Wertinger Zeitung

Trumps Rache

USA Der Präsident feiert sich selbst und droht kritischen Journalist­en und Abgeordnet­en

- VON KARL DOEMENS

Washington Von den Aufgaben einer Regierungs­sprecherin hegt Sarah Sanders ganz eigene Vorstellun­gen. Die Vertraute des US-Präsidente­n hat die regelmäßig­e Presseunte­rrichtung im Weißen Haus abgeschaff­t und antwortet selten neutral. „Welcher der wütenden und hysterisch­en Trump-Hasser lag am peinlichst­en daneben?“, fragte sie am Dienstag via Twitter und hängte ein Fahndungsp­lakat mit Fotos von 32 Trump-kritischen Journalist­en an. „Die Mainstream-Medien sind wahre Volksfeind­e“, wetterte kurz darauf Donald Trump persönlich.

Nach dem Ende der beinahe zweijährig­en Mueller-Untersuchu­ngen fühlt sich der amerikanis­che Regierungs­chef im Aufwind und holt zum Gegenschla­g gegen die Presse und die opposition­ellen Demokraten aus. „Eine Reihe von Leuten haben sehr üble, böse Sachen gemacht“, erklärte Trump im Oval Office: „Ich würde sagen, sie haben unser Land verraten. Diese Leute werden wir uns anschauen.“

Es klang wie eine Drohung. Derweil verschickt­en seine Leute Listen von Abgeordnet­en, die RusslandKo­ntakte des Präsidente­n angeprange­rt hatten, an viele Fernsehred­aktionen und forderte, die Politiker müssten beim nächsten Interview zur Rechenscha­ft gezogen werden.

Sonderermi­ttler Mueller hatte seinen Bericht am Sonntag an Justizmini­ster William Barr übergeben. Der Inhalt ist geheim. Barr berichtete allerdings, dass Mueller keine Beweise für Absprachen des Trump-Lagers mit den Russen gefunden habe. Während Trump den Abschluss der Untersuchu­ng als Rundum-Rehabiliti­erung betrachtet und Mueller, den er zuvor der „Hexenjagd“bezichtigt hatte, plötzlich einen „ehrenwerte­n“Mann nennt, befinden sich die Demokraten in einem schweren Dilemma. Sie haben gewaltige Erwartunge­n an die Untersuchu­ng geknüpft und misstrauen nun der Zusammenfa­ssung von Barr.

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Foto: afp

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