Kämpf, Kamerad
Willkommen in Marwen Ein Künstler zwischen Verzweiflung und Bewältigung seines Traumas
Mit „Zurück in die Zukunft“und „Forrest Gump“schrieb Robert Zemeckis Filmgeschichte – und der Arbeitersohn profilierte sich als einer der profitabelsten Goldesel der Traumfabrik. In der Tragikomödie „Willkommen in Marwen“erzählt er nun die wahre Geschichte des Künstlers Mark Hogancamp, der nach einem Überfall homophober Schläger ins Koma fällt. Schwer traumatisiert flüchtet sich der Künstler in eine Fantasiewelt und stellt mit Puppen in seinem Garten Kriegsszenen nach. Mit seinem Miniatur-Doppelgänger Captain Hogie schafft er sich in seinem Figurenkabinett ein Alter Ego, das diverse Abenteuer besteht. Weniger heldenhaft erlebt Hogancamp den realen Alltag. Die Schläge haben gravierende Spätfolgen hinterlassen. Nur mit der neuen Nachbarin gibt es einen Silberstreif am Horizont.
Mit Computeranimation inszeniert Zemeckis die Puppenwelt seines Anti-Helden samt dessen MiniDoppelgänger. Die Figuren kommen dann zum Einsatz, wenn die Realität zu ruppig wird. Steve Carell schlägt sich in beiden Welten überzeugend. Als CGI-Version gibt er den lässigen Draufgänger in seiner Fantasie ebenso bravourös wie den gebrochenen Künstler in der Realität. Der körperliche Schmerz samt der psychischen Verzweiflung eines Gewaltopfers wurden selten derart eindringlich dargestellt wie von dem 56-jährigen Schauspieler, der sich von seinem Blödel-Image bereits mit „Beautiful Boy“und „Vice“erfolgreich verabschiedet hat. Man braucht etwas Zeit, bis man sich an die ungewohnte Mischung aus holpriger Miniaturwelt und harter Realität gewöhnt. Aber dann zieht einen die Tragikomödie immer mehr in ihren Bann. Zemeckis hat ein Händchen für Anti-Helden – und zur Belohnung gibt’s zum Schluss sogar noch eine kleine Zeitmaschine à la „Zurück in die Zukunft“.
» Willkommen in Marwen (1 Std. 56 Min.), Drama, USA 2018
Wertung ★★★★✩