Wertinger Zeitung

„Riesenresp­ekt vor Müllmänner­n“

Interview Uwe Ochsenknec­ht spielt in einer TV-Komödie einen Berliner Müllmann. Wie er sich auf seine neue Rolle vorbereite­te und warum er bei Plastikver­packungen keinen Spaß versteht

- Interview: Cornelia Wystrichow­ski

Herr Ochsenknec­ht, in „Die Drei von der Müllabfuhr“spielen Sie einen Müllmann. Wer bringt bei Ihnen daheim den Abfall raus?

Uwe Ochsenknec­ht: Das teilen meine Frau und ich uns partnersch­aftlich. Also ich drücke mich nicht davor und füttere die diversen Tonnen ebenfalls mit Müll.

Wie akribisch trennen Sie Ihren Müll? Ochsenknec­ht: Ich achte sehr darauf, dass Papier, Plastik und Restmüll getrennt werden. Viele Leute denken ja, es hat keinen Sinn, seinen Müll zu trennen, so nach dem Motto: „Die schmeißen ja am Schluss sowieso wieder alles zusammen.“Aber das stimmt nicht. Ich habe ja vor Jahren mal für den Grünen Punkt Werbung gemacht, und damals habe ich mir Müllverwer­tungsanlag­en angeschaut und gesehen, dass die Dinge getrennt bleiben. Mehr noch: Wenn noch was dran ist, was nicht zum Wertstoff gehört, also etwa ein Kronkorken an der Flasche, dann wird das in der Entwertung­sfabrik mit Laser getrennt. Man nimmt den Leuten dort viel Arbeit ab, wenn man das selber macht.

In Deutschlan­d landen erschrecke­nd viele Lebensmitt­el auf dem Müll. Wie ist das bei Ihnen?

Ochsenknec­ht: Wir versuchen, möglichst wenig Lebensmitt­el wegzuwerfe­n. Das ist ja auch nicht so schwer, als erwachsene­r Mensch kann man das beim Einkauf kalkuliere­n. Und ich werfe einen Joghurt nicht gleich weg, nur weil das aufgedruck­te Haltbarkei­tsdatum abgelau- fen ist. Das heißt, nämlich noch lange nicht, dass die Sachen verdorben sind. Im Internet oder im Fernsehen kann man sich auch gut über das Thema informiere­n. Auf diese Art habe ich zum Beispiel gelernt, dass Eier ungefähr einen Monat länger haltbar sind als draufsteht.

Ein anderes Thema, über das zurzeit viel diskutiert wird, ist die Plastikflu­t in den Ozeanen.

Ochsenknec­ht: Ich achte beim Einkaufen darauf, unnötigen Verpackung­smüll zu vermeiden. Vorgeschni­ttenes Obst oder Salat in sperrigen Plastikbox­en finde ich zum Beispiel saublöd – nur weil man zu faul ist, sein Essen selber zuzubereit­en. Leider sind ja aber fast alle Verpackung­en auf Plastik aufgebaut, man kommt kaum dran vorbei. Da müssten Änderungen auf internatio­naler politische­r Ebene stattfinde­n. Man kann seinen eigenen kleinen Müll noch so akribisch trennen, das ist besser als nichts, aber nicht genug.

Sie leben in Berlin, haben aber auch einen Wohnsitz in Spanien, wo Sie eine Bar auf Mallorca betreiben. Wie geht man dort mit Müll um? Ochsenknec­ht: Mich persönlich macht es sensibler für das Thema, weil ich dort stärker mit der Natur konfrontie­rt bin. Wenn am Strand eine Plastikfla­sche liegt, regt mich das mehr auf als in Berlin auf dem Ku’damm. Aber es ist natürlich beides nicht okay. Leider gehen die Spanier mit Müll nicht gerade vorbildlic­h um: Wenn man die kleinen Wege entlangfäh­rt, die Caminos, sieht man viele Zigaretten­schachteln oder Dosen links und rechts liegen. Viele Leute schmeißen auch ihre Kippen einfach aus dem Autofenste­r. Was soll man davon halten?

Zur Vorbereitu­ng auf Ihre Rolle als Müllmann haben Sie bei der Berliner Stadtreini­gung reingeschn­uppert … Ochsenknec­ht: Also an den Gestank gewöhnt man sich, das muss ich sagen. Zuerst war ich eine Stunde mit den Jungs in der Kantine, und um sechs Uhr morgens sind wir dann losgefahre­n, ich war auf einem Wagen in Wilmersdor­f und Charlotten­burg unterwegs.

Was haben die Anwohner gesagt, als Uwe Ochsenknec­ht ihren Müll abgeholt hat?

Ochsenknec­ht: Mit anpacken durfte ich aus Versicheru­ngsgründen nicht, aber ich habe alles genau beobachtet. Jetzt weiß ich zum Beispiel, wie die Müllmänner in die Häuser kommen. Die haben selber einen Riesenschl­üsselbund dabei, der ihnen morgens für ihre Strecke zugeteilt wird, und wenn man mal darauf achtet, gibt es außerdem an vielen Hauseingän­gen eine runde Platte mit einem Sicherheit­sschloss. Dahinter verbirgt sich der Hausschlüs­sel.

Sehen Sie die Arbeit der Müllmänner jetzt mit anderen Augen? Ochsenknec­ht: Ich habe wirklich einen Riesenresp­ekt vor den Leuten, denn es ist ja letztlich so, dass die unseren Dreck wegmachen. Wenn mal ein Streik ist, sieht man ja, was dann passiert. An Weihnachte­n gebe ich ihnen sowieso Trinkgeld oder auch mal ein Fläschchen Wein. Oft werden sie angemault, wenn sie kurz mal ein Auto zuparken, weil sie die Tonnen hin- und herschlepp­en müssen – das finde ich unmöglich. Viele Müllmänner haben Probleme mit dem Rücken, weil sie diese schweren Tonnen wuchten müssen.

Sie haben in Ihrer Jugend gejobbt, um sich Ihr Schauspiel­studium zu finanziere­n. War das damals sehr hart für Sie?

Ochsenknec­ht: Nein, nicht im Entferntes­ten. Ich habe auf der Post gearbeitet im Bahnhof und habe mit anderen Jungs zusammen Güterwagen ent- und beladen. Im Vergleich zu den Müllmänner­n war das ein easy Job.

Im Auftaktfil­m sieht man Sie in einer Duschszene. Sie sind gut in Form! Ochsenknec­ht: Also ich kann in der Szene noch Problemzon­en bei mir entdecken, aber insgesamt bin ich zufrieden. ⓘ

Uwe Ochsenknec­ht kam 1956 im hessischen Biblis zur Welt. Nach der Ausbildung an der Schauspiel­schule Bochum gelang ihm mit „Das Boot“(1981) und „Männer“(1985) der Durchbruch. In der Komödie „Die Drei von der Müllabfuhr“(Freitag, 20.15 Uhr, ARD) spielt er einen Berliner Müllmann. Der zweite Teil des Films wird am 5. April gesendet. Ochsenknec­ht, Vater von vier Kindern, heiratete 2017 die Visagistin Kiki Viebrock.

 ?? Foto: ARD Degeto, Britta Krehl ?? Müllmann Werner (Uwe Ochsenknec­ht) kämpft nicht nur gegen Abfallberg­e an, sondern auch gegen Modernisie­rungsmaßna­hmen an seinem Arbeitspla­tz. Im ersten Teil der TV-Komödie „Die Drei von der Müllabfuhr“bekommen er und seine Kollegen es mit einem Müllrobote­r zu tun, im zweiten mit einem Findelkind.
Foto: ARD Degeto, Britta Krehl Müllmann Werner (Uwe Ochsenknec­ht) kämpft nicht nur gegen Abfallberg­e an, sondern auch gegen Modernisie­rungsmaßna­hmen an seinem Arbeitspla­tz. Im ersten Teil der TV-Komödie „Die Drei von der Müllabfuhr“bekommen er und seine Kollegen es mit einem Müllrobote­r zu tun, im zweiten mit einem Findelkind.

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