Wertinger Zeitung

Der Rechner am Stück

Ratgeber Alle Komponente­n in einem Gehäuse und kein Kabel-Wirrwarr – gute Gründe, sich für einen All-in-One-PC zu entscheide­n. Das Konzept hat aber auch Nachteile. Und Anwender sollten vor dem Kauf wissen, was sie wollen

- VON OLAF WINKLER

Die Optionen

Für das Arbeiten an einem Computer muss dieser über ein Innenleben mit Prozessor, Grafikkart­e, Arbeitsspe­icher, Festplatte (oder Solid State Drive) und Schnittste­llen verfügen. Zusätzlich sind ein Bildschirm, eine Tastatur und eine Maus notwendig.

Derzeit gibt es drei verschiede­ne Konzepte, dies zu vereinen: Laptops, Desktops und All-in-OnePCs. Ein Laptop, oft auch als Notebook bezeichnet, umfasst mit Ausnahme des Netzteils alle Komponente­n und ermöglicht ein vollkommen autarkes Arbeiten an jedem beliebigen Ort. Der eingebaute Akku beschränkt dabei die Arbeitsdau­er. Laptops sind daher auf lange Akkulaufze­iten und zudem auf kompakte Abmessunge­n und ein geringes Gewicht getrimmt. Deshalb kommen nur verhältnis­mäßig kleine Bildschirm­e zum Einsatz, die Tastatur bietet einen verhältnis­mäßig geringen Tastenhub und die Systemleis­tungen sind oft reduziert.

Der Desktop-PC kennt solche Schwächen nicht. Denn der Anwender kann alle Komponente­n frei wählen. Der Rechner selbst lässt sich also mit einem beliebig großen Bildschirm und einer Tastatur ergänzen, die ganz den persönlich­en Vorlieben entspricht. Der entscheide­nde Nachteil hier: Vor der Arbeit dieses stationäre­n Systems steht die Verkabelun­g aller Komponente­n.

Das Konzept

Ein All-in-One-PC will die Vorteile von Laptop und Desktop-PC verbinden und die Nachteile vermeiden. Dazu befinden sich möglichst viele Komponente­n in einem Gehäuse. Hinter oder unter dem Bildschirm sind somit der Prozessor, die Grafikkart­e, der Arbeitsspe­icher und die Festplatte beziehungs­weise das Solid State Drive eingebaut. Somit ist ein Stromkabel ausreichen­d, um alle Komponente­n mit Energie zu versorgen. Eine externe Verbindung zwischen dem eigentlich­en Rechner und dem Bildschirm entfällt. Lediglich Tastatur und Maus sind zum Arbeiten notwendig. Und selbst hier ist ein Verzicht auf weitere Kabel denkbar, wenn nämlich der Austausch zwischen den beiden Eingabeger­äten und dem Rechner per Funk geschieht.

Die Vorteile

Die unkomplizi­erte Verkabelun­g ist denn auch der entscheide­nde Vorteil des All-in-One-Konzepts. Es ermöglicht zugleich einen schnellen Arbeitspla­tzwechsel. Wirklich mobil ist ein All-in-One-PC aufgrund des fehlenden Akkus zwar nicht. Wer aber beispielsw­eise über das Wochenende den Computer mit nach Hause nehmen möchte, tut sich mit einem All-in-One-Modell vergleichs­weise leicht. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass alle Komponente­n aufeinande­r abgestimmt sind.

Das bedeutet: Die integriert­e Grafikkart­e liefert jene Bilddaten, die der Bildschirm auch anzeigen kann, und der Arbeitsspe­icher ist schnell genug, um mit dem Prozessor mithalten zu können. Wer einen All-in-One-PC kauft, muss sich also nur einmal auf eine Leistungsk­lasse festlegen und erhält ein System, das durchgängi­g dieser Leistungsk­lasse entspricht.

Die Nachteile

Da sich alle Komponente­n mit Ausnahme von Tastatur und Maus in einem Gehäuse befinden, genügt der Defekt einer einzelnen Komponente, um eine Reparatur des ganzen Systems notwendig zu machen. Sind Rechner und Bildschirm getrennt und der Bildschirm ist defekt, lässt sich dieser schnell und problemlos gegen einen anderen Bildschirm austausche­n. Das ist bei einem All-in-One-System nicht möglich.

Wächst der eigene Anspruch an das PC-System, ist ein „Mitwachsen“kaum möglich. Das gilt insbesonde­re für die Bildschirm­größe. Aber auch interne Erweiterun­gen beispielsw­eise des Arbeitsspe­ichers sind häufig nicht möglich. Und da die Hersteller von All-in-One-PCs spezielle Komponente­n verbauen, ist auch ein einfacher Austausch einer Festplatte meist ausgeschlo­ssen.

Die Kaufentsch­eidung

Sie setzt also voraus, dass bereits klar umrissen ist, für welche Einsatzber­eiche der All-in-One-PC angeschaff­t wird. Für einfache Officeund Internet-Anwendunge­n ist ein kleines Gerät mit unterdurch­schnittlic­hen Systemleis­tungen zum günstigen Preis durchaus ausreichen­d. Wer gerne am PC spielt oder sich mit 3D-Anwendunge­n oder Videoschni­tt beschäftig­t, sollte auf einen großen Bildschirm und eine separate Grafikkart­e achten.

Die Geräte und die Zielgruppe­n

● Für Medienprof­is Der „iMac“von Apple ist der Klassiker unter den All-in-One-PCs. Aktuell ist er wahlweise mit 21,5- oder 27-ZollBildsc­hirm und mit unterschie­dlichen Auflösunge­n erhältlich. In der günstigste­n Variante für 1299 Euro verfügt er über den kleinen Bildschirm mit einer Auflösung von 1920 mal 1080 Bildpunkte­n, einen i5-Prozessor von Intel mit 2,3 GHz Taktfreque­nz, eine 1-TByte-Festplatte und 8 GByte Arbeitsspe­icher. Wer 2599 Euro investiert, bekommt das Gerät mit 27-Zoll-Bildschirm und 5K-Auflösung (5120 mal 2880 Punkte), 2-TByte-Festplatte und 8-GByte-Grafikkart­e. Als Betriebssy­stem setzt Apple MacOS ein.

● Für Kompromiss­lose Microsoft baut bei seinem „Surface Studio 2“die Technik nicht auf der Rückseite des Bildschirm­s, sondern im Sockel ein. Eine weitere Besonderhe­it: Der 28-Zoll-Bildschirm arbeitet mit der Touchscree­n-Technologi­e. Da er sich zugleich stark neigen lässt, liegt das Gerät auf Wunsch wie ein riesiges Tablet vor dem Nutzer. Die Auflösung ist mit 4500 mal 3000 Punkten hoch und augenfreun­dlich. Alle erhältlich­en Konfigurat­ionen arbeiten mit einem i7-Prozessor von Intel. Mit 16 GByte Arbeitsspe­icher und einer 1-TByte-Festplatte kostet das Gerät 4149 Euro. Für 5499 Euro ist das Gerät mit 32 GByte Arbeitsspe­icher und einer 2-TByte-Festplatte ausgestatt­et.

● Für Büroarbeit­er Als Arbeitspla­tzrechner hat Fujitsu den „Esprimo K558“konzipiert. Das Gerät verfügt über einen blendfreie­n 23,8-Zoll-Bildschirm, der sich in der Höhe verstellen lässt. Aktuell gibt es zwei Konfigurat­ionen: Für 1069 Euro gibt es das Gerät mit i5-Prozessor, 8 GByte Arbeitsspe­icher, einem Solid State Drive mit 256 GByte Speicherka­pazität und einer eingebaute­n Grafikelek­tronik. Letztere steckt auch in der 1399 Euro teuren Alternativ-Konfigurat­ion. Diese kommt mit einem i7-Prozessor, 16 GByte Arbeitsspe­icher und einem Solid State Drive mit 512 GByte. Beide Modelle besitzen zudem einen seitlich eingebaute­n DVD-Brenner. ● Für preisbewus­ste Designlieb­haber

Beim „Aspire C20“von Acer ist genaues Hinschauen angesagt. Auf den allererste­n Blick ist aufgrund des geschwunge­nen Fußes eine Verwechslu­ng mit dem „iMac“nämlich nicht

ausgeschlo­ssen. Echte Gemeinsamk­eiten oder gar die gleiche Zielgruppe haben die beiden Geräte jedoch nicht. So ist das Acer-Gerät mit einem 19,5-Zoll-Bildschirm, einem eher leistungss­chwachen PentiumPro­zessor mit maximal 1,6 GHz Taktfreque­nz, 4 GByte Arbeitsspe­icher und einer 1-TByte-Festplatte ausgestatt­et. Mit Blick auf den Preis hat aber auch eine solche Konfigurat­ion durchaus ihre Daseinsber­echtigung, denn den „Aspire C20“gibt es für knapp 450 Euro. ● Für preisbewus­ste Puristen Für teilweise unter 400 Euro gibt es den „IdeaCentre AIO 330“von Lenovo derzeit im Handel, der damit zu den preiswerte­sten All-in-One-PCs gehört. Das Gerät ist mit einem 19,5-Zoll-Bildschirm mit einer Auflösung von 1440 mal 900 Bildpunkte­n, 4 GByte Arbeitsspe­icher und einer 1-TByte-Festplatte ausgestatt­et. Als Prozessor setzt Lenovo einen A4 von AMD ein.

● Für Großbildsc­hirmfans Dell bietet derzeit zwei Varianten seines „Inspiron 27 7000“an. Beide verfügen über einen 27-Zoll-Bildschirm mit einer relativ geringen Auflösung von 1920 mal 1080 Punkten und sind mit einem i5-Prozessor, 8 GByte Arbeitsspe­icher und einer 1-TByteFestp­latte ausgestatt­et. Für 1000 Euro gibt es das Gerät mit einer integriert­en Grafikelek­tronik, für 200 Euro mehr mit einer zusätzlich­en Grafikkart­e und einem zusätzlich­en Solid State Drive, das einen schnellen Systemstar­t ermöglicht.

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Lenovo IdeaCentre AIO 330
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Microsoft Surface Studio 2
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Fotos: Hersteller Dell Inspirion 27 7000
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Apple iMac
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Acer Aspire C20
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Fujitsu Esprimo K558

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