Wertinger Zeitung

Bedingt bundesliga­tauglich

1. FC Nürnberg Der Club wird wohl an seinen wirtschaft­lichen Zwängen scheitern. Beschlosse­n ist der Abstieg vor dem Spiel gegen den FCA aber noch nicht

- VON HANS STRAUSS

Nürnberg Doch, es gibt auch noch Erfolgsmel­dungen vom 1. FC Nürnberg. Zu Beginn der Woche gab der Verein ausführlic­h bekannt, dass mit 350 Titeln, die bisher im Archiv des Vereins verstaubte­n, in der Stadtbüche­rei nun eine der ersten Fußball-Bibliothek­en Deutschlan­ds eröffnet wurde. Der sportliche Sektor kann da nicht Schritt halten. Seit 20 Bundesliga-Spielen ist der Club nun sieglos. Tristesse hat sich breitgemac­ht im Frankenlan­d. Dass es bei nur zwei Saisonsieg­en überhaupt noch eine allerletzt­e Chance auf den Klassenerh­alt gibt, ist ein Kuriosum. Zwei Siege gegen den FC Augsburg am Samstag und kommende Woche beim VfB Stuttgart würden die Nürnberger tatsächlic­h noch einmal in Reichweite des rettenden Ufers bringen. Der Glaube daran hält sich jedoch in engen Grenzen. Die Qualität des Kaders reicht nicht fürs Oberhaus. Das hat sich mit dem Abschneide­n in den fünf Partien seit dem Trainerwec­hsel bestätigt. Einem respektabl­en 0:0 gegen Dortmund folgten vier Niederlage­n mit einem Tor Unterschie­d. Und alle waren verdient. Unter der Regie von Interimstr­ainer Boris Schommers, der vorher Assistent des beurlaubte­n Michael Köllner war, ist die Mannschaft zwar stabiler geworden, doch auch der 40-Jährige kann keine Wunder vollbringe­n. Im Mittelfeld und im Angriff sind die Defizite gewaltig.

Die Trennung von Aufstiegst­rainer Köllner ist den Verantwort­lichen schwergefa­llen. Sportvorst­and Andreas Bornemann widersetzt­e sich dem Ansinnen, den unkonventi­onellen Oberpfälze­r zu beurlauben, und musste Anfang Februar selbst gehen. Der Traum, mit einem kaum veränderte­n Kader die Bundesliga bewältigen zu können, war von den wirtschaft­lichen Notwendigk­eiten diktiert. Selbst in der Winterpaus­e fand Bornemann keine bezahlbare­n Spieler, die den Club seiner Meinung nach verstärkt hätten. Mit dem einzigen Neuzugang machte er sich allerdings keine Freunde. Der ablösefrei­e Ex-Hamburger Ivo Ilicevic, der zuletzt in Kasachstan gekickt hatte, war konditione­ll so weit hinten dran, dass er bis heute keine einzige Bundesliga-Minute gespielt hat. Im Prinzip leidet der Club noch heute unter den Fehlern, die nach dem letzten Bundesliga­Abstieg 2014 begangen worden sind. Der nötig gewordene Konsolidie­rungskurs wurde nicht verlassen. Positiv bei all den Problemen ist nur, dass die Mannschaft trotz der Negativser­ie intakt ist und deshalb auch aus dem Umfeld weiter große Unterstütz­ung genießt. Gegen Augsburg werden am Samstag 43000 Zuschauer erwartet – nicht gerade eine übliche Kulisse angesichts der Umstände.

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Foto: Witters Boris Schommers

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