Ein Geburtstagsgeschenk hat er sich selbst gemacht
Feier Der frühere Kreisheimatpfleger Walter Pötzl bringt zum 80. Geburtstag ein Buch heraus. Es widmet sich einer Wallfahrt
Landkreis Augsburg Keiner kennt wohl die Geschichte des Augsburger Lands besser als er: Der Historiker und Volkskundler Prof. Walter Pötzl feierte am Wochenende seinen 80. Geburtstag. Landrat Martin Sailer ließ ihn gemeinsam mit zahlreichen Freunden und Wegbegleitern hochleben. Und typisch für den Jubilar: Er beschenkte sich selbst mit einem neuen Buch, das er bei dieser Gelegenheit vorstellte.
Martin Sailer ging auf Wegstationen Pötzls ein, der nicht nur an der Uni lehrte, sondern in 31 Jahren als ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger 23 Heimatbücher als Herausgeber und Mitautor verfasst hatte. „Diese Buchreihe hat die Geschichte des Landkreises in beispielloser Weise zugänglich gemacht, so der Landrat. Der Jubilar unterrichtete von 1972 bis 1983 am Gymnasium Neusäß. Zuletzt hatte Pötzl eine Professur für Volkskunde an der Universität Eichstätt inne. Daneben engagierte er sich von 1972 bis 2002 für die CSU im Neusässer Stadtrat und von 1972 bis 2008 im Kreistag. „Du hast dich nicht nur um den Landkreis, sondern auch weit darüber hinaus verdient gemacht, resümierte Sailer.
Zu Ehren des Jubilars referierte Prof. Walter Hartinger über das Thema „Wallfahrt in schwierigem Umfeld – konfessionelle Ablehnung katholischer Frömmigkeit“: „Eine Wallfahrt braucht einen Gnadenort – dies wird oft durch ein Gnadenbild dauerhaft ersichtlich gemacht“, so Hartinger. Zwei der zentralen Säulen dieses Phänomens seien die Verehrung von Heiligen, vor allem der Jungfrau Maria, sowie die Verehrung von Bildern.
Der Wallfahrtsort erhalte massenhaften Zustrom, „aber nicht wegen der heiligen Messe, sondern um jenseitige Hilfe zu erhalten“. Deswegen sei das Wallfahrtswesen vielen Kirchenlehrern der Reformation als „papistisches Götzenwerk“ein Dorn im Auge gewesen. Mitunter sahen sich Eiferer sogar zu Zerstörung oder Raufereien veranlasst. „Wallfahrten wurden mitunter bewusst eingesetzt als sichtbares militantes Zeichen eigener Glaubensüberzeugung“, sagte Hartinger.
Er schlug mit seinem Vortrag einen Bogen zu Walter Pötzls neuem Buch „Schreckliche Unfälle und furchtbare Krankheiten – Wie unsere Vorfahren Hilfe beim Wunderbarlichen Gut in Heilig Kreuz in Augsburg fanden“. „Geschichte befasst sich längst nicht mehr nur mit herausragenden Persönlichkeiten und außergewöhnlichen Ereignissen, sondern auch mit den Lebensverhältnissen der einfachen Leute und ihrem Alltag.“
Welchen Gefährdungen die meisten damals durch Unfälle und Krankheiten ausgesetzt waren, erfahre man fast nur bei außergewöhnlichen Ereignissen wie Kriegen und Epidemien. „Eine vorzügliche Quelle für die ,gewöhnlichen‘ Gefährdungen des Alltags sind die Mirakelbücher und Votivtafeln der Wallfahrtsorte.“Vom „Wunderbarlichen Gut“bei Heilig Kreuz in Augsburg, einer mächtigen, in Konkurrenz zu St. Ulrich und Afra stehenden Wallfahrt, sei eine Fülle von handschriftlichen und gedruckten Mirakeln erhalten. „Ich habe mich im Buch auf Beispiele aus dem Landkreis Augsburg beschränkt“, so Pötzl. Hier sei das Wunder eine Quelle für den gefährdeten Alltag. „Bei der Lektüre sollte uns auch etwas Dankbarkeit erfassen, da wir heute in den meisten vergleichbaren Fällen weit besser situiert sind.“
Das Buch ist im Landratsamt Augsburg erhältlich.