„Die Menschen trinken aus Pfützen am Straßenrand“
Katastrophe In Mosambik gibt es nach Zyklon Idai kaum Trinkwasser. Cholera bricht aus. Deutsche Retter bauen Aufbereitungsanlagen
Beira Im mosambikanischen Katastrophengebiet breitet sich nach dem verheerenden Zyklon Idai Cholera aus. Die Regierung bestätigte am Mittwoch offiziell erste Fälle in der Küstenstadt Beira und der Umgebung. Der Minister für Umwelt und ländliche Entwicklung, Celseo Correia, sprach vor Journalisten auf dem Flughafen von Beira von bislang fünf nachgewiesenen Erkrankungen. Es wird mit einem dramatischen Anstieg und weiteren gefährlichen Krankheiten in der 500000-Einwohner-Stadt gerechnet, die vor knapp zwei Wochen von dem Sturm verwüstet worden war.
Der Tropensturm habe die Wasserversorgung erheblich beschädigt, erklärte der Nothilfekoordinator von „Ärzte ohne Grenzen“, Gert Verdonck, in Beira. Viele Menschen in der Region hätten keinen Zugang zu Trinkwasser. „Das bedeutet, sie haben keine andere Wahl, als aus verunreinigten Brunnen zu trinken, andere trinken sogar aus Pfützen am Straßenrand.“Immer mehr litten an Durchfall.
In den kommenden Tagen und Wochen sei ein massiver Anstieg von Krankheiten durch unsauberes Wasser, von Haut- und Atemwegsinfektionen und von Malaria zu erwarten. „Ärzte ohne Grenzen“unterstützten die Gesundheitsbehörden bereits dabei, Patienten zu behandeln, die vermutlich an Cholera erkrankt seien, sagte Verdonck. Schon jetzt behandelten die Teams mehr als 200 Patienten am Tag. Vor allem für geschwächte, unterernährte Kinder könnten Durchfallerkrankungen schnell lebensbedrohlich werden, warnte das UN-Kinderhilfswerk Unicef.
Das deutsche Technische Hilfswerk (THW) hilft mit der Trinkwasserversorgung. Man habe in dem Ort Nhangau nahe der Metropole Beira – die nahezu komplett in Trümmern liegt – eine von zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen aufgebaut und teste derzeit die Qualität des Wassers, teilte das THW am Mittwoch mit. In dem Ort habe der Zyklon den Schachtbrunnen zerstört. Die Anlage wird demnach rund 12000 Menschen mit Trinkwasser versorgen.
Minister Correia verwies zugleich auf Fortschritte bei den nationalen und weltweiten Hilfsbemühungen für die Opfer des Zyklons Idai und der verheerenden Überflutungen. Rund 130000 Menschen könnten inzwischen in Lagern mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten versorgt werden, erklärte er. Das Hochwasser sei in den meisten Gebieten zumindest so weit zurückgezogen, dass die dort Eingeschlossebald nen erstmals erreichbar seien. Nach Angaben der Koordinierungsstelle für Humanitäre Angelegenheiten der UN sind rund 1,85 Millionen Menschen in Mosambik von der Katastrophe betroffen. Die Zahl der Toten in Mosambik, Simbabwe und Malawi wird weiter mit rund 700 angegeben, auch wenn Helfer von weiter steigenden Zahlen ausgehen. Die Regierung befürchtet an die tausend Opfer.
Für die Welthungerhilfe sagte Sprecherin Kerstin Bandsom in Beira, dass in einigen Gebieten der Hilfebedarf noch immer nicht abgeschätzt werden könne. Die Medikamentenversorgung ist nach ihrer Einschätzung inzwischen weitgehend gewährleistet, nun fehlten den Menschen vor allem noch Wasser und Nahrungsmittel.
Weitere Hilfe kommt nun vom UN-Flüchtlingshilfswerk: Ein Flugzeug brachte Zelte, Schlafmatten, Decken, Moskitonetze, Solarlaternen, Kochsets und Kanister, wie es hieß. Es sei die erste von drei Maschinen, die rund 30 000 Menschen mit Hilfsgütern unterstützen werde. Die zwei weiteren Flüge seien auch für diese Woche geplant.
Am Mittwoch wurde auch bekannt, dass Papst Franziskus im September das Unglücksgebiet besuchen will.