Vorwürfe gegen die Schweiz
Müller-Anwalt verteidigt sich. Für Orden vorgeschlagen
Ulm/Zürich Schwere Vorwürfe hat Eckart Seith, der in Zürich wegen Geheimnisverrats vor Gericht stehende Anwalt des Ulmer Drogeriekönigs Erwin Müller, erhoben: Nach seiner Auffassung hat der Schweizer Gesetzgeber die Staatsanwaltschaft in Zürich legitimiert, die Aufdeckung des schwersten Steuerund Wirtschaftsdelikts der deutschen Nachkriegszeit mit dem Werkzeug des Straf- und Strafprozessrechtes zu bekämpfen.
Wie berichtet, wehrte sich Drogerieunternehmer Müller erfolgreich gegen die Privatbank Safra Sarasin, die vom Ulmer Landgericht dazu verdonnert wurde dem Milliardär 44,8 Millionen Euro zurückzahlen. Von der Safra-Sarasin-Privatbank vertriebene Fonds verfolgten eine Cum-Ex-Strategie, die darauf abzielte, ausländische Staaten durch Erstattung tatsächlich nie abgeführter Steuern auszuplündern. Im Falle der drei Sheridan Fonds der Privatklägerin Safra-Sarasin waren dies mehr als eine halbe Milliarde Euro. Seith in seinem unserer Zeitung schriftlich vorliegenden Vortrag: „Cum-Ex ist jedenfalls in der Bundesrepublik Deutschland das schwerste Wirtschafts- und Steuerdelikt der Nachkriegszeit.“
Weil Seith im Zuge der Verteidigung belastendes Material gegen die Bank Sarasin illegal beschafft haben soll, muss er sich nun in Zürich verantworten. Reue über die Aufklärung der Machenschaften zeigte der Anwalt nicht vor Gericht: „Es gehört zu dem Besten, was mir in meiner jetzt 33-jährigen Berufstätigkeit als Rechtsanwalt gelungen ist.“Ein Kunde einer einst renommierten Privatbank wie Erwin Müller habe sich nicht vorstellen können, dass er durch den freundlichen Leiter des Privatkundengeschäfts belogen und betrogen wird.
Seith befürchtet: Es passe nicht in das Weltbild der Staatsanwaltschaft Zürich, dass aus einer Schweizer Bank heraus schwere Straftaten verübt werden. Und weil dies nicht in das Weltbild passt, müsse sich die Wirklichkeit dem Weltbild der Staatsanwaltschaft anpassen.
Die Bürgerbewegung „Finanzwende“hat indes eine Petition unter dem Namen „Solidarität mit Eckart Seith“gestartet und schlägt den Müller-Anwalt für das Bundesverdienstkreuz vor: „Der Falsche steht vor Gericht. Eckart Seith hat entscheidenden Anteil an der Aufklärung des Milliardenraubs Cum-Ex“, sagt Julian Merzbacher von der Bürgerbewegung Finanzwende. In Folge der Aufdeckung des Cum-ExBetrugs seien bisher nur Hinweisgeber hinter Gitter gekommen, aber kein einziger der kriminellen Finanzmarktprofis, die den Steuerzahlern Milliarden aus der Tasche gezogen haben. Das drohe nun in Zürich seine Fortsetzung zu finden. „Das ist eine verkehrte Welt.“