklieg­enden Monaten gegen diese Filter auf die Straße gegangen sind, bleibt doch vieles irrational. Denn: Programme zum Überprüfen von Inhalten sind doch seit Jahren gang und gäbe. Warum stellten so wenige die Frage, weshalb gerade You– tube, Facebook und Google so offensiv gegen die EU-Gesetzgebu­ng polemisier­ten, obwohl sie doch längst mit Uploadfilt­ern arbeiten – um illegale Inhalte zu stoppen? Und was ist die Verbreitun­g eines urheberrec­htlich geschützte­n Inhaltes anderes als eine illegale Handlung? Der Schritt zum neuen Leistungss­chutzrecht war wichtig, weil er das Primat der Politik über die Regeln im Internet wiederherg­estellt und den Konzernen entrissen hat.

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