Umbenennung wäre der falsche Weg
Die Kritik von Charlotte Knobloch ist wichtig – und überzogen zugleich. Wenn der Titel einer Bayerischen Landesausstellung bei einer Überlebenden des Holocaust Erinnerungen an diesen hervorruft, dann muss uns das zum Nachdenken bringen. Ist an der Kritik was dran? Gehen wir womöglich nicht sensibel genug mit der eigenen Geschichte um? Verharmlosen wir gar die Gräueltaten der Nazis, wenn wir uns an deren Wortschatz bedienen (oder auch nur diesen Anschein erwecken)?
Wir sind es den Millionen Opfern der deutschen Schreckensherrschaft schuldig, uns Fragen wie diese auch 74 Jahre nach dem Krieg immer und immer wieder zu stellen. Und Fehler auszubügeln, wenn es denn nötig ist. Im Falle der Bayerischen Landesausstellung ist es das jedoch nicht. Auch wenn der Zusammenhang zwischen „Arbeit macht frei“und „Stadtluft macht frei“nahezuliegen scheint, könnte er – inhaltlich betrachtet – ferner nicht sein. Historisch bedeutsam sind beide Sätze. Nun auf den einen zu verzichten, weil der andere ähnlich klingt, wäre falsch. Und käme einer nachträglichen Kapitulation vor den Nationalsozialisten gleich, zu deren perfiden Machtinstrumenten auch der Ge- und Missbrauch der deutschen Sprache zählte. So ist es ihnen gelungen, dem Ausspruch „Arbeit macht frei“die ursprünglich lebensfrohe Bedeutung zu nehmen und ins Gegenteil zu verkehren. Der Satz wird auf ewig mit den menschenverachtenden Taten der Nazis verbunden sein. Das darf mit „Stadtluft macht frei“nicht auch passieren.