Wertinger Zeitung

Wer die Musik bestellt, muss zahlen

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger-allgemeine.de

Die Frage, die seit vier Jahren höchste Gerichte beschäftig­t, hat nur mittelbar etwas mit Fußball zu tun. Deshalb ist es legitim, sie vereinfach­t auf das alltäglich­e Leben umzuformul­ieren. Folgendes Szenario: Ein Heavy-Metall-Konzert, bei dem am Ende etwas in der Kasse bleiben soll. Das Publikum – ebenfalls heavy. Ein Hochrisiko­Konzert also, das die Behörden vorsichtsh­alber mit Sondereinh­eiten Polizei besetzen. Jetzt die Frage: Wer bezahlt die Verstärkun­g? Der Veranstalt­er, der die Sache angeleiert hat und dafür seinen Gewinn schmälern müsste oder der Staat, dessen Aufgabe es ist für Sicherheit zu sorgen und die Interessen des Unternehme­rs zu schützen?

Im konkreten Fall ist es der Bundesliga­klub Werder Bremen mit seiner anhängigen Deutschen Fußball Liga (DFL), die sich gegen eine Rechnung der Stadt Bremen in Höhe 425 718 Euro für ein Hochrisiko­spiel gegen den Hamburger SV wehrt. Wie einfach diese Frage zu beanworten ist, lässt sich den wechselnde­n Rechtsspre­chungen entnehmen. Vereinfach­t ließe sich sagen: Werder und seine millionens­chweren Profis machen den Reibach, der Steuerzahl­er alimentier­t ihn. Das bekannte Verfahren: Gewinne privatisie­ren, Kosten sozialisie­ren. Angesichts der zweistelli­gen Millioneng­ehälter, die auf Spielerkon­ten fließen, ist es höchste Zeit dieses Verfahren in Richtung eines anderen Prinzips zu ändern: Wer die Musik bestellt, zahlt. Vielleicht hilft bei der Urteilsfin­dung ein Blick auf die Summe, die für Hochrisiko­spiele insgesamt zur Verhandlun­g steht. Vergleichs­weise bescheiden­e 20 Millionen Euro – ein Viertel der Summe, die der FC Bayern demnächst in den Transfer des Abwehrspie­ler Lucas Hernandez steckt. Es stünde der Deutschen Fußball Liga gut zu Gesicht, würde sie für ihr Geschäft Verantwort­ung übernehmen und der Aufgabe großzügig begegnen. Mit dem Zeigefinge­r auf andere Musik-Veranstalt­er zu zeigen ist angesichts der Milliarden, in denen der Fußball schwimmt, kleinlich.

Ein freiwillig aufgelegte­r 50 Millionen-Euro-Fond der Großklubs für zusätzlich­e Polizei – der Imagegewin­n für den Profi-Fußball wäre nicht zu bezahlen und die Gerichte könnten sich wieder wichtigere­n Aufgaben zuwenden.

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Foto: dpa Zusatzschi­cht: Polizei bei einem Hochrisiko­spiel.
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