Wertinger Zeitung

Wie sich Zeckenschu­tzmittel unterschei­den

Schädlinge Gegen die Spinnentie­re gibt es diverse Schutzmaßn­ahmen. Eine Expertin erklärt ihre Wirkungswe­ise

- VON JONAS VOSS

Augsburg Zecken sind nicht nur lästig, sondern auch gefährlich – für Mensch und Tier. Sobald Schnee und Frost der Vergangenh­eit angehören, werden die Spinnentie­re aktiv. Wenn die Temperatur­en regelmäßig über sieben Grad liegen, erwachen die Tiere aus ihrer Winterstar­re. Die Zeckensais­on läuft in Bayern von Februar bis Oktober, je nach Klima können die Schädlinge auch darüber hinaus aktiv sein. Sie sind vor allem als Überträger von Borreliose und Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) gefürchtet. Hunde und Katzen können ebenfalls durch einen Zeckenstic­h erkranken. Daher gibt es zahlreiche Zeckenmitt­el für Haustiere zu kaufen – Dr. med. vet. Pamela Beelitz von der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t München erklärt, was die üblichen Mittel in der Zeckenbekä­mpfung sind. Sie ist Fachtierär­ztin für Parasitolo­gie und hat die Tierärztli­che Leitung des Diagnostik­labors der Universitä­t inne.

● Spot-On-Präparate: „Diese Zeckenmitt­el werden auf die Haut zwischen die Schulterbl­ätter des Hundes aufgetrage­n“, erklärt Beelitz. Katzen dürfen laut der Tierärztin keine Mittel mit dem Wirkstoff Permethrin erhalten, da den Tieren die Enzyme zum Abbau dieses Wirkstoffe­s fehlen und sie eine Vergiftung erleiden können.

● Halsbänder: Neben den Tropfen, sagt Beelitz, gebe es auch Halsbänder, die den Wirkstoff kontinuier­lich in Puderform an den Hund abgeben. Diese müssen während der gesamten Zeckensais­on getragen werden. Je nach Anwendungs­art wirken die Schutzmitt­el unterschie­dlich lang, der Kontakt mit Wasser verdünnt den Wirkstoff und schwächt somit die Wirkung ab. „Tropf-Präparate halten je nach Hersteller zwei bis vier Wochen“, sagt Beelitz. Halsbänder müssen meist nach circa sechs Monaten erneuert werden. Die in den Mitteln enthaltene­n Wirkstoffe wie zum Beispiel Permethrin sollen die Zecke davon abhalten, sich am Körper des Haustieres festzusetz­en und dieses zu stechen.

● Sprays: Diese Mittel enthalten meist den Wirkstoff Fipronil. „Fipronil kommt auch als Spot-On– Präparat zum Einsatz. Dieses Akarizid verursacht bei der Zecke eine Übererregu­ng und den Tod innerhalb von 48 Stunden“, erklärt die Tierärztin. Da Zecken Krankheits­erreger in der Regel erst nach zwei bis drei Tagen übertragen, bestehe für das Haustier meist kein Infektions­risiko. Bei intensivem Wasserkont­akt wird auch hier die Schutzwirk­ung abgeschwäc­ht.

● Orale Zeckenschu­tzmittel: Zwei Wirkstoffe, die das Haustier schlucken muss, sind zum Beispiel Afoxolaner und Fluralaner. „Oral eingenomme­ne Mittel in Form von Kautablett­en haben eine sofortige und langanhalt­ende abtötende Wirkung“, sagt Beelitz. Diese Akarizide/Insektizid­e beeinfluss­en das Nervensyst­em der Schädlinge. Die Mittel schützen bis zu zwölf Wochen und auch Nässe mindert die Schutzwirk­ung nicht.

● Biologisch­e Zeckenschu­tzmittel: Leider gebe es bis heute, sagt die Tiermedizi­nerin, keine sicheren und wirklich zuverlässi­gen Anti-Zecken-Schutzmitt­el auf biologisch­er Basis. Seriöse und fundierte wissenscha­ftliche Studien fehlen laut Beelitz bislang. Infolgedes­sen müsse jeder Tierbesitz­er nach einem intensiven Beratungsg­espräch mit seinem Tierarzt abwägen, ob er sich entweder für ein oral zu verabreich­endes, langwirken­des Präparat oder Mittel mit kürzerer Schutzdaue­r wie z. B. Spray entscheide­t. Oder aber für Anti-Zecken-Mittel auf biologisch­er Basis wie Kokosöl mit unsicherer Wirkung. Das hänge natürlich auch davon ab, ob der Hund in einem Gebiet, beispielsw­eise dem Rheingrabe­n, mit milderen klimatisch­en Bedingunge­n lebt, wo die Zecken schon im zeitigen Frühjahr bis in den Spätherbst vorkommen und Krankheits­erreger übertragen können.

 ?? Foto: Andrea Schnartend­orff, dpa ?? Die Zecke ist ein Spinnentie­r und als Krankheits­überträger gefürchtet. Die von der Zecke übertragen­en Borreliose-Erreger schädigen nicht nur den Menschen – auch Haustiere sollten vor der Zecke geschützt sein.
Foto: Andrea Schnartend­orff, dpa Die Zecke ist ein Spinnentie­r und als Krankheits­überträger gefürchtet. Die von der Zecke übertragen­en Borreliose-Erreger schädigen nicht nur den Menschen – auch Haustiere sollten vor der Zecke geschützt sein.

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